Veranstaltungen 2004

so that’s what it’s like

Ort: Literaturhaus

Österreichische AutorInnen übersetzen englischsprachige Lyrik. Lesung und Gespräch.
Mit Ludwig Laher, Peter Waterhouse, Erwin Einzinger

2002 ist im Innsbrucker Haymonverlag So also ist das. So that's what it's like erschienen, eine zweisprachige Anthologie mit Übersetzungen von Gedichten englischsprachiger AutorInnen durch österreichische KollegInnen. Sie haben sich in poetisch-gedanklicher Übereinstimmung der Texte ihrer Kolleginnen und Kollegen aus England, Schottland, Wales und Nordirland angenommen. Am Abend werden ausgewählte Originaltexte und deren Übersetzungen gelesen, im Anschluss daran findet ein Gespräch darüber statt, was AutorInnen immer wieder dazu treibt, in fremde Sprachuniversen einzutauchen.

Alma Vallazza und Theresia Prammer lesen Amelia Rosselli (italienisch / deutsch)

Ort: Literaturhaus

Amelia Rosselli, 1930 in Paris geboren. Sowohl ihr Leben ist geprägt von Exilantentum - die Familie zieht nach England, als zwei Familienmitglieder von den Faschisten ermordet werden, nach einem Aufenthalt in den USA kehrt Amelia Rosselli nach Italien zurück, wo sie sich ab 1950 in Rom niederlässt – als auch ihre Gedichte. In ihnen prägen sprachliche Entwurzelung und Entfremdung die Annäherung an die Themen der Liebe, des Religiösen und der Krankheit, aber auch der Wechsel der Rhythmen und Klänge jener 3 Sprachen, die ihre Kindheit und Jugend prägten. Ab 1964 beginnt sie mit der Veröffentlichung von Gedichtbänden und übersetzt. 1996 nimmt sie sich in Rom das Leben. Berühmte Zeitgenossen wie Pier Paolo Pasolini schätzten ihre Texte, sie selbst blieb immer "fremd", verweigerte Zugehörigkeiten zu literarischen Gruppen und Moden.
Auf Deutsch liegen bis auf einige Gedichte in Anthologien keine Übersetzungen vor. In der Edition per procura erscheint nun im Frühjahr 2004 in der Übersetzung durch Theresia Prammer und Alma Vallazza der Band "Ausgewählte Gedichte". An diesem Abend spricht jede der Übersetzerinnen über ihren Zugang zu den Gedichten von Rosselli.

Ilma Rakusa

Ort: Literaturhaus

liest aus eigenen Texten und aus Übersetzungen.

"Wie geht der Autor-Übersetzer mit dem inneren Stimmengewirr um, mit den möglichen Interferenzen? Als Übersetzer ist er angehalten, Hallraum zu sein, als Autor drängt es ihn, die eigene Stimme zu erhalten." In diesen Worten bringt Ilma Rakusa die Vielschichtigkeit der Doppeltätigkeit zu Wort, die sie selbst ausübt: Autorin und Übersetzerin zu sein.
Am Abend wird sie aus eigenen Texten lesen sowie die Stimmen jener Autorinnen und Autoren zu Gehör bringen, die sie übersetzt (u.a. Danilo Kis, Marguerite Duras, Marina Zwetajewa), eingebettet in Reflexionen zur Thematik.

Lesung mit Hans Augustin

Ort: Literaturhaus

Moderation: Bernhard Sandbichler

Fayum und andere Erzählungen (Skarabaeus 2004)
In Zusammenarbeit mit dem Skarabaeus-Verlag.

"Verschenkte Geschichten" nennt Hans Augustin seine zehn Prosatexte. In ihnen schildert er eine Welt, in der die Menschen den Boden unter den Füßen verlieren, die an unerwarteten Stellen aufbricht und in der vertraute Strukturen plötzlich zerbrechen. Geschichten über einen Vater, der seinen Sohn, den Bombenattentäter von Oklahoma, vor seiner Hinrichtung besucht; über eine Familie, die im Park ihr Sonntagspicknick einnimmt und Zeuge wird, wie die Welt auseinander bricht; über den Traum von Fayum; oder von einem Bauern, über dessen Hofidylle BSE hereinbricht.

