Veranstaltungen 2007

Manfred Schullian

Ort: Literaturhaus

Moderation: Birgit Holzner

Die Essenz der getrockneten Tomate

Die Essenz der getrockneten Tomate (Raetia 2007) vereinigt drei Erzählungen: Die kurzatmige Liebeserklärung eines zweitrangigen Orchestermusikers und skurrilen Einzelgängers, der den größeren Teil seines Lebens schon hinter sich hat, es nun noch einmal Revue passieren lässt und sich dabei mit den großen Fragen des Lebens beschäftigt. Die Satire Der Fluch der Rosinen, die anhand zweier Schicksale vom Unheil, das von einer Traube ausgehen kann, erzählt und sich entschieden gegen den Siegeszug der Rosinen stellt, die sich in verschiedensten Formen und Größen, doch immer mit derselben fatalen Wirkung auf der gesamten Welt durchsetzten und sich als angebliche Verfeinerer von Speisen zu behaupten wussten. Und Des Küsters Schuppen, eine der Phantasie des Lebens entsprungene Karikatur der kleinbürgerlichen Gesellschaft der Provinz, in der sich ein unerhörter Kriminalfall zusammenbraut und das Gefüge des Kleinstadtmilieus zum Wanken bringt.

Peter Landerl und Georg Pichler

Ort: Literaturhaus

Moderation: Bernhard Sandbichler

Peter Landerl liest aus seinem Roman Dunkle Gestalten (Bibliothek der Provinz 2007). Um seinen sterbenden Onkel, die einzige Bezugsperson seiner Kindheit, noch einmal zu sehen, kehrt der Ich-Erzähler Jakob vorübergehend nach Oberösterreich zurück. Ein Zeitungsausschnitt bringt ihn auf die Geschichte des mehrfachen Vergewaltigers und Mörders Engleder, der zwischen 1951 und 1957 in der Gegend von Steyr und Sierning als "Mörder mit dem Maurerfäustel" berüchtigt war. "Ein verstörendes Porträt der österreichischen Nachkriegsgesellschaft in dunklen Grautönen" (Georg Renöckl, Literaturhaus Wien)

Georg Pichler liest aus der Erzählung Alle heiligen Zeiten, die 2004 bei Suhrkamp erschienen ist und zu der Peter Handke ein Nachwort geschrieben hat. An einem Frühjahrsvormittag im Jahr 1945 trifft Robert Flusser mit seiner Frau Vera in einem ausrangierten Waggon der Kroatischen Eisenbahn im Grazer Hauptbahnhof ein. In der Stadt Fohnsdorf im obersteirischen Aichfeld finden sie Zuflucht vor den Tragödien, die sich in den letzten Tagen des
Zweiten Weltkriegs in ihrem Heimatort Racinovci ereignen. Flusser findet Arbeit, aber keine Heimat. Georg Pilcher erzählt von einem betrogenen Leben, einem exemplarischen Flüchtlingsschicksal, vom Leidensweg eines Entwurzelten, über den das Schicksal gleichgültig hinweggeht, und der Tristesse eines Lebens, wie sie in der sterbenden Industrieregion Obersteiermark tief in die Gegenwart reicht, ungelöst und in dieser Deutlichkeit bisher noch unbeschrieben.

Klaus Hoffer und Alfred Kolleritsch

Ort: Literaturhaus

Moderation: Sigurd Paul Scheichl

Mit Alfred Kolleritsch und Klaus Hoffer sind zwei der Großen der österreichischen Literatur steirischer Herkunft zu Gast im Literaturhaus.

In welcher Sprache träumen Sie? Österreichische Lyrik des Exils und des Widerstands

Ort: Literaturhaus

Buchpräsentation mit den Herausgebern Konstantin Kaiser und Daniela Strigl.
Hans Augustin und Johann Holzner lesen aus der Anthologie

Über 50 Jahre nach der bisher einzigen Lyriksammlung des österreichischen Exils, Dein Herz ist deine Heimat(Wien 1955), erscheint eine neue große Anthologie des Exils, der Verfolgung, des Widerstands und der inneren Emigration und stellt 278 Lyrikerinnen und Lyriker mit markanten Werkproben und in Kurzbiographien vor.
Die Lyrik ist die zentrale literarische Gattung des Exils: als Überlebenshilfe in einer bedrückenden Außenwelt, als Möglichkeit des genauen und doch unmittelbaren Ausdrucks, als Behauptung der eigenen Persönlichkeit ... Das Exil war 1945 und auch 1955 nicht zu Ende, und so sind seitdem viele
Autorinnen und Autoren neu hervorgetreten oder überhaupt erst mit ihren bereits vor 1955 entstandenen lyrischen Werken bekannt geworden, so z.B. Alfredo Bauer, Ruth Klüger, Trude Krakauer, Anna Krommer, Felix Pollak, Stella Rotenberg oder Jaffa Zins.

