Veranstaltungen 2009

Buchpräsentation mit Ruth Esterhammer, Fritz Gaigg und Markus Köhle

Ort: Literaturhaus

Das Handbuch österreichischer und Südtiroler Literaturzeitschriften 1970– 2004 und die Publikation Kultur- und Literaturzeitschriften aus Tirol und Südtirol 1945– 2007 (erschienen im StudienVerlag 2008 bzw. 2009) sind das Ergebnis zweier langjähriger, am Institut für Germanistik durchgeführter Forschungsprojekte. Jeder Eintrag im großen Handbuch, das knapp 400 Zeitschriften verzeichnet, enthält neben ausführlichen bibliographischen Informationen einen Abriss über ihre Geschichte und Ausrichtung und ist somit Basis für die Erforschung österreichischer Zeitschriften- und Literaturgeschichte.

Das Tirolbuch zeichnet Tirols Zeitschriftengeschichte seit 1945 nach, enthält aber auch 66 Zeitschriftenporträts sowie 15 Interviews mit ZeitschriftenexpertInnen.

Über ihre Projektarbeit und Forschungsergebnisse erzählen Ruth Esterhammer und Fritz Gaigg, Markus Köhle wird aus dem Handbuch lesen. Im Anschluss laden sie zur Diskussion über ihren Forschungsgegenstand ein.

Urban Comploj, Dorothee Elmiger und Oliver Kluck

Ort: Literaturhaus

Moderation: Gabi Wild

Wo fängt das Dorf an und wo hört es auf? In Inzing, Appenzell oder auf Rügen? Gibt es Neues zu berichten vom Landleben, von ruralen Ereignissen, wo steckt die Angst vor der Provinz? Was stellt das Dorf mit uns an? Unter dem Titel DORF unternehmen acht Autorinnen und Autoren einen Spaziergang durch ländliche Gebiete, sie denken nach über die Provinz, erkunden das literarische Hinterland und klettern auf einen Berg.

Urban Comploj aus Österreich, Dorothee Elmiger aus der Schweiz und Oliver Kluck aus Deutschland lesen ihre Texte aus der DORF-Anthologie, die in diesem Frühjahr erschienen ist.

 

Lydia Mischkulnig und Sabine Scholl

Ort: Literaturhaus

www.tinternational.net

„Tinternational Textunternehmen Sabine Scholl & Lydia Mischkulnig“ – so ist auf der Startseite zum Projekt der beiden Autorinnen zu lesen. Und: „Wir, die Autorinnen, komponieren im Wechselgesang. Wir, Orpheus und Eurydike in einem zu zweit, springen über unsere Schatten. Wir eröffnen Ideen, indem wir Geschichten STÜCKELN - nicht ZERstückeln. Geschrieben werden darf alles, was in den Sinn kommt - beglaubigte und unglaubliche Sätze. Sprache ist das Werkzeug, um einander zu hören, zu verstehen, sich in eine Geschichte zu schwingen. Wer will, kann mitschwingen. Der Gewinn für den Leser liegt in der Möglichkeit, diese Entgrenzung mit zu leben. Die Unwahrheit ist den Menschen zuzutrauen. Die Welt ist, was der Unfall ist. Solipsismus ist eine Kraft, Solipsismus zu überwinden.“

Am Abend werden Scholl und Mischkulnig aus den Werken lesen, die aus dem gemeinsamen Schreibprojekt hervorgegangen sind. Bereits 3 Bände ihres 5-bändigen Monumentalwerks Böhmische Bibel. Unheilige Schrift für Puppen sind im Wieser Verlag erschienen.

Ein literarisches Sinnenfest, fiktiv, irreal und trotzdem geografisch vorhanden. Lassen Sie es sich nicht entgehen!

 

Clemens Berger und Lorenz Langenegger

Ort: Literaturhaus

Moderation: Christine Riccabona

Jede der fünf Erzählungen von Clemens Berger handelt von Menschen, die eine große Sehnsucht nach einem intensiveren Leben antreibt. Gehen sie ihrem Drang nach, ein Leben jenseits der Alltagserfahrungen zu erkunden, droht die Gefahr zu entgleisen. Die Erzählungen kreisen um Passionen, gespielte und wirkliche, und rücken die von ihnen Heimgesuchten in ein überscharfes, fast schon unwirkliches Licht. Das Geschehen steuert wie von selber auf eine erlösende Katastrophe zu; die Geschichten verfügen so über eine markante, überraschende Schlusspointe.

