Veranstaltungen 2001

Literatur als Ware — Ein Workshop

Ort: Literaturhaus

Freitag und Samstag, 23./24. November, 13-18 Uhr und 9-13 Uhr
Marketing-Workshop für AutorInnen und Interessierte.

Eintritt frei.
Die Autoren sind zu einem Marketinggegenstand geworden - Sigrid Löffler in einem Interview in der TT vom 20.9.01. Nicht nur das Buch ist eine Ware, sondern auch die Autorinnen und Autoren. Durch das Eindringen ökonomischer Strategien in das Schreiben wird diese so individuelle Tätigkeit immer mehr in Marketing-Überlegungen miteinbezogen. Eine Entwicklung, der sich Kolleginnen und Kollegen nicht entziehen können. Egal, wie erfolgreich sie sind. Diesem Umstand trägt das Seminar Literatur als Ware Rechnung. Mit ausgesuchten Referenten, die aus der Praxis kommen. Es geht nicht um die Vermittlung von Verlagskontakten, sondern um die Sensibilisierung des Verständnisses für Markt, Marketing, Kaufverhalten, Bedeutung der Literatur in der Gesellschaft etc. › Das Literaturhaus lädt Schreibende und Personen, die im Literaturbetrieb tätig sind, sowie Studierende ein, sich an zwei Halbtagen umfassend zu informieren. Literatur als Ware wurde initiiert und organisiert von Hans Augustin.

Anne Duden

Ort: Literaturhaus

Moderation: Elfriede Pöder

Gedichte und Essays

Eintritt frei.

Anne Duden bewegt sich in vielfältigen Genres: Gedichte, Erzählungen, Essays. Doch die Gattungen durchdringen einander, lassen sich nicht wirklich unterscheiden. Die Gedichte denken, die Erzählungen reflektieren, die Essays stellen entschlossen die Wahrnehmung des Ichs ins Zentrum. Und dass dieses Ich eine Frau ist, bleibt spürbar bis in die letzten Fasern der kunstvoll gesponnenen Textgebilde, die die Welt einfangen und zugleich auf Distanz halten.

Friedrich Punt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Johann Holzner

Zuflucht im Wortgehäuse 1941-1943 (skarabaeus, 2001, Brennertexte 4). 
Walter Sachers liest Friedrich Punt. Gemeinsam mit dem Bierstindl.

Eintritt frei.

Der von Christine Riccabona und Anton Unterkircher aus dem Nachlaß herausgegebene Gedichtband mit dem ursprünglichen Titel Zeitgenosse ist ein für Tirol einzigartiges Dokument literarischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Friedrich Punt (1898-1969), Rechtsanwalt und Lyriker, lebte in Innsbruck. Er war mit Ludwig von Ficker bekannt und mit Künstlern der Brenner-Gruppe befreundet: Nie war ich ein Mensch der Politik, ich habe Scheu vor der Öffentlichkeit. Gern lebe ich einsam, frei und unbelästigt von Lob und Tadel. Wenn mich ein Wunsch nach Veröffentlichung des Zeitgenossen anwandelt, so deshalb, weil ich mein Buch als Dokument betrachte: So hat ein Mensch diesen Weltkrieg und den Nationalsozialismus innerhalb der österreichischen Grenze empfunden und bedacht. Der Geist, der beide, Krieg und Nationalsozialismus hervorgebracht hat, ist nicht tot. Er geistert noch immer über unser Festland Europa. Hie und da könnte ein Mensch durch die Schau meiner Gedichte sehend werden und gewarnt. (Friedrich Punt)

Hermann Broch — eine Ausstellung

Ort: Literaturhaus

Ausstellungseröffnung mit Referaten von Heinz Lunzer (Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus in Wien) und Walter Methlagl (ehemaliger Leiter des Forschungsinstitutes Brenner-Archiv). [Reihe Literatur Schätze Tirols]. Die Ausstellung kann vom 4.12. 2001 bis zum 15.1.2002 (9-12 und 14-17 Uhr) besichtigt werden.


Eintritt frei.