Konstantin Kaiser, seit 1983 freier Schriftsteller und
Literaturwissenschaftler in Wien. Spezialgebiet: Erforschung der österreichischen Exilliteratur. Veröffentlichte Essays, Gedichte und Prosa.
Mitherausgeber der Zeitschrift Zwischenwelt und der Buchreihe Antifaschistische Literatur und Exilliteratur - Studien und Texte.
Mitverfasser des Lexikons der österreichischen Exilliteratur (Deuticke, 2000).

Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin, Essayistin. Schrieb u.a. eine Monographie über die Lyrik Theodor Kramers und eine Biographie
Marlen Haushofers, zuletzt Herausgeberin von Francisco Tanzer: Der Österreicher in mir (Edition Atelier 2006).

Hans Augustin, Lyriker und Erzähler, Hörspielautor. Zuletzt erschienen: Fayum und andere Erzählungen. (Skarabaeus 2004), Weggelebte Zeit. Gedichte. (Skarabaeus 2001), Und wohnt mitten unter uns. Gedichte (Kyrene 2005). Für sein Romanprojekt Der im brennenden Dornbusch, eine sehr persönliche und vielschichtige Auseinandersetzung mit einer jüdischen Familiengeschichte, erhielt er das Literaturstipendium des Landes Tirol.

Johann Holzner, Leiter des Brenner-Archivs. Zahlreiche wissenschaftliche Forschungen zur Literatur des Exils und des Widerstands, u.a. Eine
schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938 bis 1945. Gemeinsam mit Sigurd Paul Scheichl und Wolfgang Wiesmüller (Innsbruck 1991), Literatur der Inneren Emigration aus Österreich. Gemeinsam mit Karl Müller (Wien 1998), sowie zahlreiche Aufsätze.

10 Jahre Literaturhaus — das Fest

Ort: Literaturhaus

Feiern Sie mit uns!

In unseren Räumen können Sie an diesem Abend multimedial auf 10 Jahre Literatur und mehr im 10. Stock zurückblicken.

Barbara Aschenwald

Christoph W. Bauer

Franz Josef Czernin

Marianne Gruber

Martin Pichler

Irene Prugger

Erika Wimmer

und weitere Überraschungsgäste

lesen aus Büchern, die ihnen lieb und teuer sind.

Freuen Sie sich außerdem auf eine Fotogalerie,
Hörproben, eine Powerpoint-Präsentation mit Geschichte und Geschichten, Lesungen, Kulinarisches und mehr!

Ex ‑Libris — Bücher im Gespräch

Ort: Literaturhaus

Das Ö1-Bücherradio verlässt das Studio und zieht durch's Land. In den Literaturhäusern Österreichs diskutiert der Ex Libris-Moderator Gerhard Moser mit Gästen aus Kultur und Medien über aktuelle Neuerscheinungen, Trends und den Literaturbetrieb. Im Literaturhaus am Inn sind Brigitte Schwens-Harrant, Leiterin des Literaturressorts der Wochenzeitschrift Die Furche, Martin Sailer vom ORF Tirol & der Autor Walter Klier die Gesprächspartner.

Peter Handke in einem Porträt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Peter Hamm, Erika Wimmer

Filmporträt Der schwermütige Spieler und Buchvorstellung Es leben die Illusionen. Gespräche in Chaville und anderswo (Wallstein).

Die Voraussetzungen für ein Gespräch zwischen Peter Handke und Peter Hamm sind geradezu ideal: Sie kennen einander über vierzig Jahre, sind seit langem eng befreundet. Hier treffen nicht einfach Autor und Kritiker (oder Literaturwissenschaftler) aufeinander, sondern beide Gesprächspartner sind Autoren, die in den 60er Jahren ihren Weg in die Literatur begannen und den Schaffensprozess von beiden Seiten kennen. Außerordentlich genau reflektieren sie in ihrer Arbeit die Bedingungen des Schreibens mit; Handke über das eigene Schreiben hinaus auch als Übersetzer und im Schreiben über andere Schriftsteller, Hamm wie kaum ein anderer als einfühlsamer und kenntnisreicher Journalist. Wenn Peter Hamm nach Prägungen in der Kindheit fragt, nach der Mutter, den Jahren im Internat und an der Universität, nach den schriftstellerischen Anfängen, nach Kafka, Wim Wenders und Thomas Bernhard, nach Jugoslawien und Deutschland, nach dem Verhältnis von Spiel und Gebet in der Dichtung, so ist sofort spürbar, dass er das Werk des anderen in allen Verästelungen kennt. Er öffnet einen Gesprächsraum, den Peter Handke bereitwillig, mit äußerster und ungekannter Offenheit ausschreitet, dankbar für das "Auf-die-Sprünge-Helfen" und widersprechend, tastend, suchend nach der richtigen Formulierung, frozzelnd. Nicht zuletzt über sich selbst. Anlass für diese Gespräche war der von Hamm gedrehte Film über Handke Der schwermütige Spieler. Dass sie sich über einen längeren Zeitraum erstreckten, in einer fast unwirklichen Ruhe geführt wurden, gibt ihnen selbst einen literarischen Rhythmus, der sichtbar werden lässt, was Literatur heute sein kann.

