Veranstaltungen 2016

Sabine Gruber und Dragica Rajčić

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Anna Rottensteiner und Gabriele Wild

Im März werden Sabine Gruber und Dragica Rajčić Einblicke in ihre jeweiligen Schreibprojekte geben: Sabine Gruber in ihr Romanprojekt mit dem Titel Daldossi oder Das Leben des Augenblicks (erscheint im Juli bei C.H.Beck); Dragica Rajčić in ihre literarische Arbeit mit dem Titel liebe um liebe.

 

Werte- und Orientierungskurse“ – wozu, wohin?

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Anna Rottensteiner

Gespräch mit Marlene Streeruwitz und Christine Baur.

Ab Januar 2016 sind in Tirol verpflichtende „Werte- und Orientierungskurse“ für Asylberechtigte gestartet. Dabei geht es nicht nur darum, den Teilnehmer/innen die Geschichte Österreichs näherzubringen, sondern vor allem auch um die Vermittlung alltäglicher Gepflogenheiten sowie Themen wie Meinungsfreiheit, Demokratie, Trennung von Religion und Staat, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Sprache und Bildung, u. ä. m. Dabei stehen auch (österreichische? europäische? demokratische?) „Werte“ im Fokus.

Ein Abend zum 101. Geburtstag von Max Riccabona

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Ulrike Längle

Lesung: Mario Plaz

Einführung und Moderation: Ulrike Längle

Jeder Brief von Ihnen ist ein Ereignis – diese Worte schrieb David Bronsen, der Joseph-Roth-Biograph, an Max Riccabona, und er hat recht. Aus Riccabonas Korrespondenz, die zum Großteil unveröffentlicht im Brenner-Archiv in Innsbruck liegt, soll an diesem Abend ein Porträt erstehen, das die unterschiedlichen Facetten dieser zeitgeschichtlich wie künstlerisch faszinierenden Persönlichkeit zum Funkeln bringt.

Max Riccabona (19151997), Jus-Studium, Konsularakademie in Wien, Häftling in Dachau, nach dem Krieg Rechtsanwalt in Feldkirch, Schriftsteller, bildender Künstler.

Max Riccabona galt „über die Landesgrenzen hinaus als ungewöhnlicher Schriftsteller und origineller Erzähler. Die literarische Welt schätzte seine Sprachmacht und seine nicht zu versiegen scheinende satirische Energie, doch auch seinem unmittelbaren Umfeld sollte sich Riccabona durch seinen großen Reichtum an Geschichte und Geschichten nachhaltig einprägen.“ (Petra Nachbaur)

 

In Kooperation mit dem Brenner-Forum

Katharina Winkler

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Gabriele Wild

Der Blauschmuck trägt die Handschrift der Männer. Das Werkzeug, Holz oder Eisen, und die Anzahl der Schläge bestimmen den Blauton.

Filiz wächst in einem kurdischen Dorf in der Türkei auf. Sie ist zwölf, als sie sich in den um wenige Jahre älteren Yunus verliebt und mit ihm von einem gemeinsamen Leben im Westen träumt. Mit fünfzehn heiratet sie Yunus – heimlich und gegen den Willen ihres Vaters. Doch mit der Hochzeit platzen auch die Träume von Freiheit und Autonomie: Statt Jeans trägt Filiz jetzt Burka; gemeinsam mit den drei Kindern, die in dieser Ehe geboren werden, ist sie der körperlichen und seelischen Brutalität ihres Mannes und ihrer Schwiegermutter ausgesetzt. Daran ändert auch die Emigration der Familie in den Westen nichts – vorerst.

In ihrem Debütroman, der auf einer wahren Lebensgeschichte beruht, schildert Katharina Winkler in eindringlicher, karger und zugleich mächtiger Sprache anschaulich die Abgründe von Abhängigkeit und brutaler Unterdrückung.

Katharina Winkler, geboren 1979 in Wien, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft. Blauschmuck ist ihr Debütroman. Die Autorin lebt in Berlin.

Katharina Winkler: Blauschmuck. Roman. Suhrkamp 2016

Sandra Gugić und Lydia Haider

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: David Winkler-Ebner

Wie Astronauten, nur über ein dünnes inneres Kabel verbunden mit dem Mutterschiff Erde, bewegen sie sich in Sandra Gugićs Debutroman einen Sommer lang durch ihre Stadt: die Schulfreunde Darko und Zeno, das Mädchen Mara, der Taxifahrer und heimliche Schriftsteller Alen, sein Freund, der Polizist Niko, und der Kleinkriminelle Alex. Sehnsüchtig nach Wärme und Nähe begegnen sie einander und verstricken sich doch immer wieder in ihre Geheimnisse. In klarer, poetischer Sprache entfaltet sich ein Kosmos des alltäglichen Lebens, der uns zunehmend fremd und vertraut zugleich erscheint.