Bernhard Sandbichler, geboren 1965, lebt in Innsbruck. Studium der Germanistik und Romanistik in Innsbruck; 1996–2001 im Residenz Verlag Salzburg tätig. Seit 2002 organisatorischer Leiter der Wiltener Sängerknaben und Geschäftsführer der Kulturinitiative INTERregional.telfs.

Außenseiter wider Willen? — Fritz Herzmanovsky-Orlando

Ort: Literaturhaus

Vortrag von Eric Leroy du Cardonnoy
Anläßlich des 50. Todestages von Fritz Herzmanovsky-Orlando

Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954), Erzähler, Dramatiker und Zeichner, studierte Architektur in Wien; er war eng verbunden mit Alfred Kubin, aus dessen Freundeskreis er auch antirationalistisches und mystisches Gedankengut aufnahm. 1916 übersiedelte er nach Meran, wo 1917 der bizarr-groteske Biedermeier-Roman Der Gaulschreck im Rosennetz (1928 mit eigenen Illustrationen erschienen) als erster Band einer "Europa"-Trilogie entstand, deren 2. und 3. Teil posthum erschienen: Das Maskenspiel der Genien und Rout am fliegenden Holländer. In dieser Trilogie wird die Welt der barocken Habsburger- bzw. Donaumonarchie heraufbeschworen. Der Vortrag will den Künstler und Autor als charakteristischen Repräsentanten des selbst auferlegten Exils sichtbar machen: als einen Außenseiter, der am Ende doch alles andere gewesen ist als ein Außenseiter wider Willen.

E. Leroy du Cardonnoy hat über Elias Canettis Aufzeichnungen promoviert und ist als Dozent an der Universität Caen (Frankreich) tätig (Schwerpunkt: österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts). Er arbeitet derzeit an seiner Habilitationsschrift über das Monströse in der deutschsprachigen Literatur am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Eine Ausstellung zeigt Originalmanuskripte und Zeichnungen aus dem Nachlass Herzmanovsky-Orlandos.

Martin Heidegger — Ludwig von Ficker

Ort: Literaturhaus

Briefwechsel 1952 -1967. Herausgegeben und kommentiert von Matthias Flatscher (Klett-Cotta 2004). Buchpräsentation mit einer Einführung des Herausgebers. Walter Sachers liest aus den Briefen.

Ludwig von Ficker (1880-1967), Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner und wichtiger Förderer Georg Trakls, lernte Martin Heidegger (1889-1976) anlässlich einer Gedenkfeier 1952 zu Ehren des Dichters Georg Trakl auf der Bühlerhöhe bei Baden-Baden kennen. Auf diese Begegnung, die beide gleichermaßen beeindruckte, folgte ein reger Briefwechsel, der von der gegenseitigen Wertschätzung zeugt. 1960 hielt Martin Heidegger die Laudatio bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin an Ludwig von Ficker.

"Das gemeinsame Anliegen, die tiefen Einsichten in die Sprache und in das menschliche Sein auch für nachkommende Generationen wachzuhalten, trug wesentlich zur Reifung einer sehr persönlichen und betont herzlichen Freundschaft zwischen Heidegger und Ficker bei." (Vorwort).

Matthias Flatscher studierte Philosophie und Germanistik in Wien, arbeitet derzeit an einer Dissertation über die Sprachauffassung von Heidegger und Wittgenstein. Lehrbeauftragter der Universität Wien und freier Mitarbeiter des Brenner-Archivs.

Eine Ausstellung zeigt Originalbriefe Martin Heideggers und weitere Dokumente aus dem Nachlass Ludwig von Fickers.

