Veranstaltungen 2016

Christoph Linher und Ursula Wiegele

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Anna Rottensteiner, Christoph Linher und Ursula Wiegele

„Dämlich wie ein Stück Wild“ springt ein Mensch dem Ich-Erzähler in Christoph Linhers Roman Farn vor den Wagen. Auf den Unfall folgen für den Lenker Hausarrest und Fußfessel. Nach verbüßter Strafe hält dieser im leeren Haus seiner Kindheit den Arrest freiwillig aufrecht. Stück für Stück saniert der Ich-Erzähler das baufällige Haus – nicht zuletzt in dem Bestreben, etwas über sich in Erfahrung zu bringen. In seiner Wahrnehmung und seinem Denken völlig auf sich selbst bezogen, gerät nicht nur diese Arbeit ins Stocken, auch Dinge, die er zu besitzen glaubte, verschwinden …

Clara, die Protagonistin in Ursula Wiegeles Roman Im Glasturm ist seit ihrem achten Lebensjahr gehörlos, sie, die einst vielversprechende Musikerin, arbeitet nun als Gemälderestauratorin. Mit Anfang vierzig kommt sie vom toskanischen Gut nach Österreich zurück: ihr Bruder Paul hat sie gebeten, ihm beim Räumen der elterlichen Wohnung in Wien zu helfen. Im Glasturm eines Tiroler Hotels, den Bergen ganz nah, macht sie Station. Sie erinnert sich an Großes und Kleines, und wie sie durch ewiges Üben die Sprache „sehen“ lernte, indem sie den Menschen die Wörter von den Lippen ablas.

Christoph Linher: Farn. Eine Erzählung aus dem Off. Müry Salzmann 2016
Ursula Wiegele: Im Glasturm. Roman. Müry Salzmann 2015

Leseprobe aus Ursula Wiegeles Roman Im Glasturm

Nationalismen im Vormarsch?

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Martin Sexl

Timo Heimerdinger und Ulrich Schmid im Gespräch.

Mit ihrer Entscheidung, an einer umstrittenen Justizreform festzuhalten und sich somit gegen das Urteil der Verfassungsrichter zu stellen, ließ die polnische Regierung kürzlich aufhorchen. Aber nicht nur in Polen wird die Nation inzwischen über das juristische System von Bürgerrechten gestellt, sondern auch in Ungarn und Russland. Auch in den „identitären“ Bewegungen West- und Mitteleuropas wird das „Nationale“ als ein Wert verstanden, der dem „Staatlichen“ übergeordnet ist und sich zunehmend gegen Europa richtet. Inwiefern stützt sich dieses Verständnis von Nation auf Identitäten, die als „natürlich“ und evident angenommen werden? Wird ein kulturalistischer Nationalismus wieder hoffähig, der an imperiale Reichsideen anschließt und die Gestaltungsmöglichkeiten der Politik aushebelt?

Ibn Arabi: Der Übersetzer der Sehnsüchte

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Stefan Weidner

Mit Einspielung von Vertonungen einzelner Gedichte.

Bekannt für seine Übersetzungen arabischer Poesie, zeigt er mit seiner Übertragung, wie modern und freizügig diese Gedichte sind.

Am Abend wird er in das Leben und die Vorstellungswelten von Ibn Arabi einführen, zeitgeschichtliche Hintergründe beleuchten sowie ausgewählte Gedichte auf Deutsch und Arabisch vortragen. Ebenso werden Vertonungen einzelner Gedichte durch die Ensembles Ibn Arabi und Ibn Baja eingespielt.

Ein Abend in Erinnerung an Walter Schlorhaufer

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Ulrike Tanzer

Johann Holzner, Martin Sailer und Veronika Schmidinger

Walter Schlorhaufer hat sich nicht nur als Arzt, sondern auch schon früh als Schriftsteller einen Namen gemacht. Bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit finden sich seine Texte in wichtigen österreichischen Anthologien, neben Autorinnen und Autoren wie Herbert Eisenreich, Hertha Kräftner, Christine Busta, Christine Lavant, Gerhard Fritsch oder Friederike Mayröcker.