„Der Humor, die Doppelbödigkeit, die lapidare Sprache, auch die Zärtlichkeit gegenüber seinen Helden erinnern mich an einen großen Geschichtenerzähler des vergangenen Jahrhunderts, den Deutschen Johannes Bobrowski.“ (Erich Hackl)

Clemens Berger, 1979 geboren, lebt in Wien. Studium der Philosophie und Publizistik. Von ihm erschienen u.a. Der gehängte Mönch (2003), Paul Beers Beweis (2005) und Die Wettesser (2007).

Lorenz Langenegger erweist sich in seinem ersten Roman als ein höchst aufmerksamer Begleiter seines Alltags-Helden. Jakob Walter gehört zu den Unscheinbaren, sein Leben verläuft in geordneten Bahnen, und was ihm widerfährt, sind keine dramatischen Ereignisse. Eine kleine Abweichung von dieser Routine und mit der Selbstverständlichkeit ist es aus: Seine Frau fährt übers Wochenende zu ihren Eltern, seine Schildkröte ist gestorben, und jetzt beschäftigt ihn auch noch die Frage, weshalb er ausgerechnet in Bern lebt.

Walters Reise beginnt. Sie dauert drei Tage, führt ihn von Bern nach Locarno und wieder zurück, und darin steckt eine ganze Welt. Es sind die Momente der Verstörung, der Sehnsucht und des Trostes mit denen der Autor seinem Jakob Walter die Seele gibt, die dieser sich selber kaum zugestanden hatte.

Lorenz Langenegger, geboren 1980. Lebt und schreibt in Zürich. Er studierte Theater- und Politikwissenschaften, hat viele Theaterstücke geschrieben die erfolgreich aufgeführt wurden und ist Mitglied der Autorengruppe „Die Autören“.

Clemens Berger: Und hieb ihm das rechte Ohr ab. Erzählungen. Wallstein Verlag. 2009

Lorenz Langenegger: Hier im Regen. Roman. Jung und Jung 2009

Michael Stavarič

Ort: Literaturhaus

Moderation: Erika Wimmer

Ein Mann, der Ich-Erzähler, liebt eine Frau, die mit einem anderen Mann zusammenlebt und mit ihm ein Kind hat, was nichts daran ändert, dass sie sich immer wieder treffen und nach einander verzehren. Aber da gibt es auch noch die andere Frau, die den Ich-Erzähler vergöttert und alles für ihn tun würde, aber auch alles von ihm verlangt. In seinem vierten Roman Böse Spiele (2009, Beck)  entwickelt Michael Stavarič ein ebenso kunstvolles wie packendes Arrangement, eine gleichzeitig durchaus realistische und doch geradezu bühnenartige Szenenfolge, die einen vollkommen in den Bann zieht. Der ewige Geschlechterkrieg wird mit originellen und wuchtigen Bildern bedacht, betörend, intelligent und mit großer emotionaler Kraft zieht einen Stavaričs Roman in den Abgrund der Liebe. Ein kluger und zugleich ergreifender Roman.

Michael Stavarič: Böse Spiele. Roman. Beck 2009

Soma Morgenstern im Porträt

Ort: Literaturhaus

Vortrag und Lesung von Christoph W. Bauer

Soma Morgenstern wurde am 3. Mai 1890 in einem ostgalizischen Dorf bei Tarnopol am Sereth als jüngstes von 5 Kindern geboren. 1912 nahm er das Jurastudium an der Wiener Universität auf, welches er nach der Unterbrechung durch den Kriegsdienst an der Ost- und Südostfront 1921 beendete. In der Hoffnung, sein Leben als Theaterkritiker bestreiten zu können, übersiedelte er Mitte der zwanziger Jahre nach Berlin, wo er 1927 eine Stelle bei der Frankfurter Zeitung erhielt. Durch die Arier-Bestimmung des NS-Schriftleitergesetzes verlor Morgenstern seine Stelle und floh nach Paris ins Exil. Bei Kriegsbeginn wurde er verhaftet und interniert, konnte aber nach Südfrankreich entkommen und sich schließlich über Marseille, Casablanca und Lissabon nach New York retten. Am 17. April ist Soma Morgenstern in New York gestorben.

C. W. Bauer porträtiert an diesem Abend den Autor und wird aus folgenden Werken lesen: Alban Berg und seine Isolde, Joseph Roths Flucht und Ende, In einer anderen Zeit und Der Tod ist ein Flop.

