Veranstaltungen 2015

Rut Bernardi und Paul Videsott

Vorschaubild des zwölften Specials

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Barbara Siller

Tu vënces rujeneda ladina! Du gewinnst, ladinische Sprache!
Geschichte der Ladinischen Literatur 

Lange Zeit war eine Geschichte der ladinischen Literatur ein Desideratum. Nun liegt sie endlich vor. Rut Bernardi und Paul Videsott haben dieses ambitionierte Projekt realisiert und in drei Bänden eine Geschichte der ladinischen Literatur geschrieben: Der erste Band setzt sich mit der Literatur in allen 5 dolomitenladinischen Tälern (Gröden, Gadertal, Fassa, Buchenstein und Ampezzo) von den Anfängen um 1800bis 1945 auseinander; der zweite und dritte Band enthalten die Literatur nach 1945, aufgeteilt nach den ladinischsprachigen Tälern im Trentino und in Südtirol. Die bio-bibliographische Regionalliteraturgeschichte bietet einen umfassenden Überblick über 230 Autorinnen und Autoren und ist eine wahre Fundgrube.

Rut Bernardi, Paul Videsott: Geschichte der ladinischen Literatur. 3 Bände. bu’press, Universität Bozen 2013 

Line Hoven und Teresa Präauer

Ort: Literaturhaus am Inn

Kennengelernt haben sich die beiden Künstlerinnen während ihrer Aufenthaltsstipendien am »Literarischen Colloquium« in Berlin. Genau genommen: in der Gästeküche. Aus dem kurzen Snack während der harten Arbeit wurde ein langes Gespräch, denn Hoven hatte Zeit und Präauer war eloquent. So redeten die beiden über Graphic Novels, über Bücher, über Bilder, über andere Autorinnen und Autoren, darüber, wie man überhaupt anfängt zu schreiben, wieso man schreibt und welche schmutzigen Seiten im Internet für all das das beste Material bieten. Aus dem Snack wurde ein Abendessen, ein Frühstück, ein Sonnenbad und viel Feierabendwein. Es wäre ungerecht, so viel Charme, Zuneigung und Witz nur den Berlinern zukommen zu lassen: das Gespräch wird im Literaturhaus am Inn fortgesetzt!


Gesprochen wird über das Bildende in den Künsten, über Freundschaft unter Künstlerinnen und Künstlern und über Teresa Präauers Romanfiguren, die Kunststudenten Johnny und Jean, die an diesem Abend ebenso vorgestellt werden. In ihrem aktuellen Roman Johnny und Jean erfindet Präauer in zahlreichen Episoden das abenteuerliche Leben zweier junger Männer, die sich in der Kunst und im Leben üben: Lustvoll und schlagfertig!

Teresa Präauer: Johnny und Jean. Wallstein 2014

Wem gehört der öffentliche Raum? Wem gehört die Stadt?

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Antonia Erhart

Arno Ritter und Irmtraud Peer im Gespräch.

Im vergangenen Herbst wurde die von der Politik als Fußgängerzone und Begegnungsort erklärte Maria-Theresien-Straße, in Form einer Kunstaktion öffentlich zu Grabe getragen. Der Grund für die inszenierte Trauerfeier war die stadtpolitische Durchsetzung eines Alkoholverbots für einen zentralen Teil der Innsbrucker Innenstadt. Hinter dieser Entscheidung wurde von Kritiker_innen die Verdrängung von Obdachlosen aus der Innsbrucker „Prachtstraße“ vermutet, denn das Verbot galt allein dem Alkoholkonsum auf offener Straße, nicht aber dem Konsum alkoholischer Getränke in einer der zahlreichen Bars oder Straßencafés der Hauptstraße. Das „Montagsfrühstück“ möchte dies als Anlass nehmen, die Bedeutung des öffentlichen, städtischen Raums und die Grenzen zu dem, was wir als privaten Raum (und Raum des Privateigentums) betrachten, zu diskutieren: Wem gehört der öffentliche Raum? Wie werden Orte der Begegnung, des Verweilens und der Kommunikation genutzt und eingeschränkt? Wer gestaltet den öffentlichen Raum? Wer hat dabei ein Mitspracherecht? Wer nutzt den öffentlichen Raum (gerade in einer Touristenstadt wie Innsbruck)? Welche Rolle spielen Gender und das Geschlecht von Menschen dabei? Diese und weitere Fragen diskutieren die Künstlerin und Architektin Irmtraud Peer und der Leiter des Architekturforums aut. architektur und tirol Arno Ritter. Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Marica Bodrožic´, Ann Cotten, Uljana Wolf

