Veranstaltungen 2011

Annette Pehnt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Doris Eibl

Mit beklemmender Eindringlichkeit schildert Annette Pehnt in ihrem Roman Mobbing, wie eine Mobbing-Aktion die Existenzbedingungen und den Seelenhaushalt einer jungen Mittelstandsfamilie erschüttert. Der Roman erzählt von Macht und Ausgrenzung in der Arbeitswelt und versteht es, ebenso behutsam wie klug die großen Themen Vertrauen, Achtung und Würde ins Alltägliche einzubetten.
Im Autorinnengespräch wird Annette Pehnt mit der Literaturwissenschaftlerin Doris Eibl über ihr Werk und ihren Literaturbegriff sprechen sowie im besonderen über das Verhältnis von Erfahrung und Literatur.

Veröffentlichungen: Ich muß los. Roman (2001), Insel 34.Roman (2003), Haus der Schildkröten. Roman (2006), Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen, das muss gar nicht lange dauern. Erzählungen (2010, alle Piper).

Annette Pehnt: Mobbing. Roman. Piper 2007

In Zusammenarbeit mit dem PEN-Club Tirol

 

Stefan Abermann und Robert Prosser

Ort: Literaturhaus

Präsentation eines literarischen Debüts und einer Neuerscheinung

In seinem Romandebüt Hundestaffel erzählt Stefan Abermann von Hannes, der es gewohnt ist alles zu bekommen. Er ist ein moderner Don Juan: Mit einem charismatischen Lächeln bezwingt er jede Frau, mit einer herrischen Geste bricht er den Willen seiner Freunde Thomas und Leo. Stefan Abermann rekonstruiert in seinem Roman die Geschehnisse einer Woche im fatalen Beziehungskonstrukt dreier junger Männer. Seite für Seite verstrickt der Autor den Leser in Spannung und Unbehagen – und zeigt eindrucksvoll, dass seine Sprache das Leben gleichermaßen kennt wie das Geschichtenerzählen.

Feuerwerkvon Robert Prosser ist der unmögliche Versuch, die Zeit auszuspielen mithilfe der Erinnerung – die sich hier, während einer Reise durch Venezuela, in ihrer Vielfalt auffächert, wild und anarchisch Welt gebärend: Die Vergangenheit als Countdown, runtergezählt etwa in einem Stundenhotel im Rotlichtviertel von Caracas, im Jetzt aus Ventilatorsurren und Hitze, um darin zu münden; als Sprechen zwischen Mann und Frau, die darum kämpfen, weder im Anderen noch in der Fremde verlorenzugehen – stattdessen reisen sie von Gegenwart zu Gegenwart einem Rätsel hinterher.

Stefan Abermann: Hundestaffel. Roman. Skarabaeus 2011
Robert Prosser: Feuerwerk. Prosa. Klever Verlag 2011

Gustav Ernst, Arno Camenisch, Günter Wels

Ort: Literaturhaus

9. Innsbrucker Prosafestival - Eröffnungsabend

Zum neunten Mal treffen sich – eingeladen vom Verein 8ungKultur – Autoren und Autorinnen aus dem deutschen Sprachraum, um ihre aktuellen Texte in Innsbruck zu präsentieren. Das Moderatorenduo bleibt: Robert Renk und Markus Köhle, die Orte sind neu.

Nach dem Auftakt im Literaturhaus am Inn lesen am Freitag, 13. Mai Annette Pehnt, Guy Helmiger und Christian Uetz im Stadtarchiv, am Samstag, 14. Mai in der Bäckerei Clemens J. Setz, Anna Kim, Nadja Bucher und Der Koschuh. Beginn jeweils 20 Uhr.

Entblößung des Selbst im Netz

Ort: Literaturhaus

Moderation: Martin Fritz

Sabine Gruber und Thomas Schröder im Gespräch

Das Prinzip des Web 2.0. als Demokratisierungsgebot wird fortwährend von Kategorisierungsmaßnahmen unterlaufen. Das Registrieren in so genannten sozialen Netzwerken wie etwa facebook führt vielfach zu regelrechten Identitätsbaustellen: Merkmale, Geschmack, Vorlieben, Geschlecht und vieles mehr werden in bereitstehende Sparten eingetragen, das Selbst auf diese Weise regelrecht transformiert und konstituiert. Auf der anderen Seite spielen digitale Informations- und Kommunikationsquellen eine wichtige Rolle im globalen Demokratisierungsprozess.