Der von Johann Holzner, Bettina Schlorhaufer und Anton Unterkircher herausgegebene Band Glasfeder (erschienen in der Edition Brenner-Forum im Innsbrucker StudienVerlag) versammelt die schönsten Texte Walter Schlorhaufers: eine Auswahl aus seinen Erzählungen, Gedichte aus den Jahren 1947–1960 und 1992–2001, Schriften zur Literatur und Kunst, Auszüge aus Korrespondenzen mit Rudolf Stibill und Peter Zwetkoff sowie Zeugnisse das Malers. Beiträge über sein Werk sowie ausführliche bio- und bibliographische Anzeigen runden den Band ab.

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Aischylos: Die Schutzsuchenden

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Karlheinz Töchterle

Die Schutzsuchenden ist das am wenigsten bekannte Stück von Aischylos. Die fünfzig Töchter des Danaos fliehen aus Ägypten, da sie dort die Söhne des Aigyptos, ihre eigenen Vettern, heiraten sollen. Verfolgt von den unerwünschten Freiern, gelangen sie nach Argos, der Heimat ihres Geschlechtes, wo sie bei König Pelasgos um Aufnahme und Schutz flehen. Dieser gerät in einen moralisch-politischen Konflikt. Nach seinem Gewissen und aus rechtlichen Gründen muss er den Frauen wegen ihrer argeischen Abstammung Unterschlupf gewähren, politisch riskiert er dadurch einen Krieg mit dem Heimatland der verlassenen Ehemänner.

Barbara Hundegger — Poetik Vorlesung

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Barbara Hundegger und Sieglinde Klettenhammer

Poetik-Vorlesung
Dienstag, 31. Mai 16:30–18 Uhr
Mittwoch, 1. Juni 16:30–18 Uhr

Lesung. Einführung: Sieglinde Klettenhammer
Mittwoch, 1. Juni  20 Uhr

Konversatorium für Studierende
Donnerstag 2. Juni, 16:30–18 Uhr

Nuruddin Farah

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Doris Eibl, Ulla Ratheiser und Katharina Hölbing

Einführung und Moderation: Doris Eibl (Inst. f. Romanistik) / Ulla Ratheiser (Inst. f. Anglistik)
Lesung auf Deutsch: Katharina Hölbing

Mit Nuruddin Farah, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Afrikas, in Innsbruck zu Gast.

Am Abend wird der soeben auf Deutsch erschienene Roman Jenes andere Leben im Mittelpunkt stehen: Als die Modefotografin Bella vom gewaltsamen Tod ihres Bruders Aar bei einem terroristischen Anschlag in Mogadischu erfährt, bricht sie auf, um sich der halbwüchsigen Kinder des Bruders anzunehmen. In Nairobi, wo Aar mit den Kindern lebte, übernimmt sie die Verantwortung, denn Valerie, die Mutter der Kinder, hat die Familie bereits vor Jahren verlassen, um mit einer anderen Frau ein neues Leben zu beginnen. Jetzt aber erhebt sie ihre eigenen Ansprüche, und zwischen den Frauen entspinnt sich ein gnadenloser Machtkampf. In seinem neuen großen Roman erzählt Nuruddin Farah das bewegende Schicksal einer Familie in Zeiten des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs.

Nuruddin Farah: Jenes andere Leben. Roman. Suhrkamp 2016

Mittwoch, 22. Juni, 19 Uhr, Die Bäckerei, Dreiheiligenstraße 21a: Die italo-somalische Autorin Igiaba Scego im Gespräch mit Anna Rottensteiner, Benedikt Sauer und Andreas Oberprantacher.