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Federico Italiano und Sieglinde Klettenhammer

Poesiegespräche und Lesung

Lyrik – das Modell einer „neuen Weltliteratur“? Marica Bodrožic´, Ann Cotten und Uljana Wolf setzen Gedichte in Bewegung. Ihre Texte versperren sich nationalphilologischen Zuordnungen und brechen das monolithische Konzept der „Kulturnation“ durch die Erfahrung des Kosmopolitismus auf, zu der die Begegnung mit Sprachen und Literaturen gehört. Das hat Konsequenzen für die Sprache des Gedichts: Ungewöhnliche Sprachklangkompositionen, neue Metaphern und Bilder entstehen aus überraschenden Sprach-Begegnungen, Begriffe, feste Sinnzusammenhänge kommen ins Fließen. Die Autorinnen bewegen sich in unterschiedlichen Sprachwelten und lassen sie ironisch-witzig ungewöhnliche Verbindungen eingehen, ohne dabei die Wirklichkeit, die sich allerdings stets als Sprach-Wirklichkeit zu erkennen gibt, auszublenden. Marica Bodrožic, Ann Cotten und Uljana Wolf lesen und diskutieren einen Abend lang Gedichte sowie eine transkulturelle Schreibweise.

Im Rahmen des vom Forschungszentrum Kulturen in Kontakt veranstalteten internationalen Symposions LYRIK TRANSKULTURELL 21.–24. Januar 2015

www.uibk.ac.at/kik

Hugo Bettauer

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Ekkehard Hey-Ehrl

Am 10. März 1925 streckte der Zahntechniker Otto Rothstock den Schriftsteller, Journalisten und Verleger Hugo Bettauer durch mehrere Schüsse nieder. Dieser erlag am 25. März seinen schweren Verletzungen. Der heute längst in Vergessenheit geratene Autor war zu seiner Zeit ein zwar umstrittener aber höchst erfolgreicher. Allein sein Roman Stadt ohne Juden erreichte eine Auflage von 250.000 Stück. Zentrales Thema des Romans ist der grassierende Antisemitismus in der Ersten Republik. Insgesamt verfasste Hugo Bettauer neben seiner journalistischen und verlegerischen Arbeit 20 Romane. Großer Beliebtheit erfreuten sich seine Kriminalgeschichten, die neben einem spannenden Plot immer auch eine gute Portion Sozialkritik enthielten. Karl Kraus, ehemaliger Mitschüler von Bettauer, urteilte über ihn: „Von Bettauer weiß ich nur, daß er immerhin ein besserer Schriftsteller war als jene, die seine Wunden mit Steinen beworfen haben“. (Kraus, Die Fackel)

Karin Peschka

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Joe Rabl

Karin Peschka beschreibt in ihrem Romandebüt Watschenmann die ambivalente Beziehung dreier Menschen, die auf der Suche nach Normalität und Befreiung sind. Wien, 1954: Die harten Nachkriegsjahre sind vorbei, Wiederaufbau und wirtschaftlicher Aufschwung prägen die Zeit. Doch nicht jeder findet Halt in einer Gesellschaft, die versucht, Krieg und Gewalt in die Vergangenheit abzuschieben. Lydia, Dragan und Heinrich gehören zu den Entwurzelten, die in einem Schuppen hausen und – jeder für sich – ein anderes Bild der Nachkriegsgesellschaft skizzieren. Mit ungeheurer Sprachwucht erzählt dieser Roman von Menschen, die sich Stabilität und Halt geben, die sich schlagen und beleidigen, die an der Hoffnung festhalten. Karin Peschka „fällt aus dem Rahmen der jüngsten deutschen Literatur“. (Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten.

schauen & lesen & hören: Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch auf unserer Homepage einen Auszug aus Watschenmann von Karin Peschka.

