Veranstaltungen 2008

Jean Rouaud, Kossi Efoui, Nancy Huston

Ort: Literaturhaus

Rencontres Francophones – Frankophone Begegnungen
Zweisprachige Lesungen. Jean Rouaud/Judith Keller, Kossi Efoui/Doris Eibl, Nancy Huston/Klaus Rohrmoser

Ein Gemeinschaftsprojekt des Französischen Kulturinstituts, des Frankreich-Schwerpunkts, des Zentrums für Kanada-Studien der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und des Literaturhauses am Inn

Kathrin Röggla

Ort: Literaturhaus

Moderation: Sieglinde Klettenhammer

Kathrin Röggla zeigt sich in ihrem Werk, zu dem Prosa und Drama ebenso wie Essay, Reportage, Kolumne oder Hörspiel gehören, als scharfsichtige sprachkritische Kommentatorin der globalisierten und medialisierten Welt. Die Auseinandersetzung mit „Fiktionen“ und deren Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Realität sowie Fragen des künstlerischen Umgangs mit dem Wirklichkeitsmaterial bestimmen die Poetologie der Autorin. Was geschieht, wenn Realität nach den Regeln fiktionalen Erzählens dargestellt, die Abgrenzung von Realität und Fiktion unterlaufen wird? „katastrophenlust“ und die verschiedenen medialen Narrationen der „katastrophe“ und deren Grammatik stehen im Fokus von Rögglas jüngsten Arbeiten. Wie wird „katastrophe“ erzählt, wie müsste sie erzählt werden, um das Katastrophische unserer Welt sichtbar werden zu lassen?
Die in Berlin lebende, mehrfach ausgezeichnete österreichische Autorin wird aus ihrem Essayband disaster awarness fair und aus ihrem Theatertext die alarmbereiten lesen.

Poetikvorlesung von Kathrin Röggla

Ort: Literaturhaus

Donnerstag, 10. + Freitag, 11. April
jeweils 16.00-18.00 Uhr und 20.00-22.00 Uhr

An den Beispielen von wir schlafen nicht (S. Fischer 2004, Roman), junk space (BR 2004, Drama) und draußen tobt die dunkelziffer (DRS 2005, Drama) stellt Kathrin Röggla die Frage, was es bedeutet, dokumentarische Mittel in der ästhetischen Arbeit anzuwenden. Wie sieht der Rechercheprozess aus, was hat er mit dem Sprechen, verschiedenen Gesprächsformen und Aufnahmeverfahren zu tun und wie könnte dabei der Transmissionsriemen zwischen Politik und Ästhetik in Schwung geraten? Anhand des Roman- und Theaterprojekts die ansprechbaren, das sich mit dem Katastrophischen und der Krisenintervention bzw. der Arbeit an Krisen beschäftigt, versucht die Autorin, mögliche literarische Antworten auf virale Medienerzählungen, Genreterror und politische Rhetoriken zu skizzieren.

Sabine Gruber und Eugenie Kain

Ort: Literaturhaus

Moderation: Anna Rottensteiner

Über die Inspiration.

Was inspiriert zum Schreiben? Erinnertes, Erlebnisse, Ereignisse, Menschen, ein Satz, ein Wort? Die Autorinnen Sabine Gruber und Eugenie Kain spüren dem kreativen Prozess der literarischen Verwandlung nach. Sie lesen eigene Texte, die im Rahmen des 59. Autorinnenprojekts der Alten Schmiede zum Thema „Musen-Dialoge“ entstanden sind.

In Kooperation mit dem PEN-Club Tirol

Arno Geiger und Ruth Schweikert

Ort: Literaturhaus

Moderation: Robert Renk

Arno Geiger und Ruth Schweikert lesen Essayistisches und Unveröffentlichtes. „Arno Geiger kann das Beklemmende alltäglichen Scheiterns wunderbar und feingliedrig nuancieren. Er beherrscht einen Tonfall von unsentimentaler, lakonischer Härte“ (Sigrid Löffler, Deutschlandradio 3. 8. 2007). „Ruth Schweikert schreibt eine scharfe, gelenkige, von hellwacher Selbstwahrnehmung gesteuerte Prosa“ (Urs Jenny, Der Spiegel).


Die böhmische Freundin. Rainer Maria Rilkes Briefwechsel mit Sídonie Nádherný von Borutin in der Konstellation mit Karl Kraus

Ort: Literaturhaus

Moderation: Joachim W. Storck

Mit einer Vitrinenausstellung zu Sídonie Nádherný aus den Beständen des Brenner-Archivs

Die Freundschaftskorrespondenz des aus Prag stammenden Dichters mit der zehn Jahre jüngeren tschechischen Baronesse währte von 1906 bis zu Rilkes frühem Tod 1926. Ein Vorzug dieser Ausgabe ist die erstmalige Veröffentlichung jener Briefe der Korrespondenzpartnerin, die sich aus dem Zeitraum 1914 bis 1926 erhalten haben. Sie erlauben Einblicke in das Innenleben dieser Frau, deren Freundschaft für zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts von außerordentlicher Bedeutung gewesen ist. Nicht zuletzt das Fehlen ihrer Antwortbriefe in der opulenten Ausgabe der an sie gerichteten Briefe von Karl Kraus aus den Jahren 1913 bis 1936 gibt den von ihr erhaltenen Briefen an Rilke ein besonderes Gewicht. Desgleichen gewinnen auch Rilkes Antworten durch die Konfrontation mit ihren Gegenbriefen an Lebendigkeit. Vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkriegs spiegeln sie das gesellschaftliche und zeitgeschichtliche Umfeld ihrer Entstehung. Die Lesung ausgewählter Briefe und der erläuternde Vortrag, der auch Sidonie Nádhernýs weiteres Leben und Schicksal abrisshaft verfolgt, sollen der Vermittlung dieser Eindrücke dienen.