Eine Ausstellung der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, Wien, zum 50. Todestag des Autors zeigt Briefe, Texte, Bücher und Fotografien. Den roten Faden bildet die 24 Jahre dauernde Beziehung zu Ea von Allesch (1875-1953): die ersten Briefe an die Angebetete aus dem Jahr 1918, das bisher nie im Original gezeigte handschriftliche Teesdorfer Tagebuch für Ea von Allesch aus dem Jahr 1920 und 1921 und die zwischendurch gesandten Expreßbriefe der überbordenden Liebe, die nur teilweise publizierten Briefe Brochs an Ea zu Beginn und am Ende seiner Emigration. In einem zweiten Teil der Ausstellung, der vom Brenner-Archiv gestaltet wurde, wird Hermann Brochs Verbindung zu Tirol beleuchtet. 1913 sandte Hermann Broch seine ersten schriftstellerischen Arbeiten an Ludwig von Ficker, die dieser im Brenner publizierte. Als Broch von September 1935 an mehrere Monate in Mösern verbrachte, um in der Abgeschiedenheit der Bergwelt die erste Fassung des Bergromans fertigzustellen, kam es zur ersten Begegnung mit Ficker. Der Brenner-Herausgeber gehörte auch zu jenen, an die sich Broch mit seiner 1937 - 38 verfaßten antifaschistischen Völkerbund-Resolution wandte. - In der Ausstellung werden originale Manuskripte, Briefe und Fotos gezeigt.

Die Jenischen

Ort: Literaturhaus

Ein langer Abend über Kultur, Sprache und Literatur der Fahrenden, mit Gespräch am runden Tisch, Lesungen, Musik und Sketches.

Eintritt frei.

Vor kurzem sind in der Reihe Am Herzen Europas im Verlag für die Literatur der Wenigerheiten zwei Bücher erschienen, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit der Kultur der jenischen Bevölkerungsgruppe in unserem Land beschäftigen. Heidi Schleich: Das Jenische in Tirol. Sprache und Geschichte der Karrner, Laninger, Dörcher; Romedius Mungenast (Hg.): Jenische Reminiszenzen. Geschichte(n), Gedichte. Ein Lesebuch. Gerald Kurdoglu Nitsche, bildender Künstler und unermüdlicher Kämpfer für die Rechte von Minderheiten, hat beide Bücher betreut. Eingeladen, am runden Tisch zu diskutieren, sind auch zwei Experten aus Deutschland bzw. der Schweiz: Günter Danzer (D) hat eine Darstellung der Geschichte seines Heimatortes Burgberg in Zusammenhang mit den Jenischen verfasst; Sergius Golowin (CH) sammelte mündlich überlieferte Geschichten der Fahrenden und publizierte sie als Kurztexte und Erzählungen. Der Journalist Benedikt Sauer wird aus der Sicht der Tiroler Straßenzeitung 20er eine kurzen Beitrag zum Thema liefern.

Romed Mungenast und Simone Schönett lesen aus ihren Werken. Mungenast wurde 1953 in eine vielköpfige jenische Familie hineingeboren, durch seine jenischen Gedichte trägt er dazu bei, Kultur und Sprache seines Volkes zu erhalten. Die junge Autorin Simone Schönett schreibt derzeit eine Dissertation über die Jenischen, sie ist aber auch literarisch tätig und hat zuletzt den Preis Schreiben zwischen den Kulturen 2001 (Verein Exil im Amerlinghaus) davongetragen. Ihr Debütroman Im Moos (Bibliothek der Provinz) handelt von einer jenischen Großfamilie. Der lange Abend wird durch die Akkordeon-Musik von Rudi Katholnig aus Kärnten bereichert. Ein Sketch zum Thema Hausieren wird von einem Schauspielerpaar aus dem Umkreis von Günter Danzer beigetragen. Außerdem: Getränke und Speisen!

Ein Hörspiel von Marie-Luise Kaschnitz

Ort: Literaturhaus

Moderation: Sieglinde Klettenhammer

[ wiedergehört ]

Eintritt frei.

Marie Luise Kaschnitz ist vor allem als Lyrikerin und als Prosaschriftstellerin bekannt geworden, weitgehend unbeachtet und unbekannt geblieben ist Kaschnitzs rege Hörspiel-Arbeit. Zwischen 1947 und 1971 wurden nicht weniger als zwanzig Hörspiele der Autorin produziert und gesendet. Kaschnitz selbst hat, wie sie in ihrer Büchner-Preis-Rede von 1955 sagt, ihre Hörspiele durchaus nicht als uneheliche Kinder angesehen, ja auch in ihren Arbeiten für den Rundfunk versucht, den Blick des Lesers auf das Bedeutsame zu lenken, auf die wunderbaren Möglichkeiten und die tödlichen Gefahren des Menschen und auf die bestürzende Fülle der Welt. Die Möglichkeit, lyrische und epische Elemente mit dem gesprochenen und getauschten Wort zu verbinden, die Konzentration auf das Wort und die Erlaubnis, mit Zeit und Ort willkürlich umzuspringen, übten für sie als Schreibende - so Kaschnitz 1962 in der Antrittsrede vor der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz - einen großen Reiz aus. Die Themen und Stoffe, die sie u.a. aus der griechischen Sage, aus dem Alten und Neuen Testament oder der Geschichte nahm, blieben dabei nie im geschichtslosen Raum, sondern wurden mit Problemen der Zeit in Beziehung gesetzt.