Präsentation der Innsbrucker Trakl-Ausgabe

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Ulrike Tanzer

Aspekte der Trakl-Rezeption und Lesung

Trakls Werdegang als Dichter ist eng mit Innsbruck verbunden. Hier wurde er von Ludwig von Ficker gefördert, hier hat er zeitweise gelebt und gearbeitet, in der Zeitschrift Brenner erschienen seine Gedichte. Das Brenner-Archiv verwahrt einen Teil seines Nachlasses und ist seit Jahrzehnten als Forschungsstätte zu Leben und Werk Trakls bekannt. Die Innsbrucker Trakl-Ausgabe wurde am 5. November nach ihrer Fertigstellung anläslich des 100. Todestags Trakls im Brenner-Archiv erstmals präsentiert. Aufgrund des (zu) starken Andrangs wird diese Präsentation – in veränderter Form – wiederholt.

Georg Paulmichl

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Irene Zanol

Gespräch: Johannes Gruntz-Stoll und Dietmar Raffeiner

Lesung: Felix Mitterer

In Georg Paulmichls poetischer und stets unkonventionellen Kurzprosa schildert er mit wachem Blick für die Details Begegnungen und Situationen, beschreibt seinen Lebensalltag und die Menschen, die ihn umgeben. Seine Texte wurden 2000 für eine Kampagne für die „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, Deutschland“ eingesetzt. Im Zuge eines Forschungsprojekts am Brenner-Archiv konnten 80 bisher unveröffentlichte Texte erschlossen werden, die nun – gemeinsam mit Bildern aus den ersten Jahren des künstlerischen Schaffens von Georg Paulmichl – erstmals publiziert wurden. Sein literarisches und bildkünstlerisches Werk ist mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt worden, u. a. mit dem Förderungspreis der Goethe-Stiftung Basel und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Johannes Gruntz-Stoll, Irene Zanol (Hrsg.): Georg Paulmichl: Bis die Ohren und Augen aufgehen. Frühe Texte und Bilder. Haymon, 2014

In der Reihe [ Im Fokus: Brennr-Archiv ] stellen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts mit ihren Arbeitsschwerpunkten vor.

In Kooperation mit dem Brenner-Forum

Klaus Rohrmoser

Ort: Literaturhaus am Inn

Musikalische Begleitung: Nino Rohrmoser

Klaus Rohrmoser, ist Schauspieler, Regisseur und seit Kurzem auch Autor. Dreizehn Jahre war der gebürtige Innsbrucker Schauspielchef am Tiroler Landestheater, im Herbst 2012 begann er zu schreiben: In seinen verstörenden Charakterstudien lotet Rohrmoser körperliche Sehnsüchte und seelische Bedürfnisse aus und wagt sich tief in die Kriegsschauplätze der menschlichen Existenz. Mit bemerkenswerter Fantasie nimmt Rohrmoser mit seinen Texten Einzug in die Welt der Literatur: „knapp, drastisch, erzählerisch dicht und von erstaunlicher Wortgewalt“ (Tiroler Tageszeitung über Dunkle Mutter Finsternis). Von seinem Sohn Nino auf der Geige begleitet liest der Autor Auszüge aus seinem bisherigen Werk und spricht über seinen ganz persönlichen Einstieg ins Schriftstellerleben und die faszinierende Reise ins weite Land der Sprache.

nicht nur das Geschriebene auch die Existenz muss poetisch sein.“

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Eleonore De Felip

Lesung aus dem Werk: Veronika Schmidinger

Friederike Mayröcker zählt zu den bedeutendsten Dichter_innen der deutschsprachigen literarischen Avantgarde. In einem langen, überaus schöpferischen Leben entstanden große Prosaarbeiten, Hörspiele und ein umfangreiches lyrisches Werk. Mayröcker, die nicht zuletzt durch ihre sprachliche Kühnheit und ihre Existenz als kompromisslose Dichterin verzaubert, feierte am 20. Dezember 2014 ihren 90. Geburtstag. Die Stadt Innsbruck, die in der Biografie der Autorin eine besondere Rolle spielte, feiert mit ihr. Nicht nur gingen von den Österreichischen Jugendkulturwochen, die von 1950 bis 1969 in Innsbruck stattfanden, für die damals junge Autorin wichtige künstlerische Impulse aus; hier war es auch, wo sie ihrem Lebens- und Schreibgefährten Ernst Jandl zum ersten Mal begegnete.
Der Abend ist der „poeta magica“, dem Leben und Werk einer großen und unermüdlichen Autorin gewidmet.