Helene Flöss, Sepp Mall, Kurt Lanthaler

Ort: Literaturhaus

25 Jahre Haymonverlag - eine Ausstellung

Helene Flöss: Der Hungermaler. Erzählung

Die Geschichte eines Malers, seiner Mutter und seiner Geliebten, aus deren Perspektive erzählt. Der knappe Stil entspricht der geradezu asketischen Kürze des Textes, die es der Autorin trotzdem erlaubt, sich über die Geschichte einer missglückten Liebe hinaus mit einem breiten Spektrum von Themen auseinanderzusetzen.

Sepp Mall: Wo ist dein Haus. Gedichte

Mit sparsamsten poetischen Mitteln bringt Sepp Mall die verlorenen Orte der Kindheit, die Vertrautheit und Leichtigkeit jener Zeit zum Schwingen. Sein Blick auf die Welt, auf Fremdes und Nahes, ist voll Skepsis und Zuneigung zugleich, er schließt Verstörendes und Gegenläufiges mit ein. Aber über allem bleibt die Ahnung von einem Ort, an dem man nicht mehr fremd ist.

Kurt Lanthaler: Das Delta. Roman

Fedele Conte Mamai, so nennt der Autor seinen Protagonisten, ein Findelkind aus dem Schwemmland des Po. Es ist ein Schelmen- und Entwicklungsroman, in dem Technik und Natur aufeinanderprallen, während sich der Protagonist um ein Leben zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Anpassung bemüht. Fünfzig Jahre italienischer Geschichte ziehen vorüber, und das Buch endet dort, wo es seinen Ausgang nahm: im Delta des ober-italienischen Flusses, der das Leben so vieler Menschen entscheidend geprägt hat.

Die Ausstellung ist vom 26. September bis 17. Oktober 2007,

Mo - Fr 9-12 Uhr und 14 -16 Uhr zu sehen.

Lange Nacht der Museen

Ort: Literaturhaus

21.15 Uhr: Begrüßung

21.30 Uhr: Zwischen Jüngstem Tag und Weltgericht. Der Briefwechsel zwischen Karl Kraus und Kurt Wolff. Herausgegeben von Friedrich Pfäfflin (Wallstein).
Einleitung und Kommentare: Friedrich Pfäfflin

22.30 Uhr: N. C. Kaser elementar. Ein Leben in Texten und Briefen (Haymon). Ausgewählt - und am Abend gelesen - von Raoul Schrott

"Der Briefwechsel zwischen Karl Kraus und Kurt Wolff ist die Dokumentation eines der merkwürdigsten Beispiele einer Autor-Verleger-Beziehung. Kurt Wolff, der Verleger für expressionistische Literatur in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts schlechthin, warb mit Karl Kraus um einen Schriftsteller, der den Literaturbetrieb verachtete. Wolff verehrte den polemischen Moralisten, der Weltgericht hielt über die "große Zeit". Und Karl Kraus? Seine Wertschätzung für den "edlen Jüngling" Wolff überstand verlagsinterne Autorenpolemiken, seine grundsätzliche Abneigung gegen alle, die er "Neutöner" nannte und die großen Fährnisse bei der Herstellung seiner Bücher.

Dichter und Provokateur, Kapuziner und Kommunist, Volksschullehrer, der kleine Prosaminiaturen für "seine" Kinder verfasste, und Trinker, der seinen Rotwein mit Gedichten bezahlte: norbert c. kaser (1947-1978) war nicht nur eine außergewöhnliche, zu Lebzeiten sträflich unterschätzte Begabung, sondern zugleich auch eine schillernde, facettenreiche Persönlichkeit: Seine Verse "voller spröder Schönheit, voll Trauer und Empörung" (NZZ) und seine minimalistischen Prosaskizzen spiegeln das Wesen, die Brüche, die Wendungen und Abgründe seines Lebens, seine Verletzlichkeit ebenso wie seine Rebellion gegen das konservative kulturelle und gesellschaftliche Klima seiner Zeit.

Die Biografie norbert c. kasers nimmt Raoul Schrott zum Ausgangspunkt für seine Werkauswahl: Die Briefe, Gedichte und Prosatexte Kasers geben einen Eindruck von Vielfalt, Energie und poetischem Reichtum von dessen Schaffen, das mittlerweile, knapp 30 Jahre nach seinem Tod, verdientermaßen zum modernen Klassiker erhoben worden ist.

Peter Henisch

Ort: Literaturhaus

Eine sehr kleine Frau. Roman (Deuticke)

1945 hörte Paul Spielmann auf Spaziergängen durch das zerbombte Wien Geschichten von seiner Großmutter, und nun, Jahrzehnte danach, nimmt er den Faden wieder auf und sucht nach ihrer eigenen Geschichte.

Mehr als dreißig Jahre nach Die kleine Figur meines Vaters setzt sich Peter Henisch noch einmal mit seiner Familiengeschichte auseinander. Mit einprägsamen Bildern erinnert sich der Autor in seinem neuen Roman an jene Frau, von der er gelernt hat, was sein weiteres Leben prägen sollte: das Erzählen.