Joachim W. Storck, geboren 1922 in Karlsruhe, war in den Jahren 1971 – 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N., unterrichtete zwanzig Jahre an der Universität Mannheim; seit 1991 ebendort Honorarprofessor; einer der bedeutendsten Rilke-Forscher. Spezialgebiete: Lyrik von Hölderlin bis Celan; österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (Stifter, Hofmannsthal, Rilke, Aichinger); Exil-Literatur.

Evelyn Grill

Ort: Literaturhaus

Moderation: Carolina Schutti

Schöne Künste. Kriminalroman

Geduldig lauert eine kranke Liebe auf den Tag der Erlösung. Viktor Escher sitzt beim Frühstück, als ihn die Nachricht vom Mord an seinem Schwager, dem exzentrischen und umstrittenen Museumsdirektor Carlo Morwitz, erreicht. Escher führt seit dem mysteriösen Tod seiner Frau Cosima, Halbschwester des Ermordeten, ein zurückgezogenes Leben. Nun hofft er, ihrer Zwillingsschwester Margot näherzukommen, doch die Vergangenheit duldet keine Korrekturen. Ein klassischer Krimi ist Schöne Künste (Langen Müller 2007) freilich nicht: „Vielmehr geht es um die gar nicht schöne Kunst, sich die Mitmenschen dienstbar zu machen, die eigenen Neurosen stilbildend werden zu lassen und seinen Leidenschaften mit kalter Berechnung zu frönen“ (Süddeutsche Zeitung).

 

Irene Prugger und Magdalena Kauz

Ort: Literaturhaus

Moderation: Renate Giacomuzzi

Irene Prugger liest aus ihrem Roman Schuhe für Ruth (Skarabaeus 2008). „Es hat Irene Pruggers brillanter Stil an sich, dass Tragisches plötzlich zum Lachen anregt und beste Unterhaltung mit Botschaft kombiniert wird, ohne dass man ein überflüssiges Rufzeichen ausmachen kann.“ (Bernhard Sandbichler)

Magdalena Kauz liest aus ihrer Erzählung der Hut, das Wasser, die Liebe (Kyrene 2008). „Die Autorin lässt in der Erzählung zwischen den Zeilen Raum für das Entfalten eines poetischen Tons.“ (Verlagsankündigung)

Andrej Kurkov

Ort: Literaturhaus

Moderation: Christine Engel

Der diesjährige Writer in Residence an der Universität Innsbruck, Andrej Kurkov, geboren 1961 in St. Petersburg, ist seit den 1990er Jahren als Schriftsteller tätig. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem mit dem Roman Picknick auf dem Eis (Diogenes 1999) bekannt.
Andrej Kurkov analysiert in seiner Prosa die postsowjetische Gesellschaft und gestaltet mit seinem scharfsichtig ironischen Blick surreale Situationen, die die Umbrüche im Alltag und in den Köpfen der Menschen zum Schillern bringen. Der Autor, der gut Deutsch spricht, schreibt in russischer Sprache, publiziert in Sankt-Petersburg und lebt in Kiew, wo Ukrainisch und Russisch miteinander konkurrieren. Der Literaturbetrieb in beiden Ländern ist ihm vertraut und er bekommt bei seinen Lesungen Einblicke in unterschiedliche Rezeptionshaltungen. Er wird Ausgewähltes aus seinen Werken präsentieren.

Hanno Millesi und Bernhard Strobel

Ort: Literaturhaus

Moderation: Carolina Schutti

Mit Wände aus Papier von Hanno Millesi und Sackgasse von Bernhard Strobel sind zwei Erzählbände erschienen, die abseits von derzeit „angesagten“ Themen Überraschendes und Verstörendes im scheinbar Alltäglichen aufdecken: Millesi stellt perspektivisch die Kleinfamilie auf den Kopf und Strobel beobachtet Menschen, deren Beziehungen in der Auflösung begriffen scheinen und die doch auf unaussprechliche Weise miteinander verbunden sind. Um Geschichten schreiben zu können, die ihre Spannung nicht allein aus der Handlung schöpfen, muss man gut schreiben können: Dass einen die beiden Autoren schon nach wenigen Sätzen in ihren Bann ziehen, spricht für sich ...
„Originell ist Millesis Perspektive, mit der er sich dem Universum Familie nähert: Es ist der Blickwinkel der Kinder, die sozusagen von unten auf die fremde, eigenartige, unverständliche Welt der Eltern blicken. Nicht aber kindlich-naiv sind Millesis Erzähler, nein, es sind zwar Kinder, aber mit dem Abstraktions- und Reflexionsniveau und der Sprachfähigkeit von Erwachsenen. Altkluge, nüchtern-logische Denker.“ (Peter Landerl)

„Das verteufelt Gute an Strobels Geschichten ist, dass er es unter der sorgfältig polierten, unauffälligen Oberfläche kräftig krachen und brodeln lässt, dass er die tektonischen Verwerfungen verdeckt, die ein latentes Konfliktpotential darstellen, sie aber den Leser trotzdem spüren lässt. Strobel ist ein gerissener Erzähler. Aus dem einfachen Aufbau der Geschichten irrlichtern Verstörung, Tücke und Verunsicherung. Strobel schafft Spannung aus dem Nichts.“ (Peter Landerl)