Lydia Haiders Roman Kongregation könnte ein Krimi sein, ein Provinzkrimi vielleicht. Sieben rätselhafte tödliche Unfälle von jungen Menschen erschüttern ein Dorf. Es ist ein kollektives Wir, das das Geschehen mit biblisch-homerischer Wucht berichtet. Diese Kongregation bilden nicht katholische Würdenträger, sondern die jungen Andersdenkenden, die sich als das Alpha und Omega setzen und es mit den mächtigen Alten aufnehmen. Trash trifft auf die Bibel, Jugendslang auf den hohen Ton, Pathos auf Ironie.

Sandra Gugić: Astronauten. Roman. C.H.Beck 2015

Lydia Haider: Kongregation. Roman. Müry Salzmann 2015

Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus

Ort: Literaturhaus am Inn

Fortsetzung der Lesereihe des Instituts kultureller Kompostierung

Im Rahmen der vierjährigen Lesereihe von Juni 2014 bis November 2018 entlang prägnanter Daten des sogenannten „Großen Kriegs“ vor hundert Jahren lesen Veronika Fiegl, Helga Hauffe, Christof Heinz, Sylvia Krismayr, Martin Mariner, Wolfgang Maurer, Johannes Payr, Roman Wegmann, Klaus Windisch.

Technik: Ernst Koder

Das ist wohl der Gipfel! Historische Einbettung: Hundertster Jahrestag der Sprengung des Gipfels Col di Lana in der Fanesgruppe. Der bereits seit 1915 vom deutschen Alpenkorps und später von österreichischen Truppen besetzte Col di Lana wird seit dem Winter 1915 /1916 immer wieder von italienischer Seite zu erstürmen versucht und fordert alleine durch Lawinenabgänge Hunderte an Opfern. Der Gipfel wird erst von italienischer Seite und ab Anfang 1916 auch von österreichischer Seite unterminiert und erreicht in der Nacht vom 17. auf 18. April seinen traurigen Höhepunkt mit seiner Sprengung.

Zum Projekt: Um das Gesamtwerk des Satirikers Karl Kraus annähernd zu würdigen, sieht sich das Institut kultureller Kompostierung veranlasst, das Studium der „Phrasiologie“ zu pflegen und versucht auf diesem Wege, den Ernst des Witzes der Sprache zu analysieren und aufs Genaueste zu beleuchten.

Aleš Šteger

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Joe Rabl

Zur Karnevalszeit im Jahr 2012 ist das slowenische Maribor Kulturhauptstadt Europas. Lokalpolitiker und Selbstdarsteller versuchen Profit daraus zu schlagen, jede erdenkliche Kunstform wird vermarktet. In den Medienrummel mischen sich der aus Maribor stammende Dramaturg Adam Bely und die kubanisch-österreichische Journalistin Rosa Portero. Das seltsame Paar verfolgt jedoch eine geheime Mission, die beiden sind einer bösartigen Verschwörung auf der Spur und wollen deren dreizehn Anhänger entmachten.

In der Tradition von Bulgakow, Gogol und Kafka lässt Aleš Šteger die Kräfte des Guten und des Bösen aufeinander prallen, seziert die verrottete Gesellschaft des schönen Scheins. Sein Debütroman entpuppt sich so als Reise in das Herz der Finsternis Europas.

Aleš Šteger: Archiv der toten Seelen. Roman. Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz. Schöffling & Co 2016

Kaum ausgewachsen, schon ausgebrannt – Kinder und Burn-Out

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Christine Riccabona

Innsbruck liest-AutorIn und Martin Fuchs im Gespräch.

Kommunikationsstress, Bildungsstress, Jobstress, Zukunftsstress, Individualisierungsstress, Leistungsdruck: Das Krankheitsbild Burn-Out greift immer stärker auch auf die jüngere Generation über. Dass bereits Kinder zu Patienten werden, wird in der Gesellschaft weitestgehend noch nicht wahrgenommen. Im Montagsfrühstück soll die Situation psychisch belasteter Jugendlicher beleuchtet werden. Darüber hinaus wird auch die Frage behandelt, inwiefern Literatur therapeutische Wirkung entfalten kann.

Martin Fuchs, geboren 1974, Studium der Medizin in Innsbruck. Leitender Oberarzt für die Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Innsbruck, seit 2015 stellvertretender Direktor der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Im Rahmen von Innsbruck liest.

B. Traven: Das Totenschiff

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Ekkehard Hey-Ehrl

Der Roman Das Totenschiff von B.Traven – erstmals 1926 in der Büchergilde Gutenberg erschienen – zählte in den 1920er und 1930er Jahren zu den großen und äußerst populären Romanen der so genannten sozialkritischen Literatur. Fälschlicherweise als Abenteuerroman abqualifiziert, wurde der Roman von der literaturwissenschaftlichen Forschung mehr oder weniger ignoriert. Der bewusste Einsatz unterschiedlicher sprachlicher Mittel und das Spiel mit verschiedenen literarischen Genres weisen den Text als ein außerordentliches Beispiel moderner Literatur aus. Auf thematischer Ebene (Flucht, Ausbeutung, Beschreibung brutaler Arbeitsverhältnisse) ist er ein Dokument von höchster Aktualität.