Veranstaltungen 2005

Ottmar Ette

Ort: Literaturhaus

Ein Buch von der Natur muß den Eindruck wie die Natur selbst hervorbringen. Alexander von Humboldts Weltwissenschaft. Vortrag

Alexander von Humboldt (1769 - 1859) hat, als Vorbild modernen wissenschaftlichen Denkens, lange bevor in Europa an eine transdisziplinäre scientific community zu denken war, die Abspaltung der Geistes- von den Naturwissenschaften überwunden. Sein Verständnis von Natur war dabei nicht instrumental, sondern - bevor der Begriff überhaupt eingeführt wurde - ökologisch geprägt. Ottmar Ette wird in seinem Vortrag die Faszinationskraft des Denkens und Schreibens Alexander von Humboldts spürbar werden lassen und die Ausstrahlung seiner Ideen - Die ganze Welt in einem Buch - wissenschaftsgeschichtlich wie literarisch beleuchten. Alexander von Humboldt als Vordenker einer anderen Moderne, als ein Gelehrter, der Wissen nicht nur salonfähig, sondern auch gesellschaftsfähig machte.
Ottmar Ette, Romanist (Wissenschaftskolleg zu Berlin/Universität Potsdam), Mitherausgeber der Werke Alexander von Humboldts im Verlag Die Andere Bibliothek. 2002 erschien sein Band Weltbewusstsein. Alexander von Humboldt und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne, 2004 Überlebenswissen. Die Aufgabe der Philologie. Herausgeber zahlreicher Sammelbände im Bereich der französischen, frankophonen, spanischen und hispano-amerikanischen Literatur.

Brigitte Kronauer

Ort: Literaturhaus

" Auch die Betrachtung des infantilsten Gänseblümchens hat ihre Initiation", heißt es in einem Essay von Brigitte Kronauer zum Verhältnis von Literatur und Natur, der dem Erzählband beigegeben ist.

Das Grundprinzip der Geschichten ist es, alles - Tier, Pflanze, Mensch - so zu betrachten, als wäre es Natur. Kronauer kombiniert und kontrastiert dabei das "organische Wuchern" der Klänge und Bedeutungen mit einer wohlüberlegten, artifiziellen Konstruktion. So wachsen Kunst und Natur untrennbar zusammen, und Kronauer gelingt es dadurch, einen durchaus ungewöhnlichen Zusammenhang zwischen Natur und Literatur herzustellen.

Nicole Brossard und Irmgard Hierdeis

Ort: Literaturhaus

Moderation: Ursula Moser.

Rencontres de poètes - Lyrikerinnen tauschen sich aus.
Veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kanadastudien

Zwei zeitgenössische Lyrikerinnen begegnen sich mit ihren Texten in französischer und deutscher Sprache, Original und Übersetzung treffen sich und münden in einen Gedankenaustausch, wo das Eigene sich im Fremden wiederfindet.

 

Peter Rosei liest aus Natur- und Reisetexten

Ort: Literaturhaus

Moderation: Wolfgang Hackl

Seit seinen frühesten Werken "verstrickt" Rosei in seinen Texten Reisen und Natur. Standen am Anfang "reine" Naturbeschreibungen (wie in Entwurf für eine Welt ohne Menschen, Residenz 1975), so interessieren ihn in seinen neuen Texten ein begrifflich-philosophischer wie auch bildlich-poetischer Diskurs ( Naturverstrickt, Sonderzahl 1998) und die Semantik der Landschaft und Landschaften, denen er sich reisend und schreibend nähert ( Fliegende Pfeile, Klett-Cotta 1993, St. Petersburg. Paris. Tokyo... Reisefeuilletons. Wien: Sonderzahl, 2000, Album von der traurigen und glücksstrahlenden Reise, Droschl, 2002).

III: Barbara Hundegger im Gespräch mit Katja Lange-Müller

Ort: Literaturhaus

Begegnungen mit zeitgenössischen Autorinnen
Lesungen - Fragebögen - Gesprächssequenzen

Literatur und woraus sie sich speist: [am anfang war] will versuchen, einen kleinen Bogen durch das schriftstellerische Leben zeitgenössischer Autorinnen vor dem Hintergrund persönlicher, künstlerischer, geschlechtsspezifischer, gesellschafts-/politischer und ökonomischer Bedingungen zu spannen - allerdings ohne den Anspruch geschlossener Ergebnisse, eines heiligen Ernstes oder der Vollständigkeit. Eher in der Art einzelner Streiflichter, Mosaiksteine, Ausschnitte aus komplexen Konstellationengeflechten, Atmosphären. Die Abende bestehen aus drei Teilen: zuerst der Lesung eines älteren Textes durch die Autorin; dann der Verlesung eines von Barbara Hundegger zusammengestellten Fragebogens, den jede der Eingeladenen vorab zur Beantwortung geschickt bekommen hat; im Anschluss daran eventuell kurze Gespräche oder ein paar Zusatzfragen; als letzten Teil und um einen Bogen zu schließen, wird die jeweilige Autorin aus einem neueren, neuesten Text lesen.