Peter Waterhouse

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Peter Waterhouse

Peter Waterhouse gilt als herausragender Vertreter der deutschsprachigen literarischen Avantgarde sowie als feinsinniger Übersetzer poetischer (englisch- und italienischsprachiger) Texte. Waterhouse schreibt Lyrik, Theaterstücke, erzählende und essayistische Prosa. So wie seine Übersetzungen mikroskopische Details des Originals erfassen und übertragen, so lebt auch seine Dichtung von der äußerst genauen Lektüre der Welt: aus diesem Grund erkennt sie in vorgeblichen ‚Tatsachen‘ – seien diese soziale Bewegungen und Notstände oder (sich berührende) Sprachwelten – immer auch eine utopische Dimension. Den Autor und Friederike Mayröcker verbindet seit Jahren eine von wechselseitiger Wertschätzung und literarischer Würdigung geprägte künstlerische Freundschaft. Im März dieses Jahres ist nun bei Matthes & Seitz Waterhouse‘ jüngster Band Der Fink. Einführung in das Federlesen mit Aufsätzen zu einigen ihrer Gedichte erschienen. In seiner Lesung wird der Autor aus seinen Neuerscheinungen und aktuellen Schreibprojekten vorlesen.

W:ORTE 2. Lyrikfestival Innsbruck

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: José F. A. Oliver

Donnerstag, 16.  Juni      
Literaturhaus am Inn
18 Uhr

Am W:ORT: Junge Autorinnen und Autoren
Texte aus der Jugend-Schreibwerkstatt mit José F. A. Oliver zum Schwerpunkt Poesie

20 Uhr
Fest der W:ORTE
Lyriklesung in 4 Sprachen mit Odile Kennel (deutsch-französisch), José F. A. Oliver (deutsch-spanisch) und Erica Zingano (portugiesisch)

Freitag 17. Juni, 20:15 Uhr  
ORF Tirol, Studio 3 Rennweg 14
klang_sprachen 2016
wie ein mensch der umdreht geht. dantes läuterungen reloaded
Barbara Hundegger und 15 MusikerInnen des Tiroler Kammerorchesters InnStrumenti
Konzeption: Klex Wolf, Hannes Sprenger
Musikalische Leitung: Gerhard Sammer www.innstrumenti.at

Samstag 18. Juni
10:30–11:30, 11:45–12:45, 14:30–15:30 Uhr   
Café Katzung, Salon Pauli, Herzog-Friedrich-Straße 16
Poetische Interventionen im Halbstundentakt bei Kaffee & Kuchen
Jan Wagner (D), Daniela Chana (A), Andreas Neeser (CH), Gerd Sulzenbacher (I), Frieda Paris (D), Martin Piekar (D), Robert Prosser (A), Rafael Urweider (CH), Elisabeth Wandeler-Deck (CH)

18 Uhr
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Museumstraße 4
Lange Nacht der W:ORTE
Durs Grünbein, Maja Haderlap, Ferdinand Schmatz, Ulf Stolterfoht

Sonntag, 19. Juni - Ohne W:ORTE

 

Für weitere Informationen zu den einzelnen Programmpunkten, achten Sie auf Flyer und Aussendungen von Literaturhaus am Inn und 8ung Kultur
www.8ungkultur.com

Poesie & Revolution

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Erika Wimmer

AbschlussW:ORTE im Rahmen des Lyrik-Festivals mit Elisabeth Wandeler-Deck und Ferdinand Schmatz.

Während in den 1950er und 1960er Jahren die Lyrik der Avantgarde noch klar einen revolutionären Anspruch hatte, ist die Frage nach Poesie & Revolution heute nicht mehr so einfach zu beantworten. Der Protest scheint sich eher in anderen Formen, wie z. B. in Songs oder in Aktionen wie jenen der Punkband Pussy Riot abzuspielen. Inwiefern äußern sich Protest und Revolution heute im Gedicht? Welcher Definition folgt ein politisches Gedicht und welche Haltungen nehmen „politische“ Dichter und Dichterinnen ein? Sind die Fragen nach Ästhetik und politischer Poesie heute neu zu stellen?