Wie schmal ist der Grat zwischen politischer Partizipation und reiner Selbstdarstellung? Und was passiert durch diese Form der Zurschaustellung des individuellen Selbst? Cyber-Mobbing ist beispielsweise eine Konsequenz des exzessiven Zurschaustellens im halb-öffentlichen Raum und es verschiebt sich nicht nur die Grenze zwischen öffentlich und privat, sondern auch jene zwischen Nähe und Distanz.

Poetik-Vorlesung mit Alois Hotschnig

Ort: Literaturhaus

Donnerstag und Freitag
jeweils 16–18 Uhr, 20–22 Uhr
Literaturhaus am Inn
Poetik-Vorlesung

Die Poetik-Vorlesung ist öffentlich zugänglich.

Unter dem Titel Das Spiegelbild im aufrechten Gang soll es in Gesprächsform um Fragen des Erzählens gehen, um Erzählhaltungen, Erzählperspektiven, darum, wer aus einem Text heraus spricht und zu wem, über die Interaktion zwischen Text und Leser, um Fragen der Autorenschaft, darüber, wem eine zu beschreibende oder beschriebene „Wirklichkeit“ denn „gehören“ kann und wem der Text.

Über das Schreiben „über die Bande“ soll gesprochen werden und über das Schreiben „aus dem Zentrum eines Geschehens heraus“, über Erwartungen des Lesers, der Leserin an Literatur und über die Erwartung eines Textes an seine Leser.

Laura Cheie

Ort: Literaturhaus

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Brenner-Forum

„Die lakonische Lyrik der Nachkriegszeit, deren Siegeszug in den späten sechziger Jahren einsetzte und bald beinah alle anderen Formen der Lyrik alt aussehen ließ, war in erster Linie Ausdruck der damals hoch im Kurs stehenden Rhetorik der Vernunft, eine Stimme des Protests gegen jegliches politische und literarische Geschwätz, nicht selten vorgetragen mit dem Anspruch, in diesen Zeitläuften allein noch relevant zu sein, aber auch verbunden mit dem Mut, den Erwartungshorizont des Publikums mit gewaltigen Hieben zu durchbrechen und dieses mit semantisch extrem dichten Konstellationen zum Nach-Denken, wenn nicht sogar zum Mit-Dichten herauszufordern. Günter Eich, Erich Fried, Reiner Kunze – sie sind nicht die einzigen, aber die herausragenden Repräsentanten dieser oft schon nahe am Schweigen angesiedelten, vielfach auf subversive Wirkung bedachten Poesie. […] In ihren paradigmatischen Gedichtanalysen leuchtet Cheie die Psychologie und Rhetorik lakonischer Dichtung so scharf wie nur möglich aus und geht den diversen Funktionen der verschiedenen ästhetischen Konstruktionen mit der denkbar größten Aufmerksamkeit nach: Hier erscheinen somit auch Gedichte in einem neuen Licht, die schon vielfach besprochen und gewürdigt worden sind, wie Eichs Inventur, Frieds Was es ist oder Kunzes Kinderzeichnung.“ (Aus dem Vorwort von Johann Holzner)

Laura Cheie: Harte Lyrik. Zur Psychologie und Rhetorik lakonischer Dichtung in Texten von Günter Eich, Erich Fried und Reiner Kunze. StudienVerlag 2010

Michael Stavaricˇ

Ort: Literaturhaus

Brenntage, der neue Roman von Michael Stavaricˇ, erzählt von einem Jungen, der nach dem Tod der Mutter bei seinem Onkel in einer von Bergen und Schluchten umgebenen Siedlung aufwächst, die zunehmenden Gefahren ausgesetzt ist. Die Grenzen zwischen Surrealität und Realität verschwimmen – Menschen verschwinden, durch die Wälder ziehen Soldaten, Hunderudel und mitunter sogar Geister, die auf längst geführte Kriege verweisen. Ein wunderschön geschriebener, abgründiger Roman.