Lesung mit Oswald Egger, Franz Josef Czernin und Raphael Urweider

Ort: Atelier Lies Bielowski, Feldstraße 5,

[ LITERATURaußerHAUS ]

Im Echoraum der Natur - die Autoren lesen Texte, deren poetische Kraft unter anderem in der Wechselwirkung von Natur und Sprache gründet. Diese Lesung im Rahmen unserer Reihe wie die Naturfindet an einem dafür ausgesuchten Ort statt, denn wie jedes Jahr vor der Sommerpause geht für uns literaturaußerhaus. Heuer: an den Rand der Stadt nach Wilten in das Atelier der Künstlerin Lies Bielowski, die in ihrer Arbeit ebenfalls ein kreatives Potential aus dem Bezug zur Natur schöpft. Transformationen auch in ihren Werken: "die ausgewählten blätter, gräser und moose gehen mehrmals durch die hände der künstlerin. sie bereitet sie vor, präpariert sie für einen anderen kontext, wertet sie auf und um. diese ausgedehnte phase der fast körperlichen vergewisserung mündet nahezu übergangslos in die eigentliche phase der schaffung." (Monika Schwärzler über die Künstlerin Lies Bielowski)

Inka Parei

Ort: Literaturhaus

Was Dunkelheit war (Schöffling).

September 1977. Ein alter Mann liegt nach einem Zusammenbruch erschöpft in seinem Bett, in einem Haus, das er geerbt hat. Im Treppenhaus hat er einen verdächtigen Fremden gesehen. Der Wunsch, das Rätsel um die Identität des Fremden zu lösen, wird für den alten Mann zu seiner letzten Lebensaufgabe. Seine Beobachtungen der Vorgänge im Haus deuten eine Geschichte an, die mit seiner eigenen Lebensgeschichte, in deren Zentrum eine Kriegsschuld steht, seltsam verflochten zu sein scheint.

Christine Pitzke und Brita Steinwendtner

Ort: Literaturhaus

Moderation: Wolfgang Hackl

Zwei Autorinnen, zwei Bücher, zwei unterschiedliche Herangehensweisen an die Frage nach Vergangenheit und Gegenwart, nach Krieg und Identität: In dichter Sprache, mit Klarheit, Präzision und großartigen poetischen Bildern nähert sich Christine Pitzke in ihrem literarischen Debüt Versuche den Morgen zu beschreiben (Jung und Jung) der Frage, wie man nach einem Krieg weitermachen kann, nicht zerstört, bei vollem Bewußtsein.

Begleitet von Selbstzweifeln dringt die Journalistin Isa Becker in Brita Steinwendtners Roman Im Bernstein (Haymon) immer tiefer in die Geschichte des Vaters, der Nationalsozialist war und im Osten gefallen ist, ein. Die Frage nach den Ursachen für seine Begeisterung, die Isa bis zu den Gräberfeldern Russlands führt, mündet in der Auseinandersetzung mit dem Irakkrieg.

Maria Luise Habicher, Maria Koch, Annemarie Regensburger

Ort: Literaturhaus

Moderation: Carolina Schutti

Der Abend steht im Spannungsfeld zwischen regionaler (Sprach)verwurzelung und Überregionalität. Nicht immer ist es eine freie Entscheidung, ob ein Gedicht in einer Fremdsprache, im Schriftdeutschen oder in der Mundart entsteht. Die emotionale Verwurzelung im Dialekt, das Sich-Erschreiben-Müssen der eigenen Sprache, das Abwägen von sprachlich bedingten Freiheiten und Zwängen sind nur einige der Aspekte, die die Sprachfindung der Autorinnen beeinflusst haben.

Ursula Krechel

Ort: Literaturhaus

Moderation: Jochen Jung

liest aus ihrem Poem Stimmen aus dem harten Kern (Jung und Jung).

Warum rotten sich Menschen zusammen und gehorchen einem Befehl? Warum wird gekämpft, warum getötet? Das Poem folgt dem Ruf einer quer durch Mythen und historische Epochen ziehenden Truppe - vom Peloponnesischen Krieg bis zu den Schützengräben des 20. Jahrhunderts, den Invasionen des 21. Es horcht auf die Motive des Aufbruchs, zeichnet Invasion und Okkupation nach - des Geländes, der Sprache -, sieht die Spuren der Verwüstung und der Verheerung in den Köpfen, auf den Schlachtfeldern, fragt nach dem erschöpftem Glück der Heimkehr. Die Stimmen, die zur Sprache gebracht werden, sind die von Invasoren, Kolonisatoren, marodierenden Scharen und ihren Opfern. Mit der Gewalt des Gegenstandes korrespondiert die strenge Regelhaftigkeit der Form: in 12 mal 12 mal 12 Versen bildet Ursula Krechel die Züchtigung durch die Geschichte ab, das furchterregende Kontinuum des Imperialen sowie die Aufrüstung des Wortmaterials.