Waltraud Mittich

Ort: Literaturhaus

Eine geglückte Sozialisation im zweisprachigen und im trinationalen Kontext, das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen, wird aber im immer wieder aufgeladenen politischen Klima um Südtirol als Ausnahme verhandelt, als etwas beinah Subversives, wenn man es zur literarischen Triebfeder macht wie Waltraud Mittich. Im vorliegenden zweisprachigen Essay bilden die Schauplätze Berlin, Wien, Rom und Palermo Verortungen, um dem Leben und Schreiben in parallelen Welten nachzuspüren. Die Erzählerin rührt mit ihren Reflexionen jedoch nicht nur an reale und fiktive Orte, sondern wird auch getragen von anderen Wan­derern zwischen den Welten: Ingeborg Bachmann, E.T.A. Hoffmann, Giuseppe Tomasi di Lampedusa oder Marisa Fenoglio.

Waltraud Mittich: Topographien. Topografie. Ein Essay. Zweisprachige Ausgabe. Ins Italienische übersetzt von Giancarlo Mariani. (Raetia 2009)

Adele Stürzl im Porträt von Rosmarie Thüminger

Ort: Literaturhaus

Rosmarie Thüminger: Mit offenen Augen. Adele Stürzl. Eine Annäherung. (TAK - Tiroler Autorinnen und Autorenkooperative 2009).

Adele Stürzl wurde 1892 in Wien geboren. Die Eltern stammten aus dem südböhmischen Bezir Znaim. Nach einer harten Kindheit und Jugendjahren als Dienstmagd in Südböhmen kehrt sie nach Wien zurück. Hier kommt sie in Kontakt mit der Sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, der sie sich mehr und mehr zugehörig fühlte. In Budapest lernt sie ihren Mann kennen. Mit ihm zieht sie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Kufstein in Tirol. Sie schließt sich der KPÖ an und ist nach dem Anschluss Österreichs politisch aktiv im Widestand. 1942 wurde sie von der Gestapo verhaftet, im Juni 1944 in München-Stadelheim hingerichtet.

Auf engagierte, respektvolle und einfühlam recherchierte Weise begibt sich Rosmarie Thüminger in ihrem Buch auf die Lebensspuren von Adele Stürzl, von der Kindheit bis zu ihrem Tod. Sie nähert sich deren Bewegründe, Hoffnungen und Überzeugungen und zeichnet so das Porträt einer mutigen Frau.

 

Sabine Groschup und Peter Oberdörfer

Ort: Literaturhaus

Moderation: Irene Prugger

Das Böse und die Brüchigkeit der gesellschaftlichen Realität: Krimis scheinen für Gesellschafts- und Medienkritik prädestiniert zu sein. In Peter Oberdörfers Mauss dreht sich alles vordergründig um die Suche nach einem Serienmörder, während Sabine Groschup lüstern in die Erzählklischees der sogenannten Provinzkrimis greift: Ermittelt wird in Innsbruck und Wien.

Sabine Groschup: Teufels Küche. Roman. (Czernin 2009)

Peter Oberdörfer: Mauss. Roman. (Raetia 2008)

Gerhard Meier im Porträt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Werner Morlang

Ausgehend von den „Amrainer Gesprächen“ wird Werner Morlang an diesem Abend über den großen stillen Schweizer Autor Gerhard Meier sprechen. Geboren 1917 in Niederbipp, im Kanton Bern, arbeitete Meier nach einem Ingenieursstudium in einer Lampenfabrik und wandte sich erst als vierzigjähriger endgültig der Schriftstellerei zu. Meier war Verfasser von Gedichten, lyrischer Kurzprosa und Romanen. Zu seinen bekanntesten Werken gehörten der 1982 erschienene Roman Borodino. Fünf Jahre nach der Ballade vom Schneien beendete Meier mit Land der Winde 1990 die Baur und Bindschädler-Tetralogie und erntete dafür hohe Auszeichnungen. Gerhard Meier starb am 22. Juni 2008.

Werner Morlang, geboren 1949 in Olten, lebt als freischaffender Germanist, Literaturkritiker und Buchautor in Zürich. Übersetzer aus dem Englischen u. a. von Frank Budgen, Eric Ambler und John Cowper Powys. Während acht Jahren Leiter des Zürcher Robert Walser-Archivs und seit 1981 Mitherausgeber von Walsers mikrografischem Nachlass.