Michael Stavaricˇ: Brenntage. Roman. C. H. Beck 2011

Rudolf Habringer

Ort: Literaturhaus

Durch den Abend führen: Alejandro Boucabeille, Bianca Jenewein, Cornelia Müller

Ein Literaturprofessor, die Frau eines Politikers und ein Privatdetektiv geraten in Habringers neuem Roman Engel zweiter Ordnung in ein verworrenes Beziehungsgeflecht aus Wissen und Unwissen, Sein und Schein. Alles beginnt mit der hoffnungsvollen Suche nach einer Jugendliebe und verengt sich zu einem aussichtslosen Wechselspiel zwischen Affäre, Erpressung und Mord. „Man wird Habringers Namen künftig wohl in einem Atemzug mit Hochgatterer, Geiger, Glavinic nennen müssen.“ (Günter Kaindlstorfer, Ö1)

Rudolf Habringer, 1960 in Desselbrunn/Oberösterreich geboren, studierte Germanistik und Theologie an der Universität Salzburg. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Walding bei Linz.

Für sein literarisches Werk (Romane, Erzählungen, Satiren, Kabarett, Theaterstücke) wurde Rudolf Habringer mit zahlreichen Stipendien und Förderpreisen ausgezeichnet. 2009 wurde Habringers Erzählband Alles wird gut im Rahmen der Aktion „Innsbruck liest“ verteilt. Im Picus Verlag erschienen zuletzt Alles wird gut. Liebesgeschichten (2007) sowie der Roman Island-Passion (2008).

Rudolf Habringer: Engel zweiter Ordnung. Roman. Picus Verlag 2011

Sylvia Geist und Kathrin Schmidt

Ort: Literaturhaus

Befremdlich und unterwartet zugleich sind die Begegnungen, von denen Sylvia Geist in ihrem neuen Buch Letzte Freunde erzählt, zufällig, grotesk und gefährlich: Ein Altenpfleger verhilft mit verbotenen Substanzen einer alleinstehenden Rentnerin zu ein wenig Glück; eine Frau steht vor der Entscheidung zwischen ihrem Mann und einem Hund, der ihr in einer sich beängstigend rasch verändernden Umgebung Schutz zu bieten scheint; eine Millionärin nimmt eine Geisel, um Rechenschaft für den an ihr begangenen Verrat zu fordern: Bruchstückhaft setzen sich die Biografien von Menschen zusammen, zersetzt vom Verlust der Vergangenheit und dem drohenden Kommenden, bis an den Punkt, an dem der Mut zu jener Nähe da ist, die nur unter Freunden möglich scheint.

Kathrin Schmidt erzählt in Finito. Schwamm drüber Geschichten von der Liebe, der Einsamkeit, der Sehnsucht und der Verwandlung, mit überraschenden Wendungen, genauem Blick, realistischem Detail, großer sprachlicher Wucht und viel Humor. Kathrin Schmidts Erzählungen spannen den Bogen von der Zeit des geteilten Deutschlands bis in die Gegenwart, führen in Familien und Singelhaushalte, zeigen starke Frauen in schwachen Momenten und Männer, die nie so stark geworden sind, wie sie sich immer empfanden.

Sylvia Geist: Letzte Freunde. Erzählungen. Luftschacht Verlag 2011

Kathrin Schmidt: Finito. Schwamm drüber. Erzählungen Kiepenheuer & Witsch 2011.

Zwischen Dienstleistung und Autonomieanspruch: Wovon die Kunst leben soll

Ort: Literaturhaus

Moderation: Nina Fuchs

Cornelia Travnicek, Frank Klötgen und Martin Fritz im Gespräch.

Nur sehr wenige SchrifstellerInnen können allein von ihren Buchverkäufen leben. Literarisches Schreiben geht also fast immer mit der prekären Lage zwischen Hoffen auf Preise und Stipendien, privatem Mäzenatentum, Einkünften durch Lesungen oder literaturfernen Nebentätigkeiten einher. Welche und wessen Kriterien leiten dabei die jeweiligen eigenen künstlerischen Erzeugnisse? Und, gesellschaftspolitisch gefragt, welchen Ansprüchen sollte Literatur genügen? Hängen ästhetische Fragestellungen mit konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen zusammen? Wenn man als SchriftstellerIn am freien Markt nicht überleben kann, soll dann die Allgemeinheit dafür bezahlen – und falls ja, welche Art der Literatur soll dadurch gefördert werden? Und wer soll darüber entscheiden und wie?