100 Jahre Bloomsday — open reading

Ort: Café Katzung, 1. Stock, Salon Pauli

Der Roman, durch den James Joyce unsterblich wurde, schildert einen Tag im Leben des Annoncenakquisiteurs Leopold Bloom, den 16. Juni 1904. Bald nach Erscheinen des Romans begannen Enthusiasten, diesen Tag zu feiern. 2004 nun wird Blooms Tag - der »Bloomsday« - hundert Jahre alt. Wir feiern den Abend mit einer offenen Lesung aus "Ulysses", unter anderem mit Christoph W. Bauer, Thomas Wiederin, Christa Kofler, Daniel Ostermann, Heinz D. Heisl, Magdalena Kauz, Bernhard Sandbichler, Thomas Schafferer ...

Spontan Entschlossene sind eingeladen, eine Passage zu lesen.
Special for reading guests: Irish Coffee und Irish Whiskey ...

Herzland Süden

Ort: Pavillon Hofgarten

Gedanken Lesungen Musik
Ein Abend mit Iso Camartin, Stefanie Holzer, Bettina Galvagni, Renata Zuniga, Anne Marie Pircher, Bernhard Aichner, Peter Oberdörfer, Kurt Lanthaler // Musik: Harald Pröckl, Akkordeon

Jeder braucht seinen Süden (Suhrkamp 2003) das Buch von Iso Camartin hat uns inspiriert, unsere letzte Veranstaltung vor der Sommerpause dem "Süden" zu widmen.

Die Autorinnen und Autoren lesen Texte, die im Auftrag des Literaturhauses zum Thema Herzland Süden geschrieben wurden, gedacht als literarische Annäherungen an einen Süden im Kopf, der ein konkretes Land, ein realer Ort sein kann, wie auch ein Reiseziel, zu dem man mit dem inneren Kompass aufbricht. - Mit einleitenden Gedanken und Überleitungen von Iso Camartin.

Eine Kooperation mit der Südtiroler AutorInnenvereinigung und der GAV Tirol

Lesung mit Bettina Baláka und Rosa Pock

Ort: Literaturhaus

Moderation: Barbara Hoiß

Balákas Texte erzählen von Frauen, deren Ausbruchsphantasien, deren Leiden, manchmal auch von deren Schwächen und von der Lust am Anders-Sein.

Rosa Pocks soeben erschienener Band Eine kleine Familie (Droschl 2004) ist „ein leichtes Buch über die schwere Aufgabe, glücklich man selbst zu sein – oder gar zu werden“ ist (Verlag).

 

Ludwig Wittgenstein

Ort: Literaturhaus

Buchpräsentation Ludwig Wittgenstein - Licht und Schatten. Ein nächtliches (Traum-)Erlebnis und ein Brieffragment. (Haymon 2004).
Mit einer Einführung durch die Herausgeberin Ilse Somavilla. Johannes Nikolussi liest.

Zwei bisher unveröffentlichte Schriftstücke des Philosophen geben Anlaß, Wittgensteins Spannungsverhältnis zur Religion und zu kulturellen Werten der menschlichen Zivilisation nachzuspüren. Bei den beiden Texten handelt es sich zum einen um eine tagebuchartige Aufzeichnung eines nächtlichen (Traum-) Erlebnisses aus dem Jahre 1922, zum anderen um das Fragment eines Briefes, den er vermutlich im Jahre 1925 an seine Schwester Hermine gerichtet hat. Im ersten Text kommt das Dunkle, Angsteinflössende in Wittgensteins Gottesvorstellung zum Vorschein, im zweiten Text das Positive, Lichtvolle, das Wittgestein mit Religion assoziierte.
Ilse Somavilla, geboren in Fulpmes, lebt in Innsbruck, seit 1990 Mitarbeiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv. Zahlreiche Aufsätze zu Ludwig Wittgenstein; Herausgeberin von u. a. Ludwig Wittgenstein: Denkbewegungen. Tagebücher 1930-1932, 1936-1937. (Haymon 1997)