Veranstaltungen 2000

Elfriede Jelineks Auseinandersetzung mit Liquidationen des Lebendigen

Ort: Literaturhaus

Öffentlicher Vortrag Dr. Sieglinde Klettenhammer (Institut für Germanistik)

Im Rahmen der Ringvorlesung am Institut für Erziehungswissenschaften zum Thema: Die Gegenwart der Zukunft des menschlich Lebendigen. Das Literaturhaus am Inn zeigt dazu Fotografien von Elfriede Jelinek in Innsbruck 1969.

Eintritt frei

Vor dem Hintergrund des Unbehagens an einer mechanistisch-technizistischen Einstellung zum Lebendigen und an der technischen Reproduzierbarkeit der Natur hat sich seit den 70er Jahren auch die Literatur wieder verstärkt dem Thema Natur zugewandt. Im Unterschied zur ökologischen Naturästhetik, die die sinnlich-ekstatische Naturerfahrung ins Zentrum rückt und Natur als nicht entfremdeten(Selbst-)Erfahrungsraum neu entdeckt, steht in den provokanten Texten Elfriede Jelineks die ideologiekritische Entmystifizierung des Natur-Begriffs mit den Mitteln der Satire im Vordergrund. Die Auseinandersetzung mit dem Roman Die Kinder der Toten (1995) und dem Drama Ein Sportstück (1999) soll sichtbar machen, daß Jelineks sprachkritische Durchquerung des Natur-Diskurses vor allem auch eine Durchquerung des Todes ist, weil sich die gesellschaftliche Rede über Natur als synthetisches Produkt erweist, das Herrschaftsverhältnisse verschleiert und Bilder kreiert, die auf Verdrängung der Geschichte und auf die Vernichtung des Subjekts ausgerichtet ist.
Dr. Sieglinde Klettenhammer (Jg. 1957) ist Assistentin am Institut für Germanistik, zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge zur österreichischen Literatur und zur regionalen Literaturdebatte.

Präsentation der Gesamtausgabe in Kassette von: Der Prokurist (1990–2000)

Ort: Literaturhaus

Präsentation der Gesamtausgabe in Kassette von: Der Prokurist (1990-2000) sowie Neuerscheinungen in der edition per procura. Mit Lesungen von Michael Donhauser (Wien/Vaduz) und Deszö Tandori (Budapest).

Eintritt frei
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Eigenwillige Wege ist der Südtiroler Verein der Bücherwürmer in Lana von Anfang an gegangen. Das institutionell zwischen Lana und Wien angesiedelte, literarisch allerdings bewußt europäisch orientierte Projekt per procura umfaßt seit den Achtziger Jahren so vielfältige literarische Aktivitäten wie die jährlich stattfindenden Kulturtage Lana, die Verleihung des N.C.Kaser-Lyrikpreises, die Herausgabe einer Edition vorwiegend für Poesie in Übersetzung sowie die vom Südtiroler Autor Oswald Egger herausgegebene Literaturzeitschrift Der Prokurist.

Monika Wogrolly

Ort: Literaturhaus

Monika Wogrolly (Graz): Die Menschenfresserin (Deuticke 2000). Vorangehendes Literaturgespräch mit der Autorin zum Thema: Text als Psychogramm.

Eintritt frei.

Rosa, einst als Kind einer überforderten Mutter der Allmacht eines Krankenhauses ausgeliefert, kehrt an den Ort des Schreckens zurück, nicht mehr als Patientin, sondern als Werbeagentin, die die Wirkung eines neuen Medikamentes beobachten soll. Wie in einem teuflischen Sog erweckt sie die totgeglaubten Geister der Vergangenheit und begibt sich auf ein hochgefährliches Terrain grausamer Abhängigkeit. Monika Wogrolly führt die Leser in die bedrückende Welt der Weggesperrten und direkt in den Abgrund der menschlichen Seele. Die 1967 in Graz geborene Autorin einer Kurzprosasammlung und zweier Romane legt mit ihrem neuen Buch eine Arbeit vor, deren Sprachartistik in ihrer Konsequenz an Albert Drachs Protokollstil erinnert. Wogrolly studierte Germanistik und Philosophie, arbeitet u.a. als Werbetexterin und macht eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Dieser Tatsache und dem Thema des Romans Menschenfresserin wird in einem vorangehenden Gespräch mit der Autorin Rechnung getragen. Suche meinen Mörder. Roman (Deuticke 1994) und Ins Feuer. Roman (Deuticke 1995).

Gerhard Kelling

Ort: Literaturhaus

Rauriser Literaturpreis 2000!

Gerhard Kelling (Hamburg) liest aus seinem Roman: Beckersons Buch (Suhrkamp 1999).
Eintritt frei.

Er ist 58 Jahre alt und schrieb seinen ersten Roman: Gerhard Kelling, der seit 1969 Theaterstücke, Hörspiele und Opernlibretti schreibt und in vielfältiger Weise für Bühne und Funk arbeitet, hat heuer den Rauriser Literaturpreis mit Beckersons Buch, einer geheimnisvollen Geschichte über Wahn und Verfolgung, davongetragen. Vor dem Hintergrund der Verbrechen des Nationalsozialismus konstruiert Kelling auf mehreren gebrochenen Ebenen einen nicht völlig durchschaubaren Vorgang, in den Figuren mit gestörter Identität, Doppelgänger und von Mutmaßungen Getriebene verwickelt sind. Walter Levinson, ein dreißigjähriger Deutscher, stößt auf eine vielversprechende Annonce und erledigt bedingungslose Botengänge, deren Sinn ihm verborgen bleiben. Ein Geheimdienst? Eine Sekte? Minutiös beschreibt Kelling, was Menschen dazu treibt, sich in derlei Abhängigkeit zu begeben.

Präsentation des Literatur Küchen Kalenders 2001

Ort: Fotoforum West

Mit Fotografien (Ulrike Jussel) und Geschichten österreichischer Autorlnnen zum Motto: fressen, tafeln, saufen, dinieren. Überraschendes Literaturprogramm, Foto-Ausstellung, Musik, Kiachln und Krapfen. Eintritt und Getränke frei, Speisen gegen Unkostenbeitrag..

Der neue Literatur Haus Kalender mit fotografischen Küchen-Stichproben der Axamerin Ulrike Jussel und 12 ausgesuchten Tafel-Geschichten aus ganz Österreich ist da und will im nächsten Jahr nicht nur in Küchen, Restaurants und Feinkostläden hängen. Österreichische Autorlnnen erzählen in 12 amüsanten und tiefgründigen Geschichten von ihrem Hang zur irrwitzigen Tintenfisch-Küche, vom Blick der Köchin auf männliche Lippen, von den sechsundvierzig Arten, einen Kaffee zu kochen und anderen Wahrheiten und Obsessionen. Der Kalender, die Literatur und ihre gute Beziehung zur Fotografie werden im Fotoforum West am Adolf-Pichler-Platz in Innsbruck mit einem bunten literarischen und kulinarischen Abend begangen und begossen. Das Literaturhaus am Inn freut sich, den vierten (Veranstaltungs-) Herbst mit allen Freunden und seinem Publikum zu feiern. Tiroler Autorlnnen werden an diesem Abend literarische Kostproben servieren!

Walter Schlorhaufer

Ort: Literaturhaus

Walter Schlorhaufer (Innsbruck) liest aus dem neuen Abschlußband seiner Romantrilogie. Vortrag über das Werk Walter Schlorhaufers von Johann Holzner (Germanistik). Anschließend Buffet zu Ehren des Autors.

Eintritt frei.

Anläßlich seines 80. Geburtstages liest Walter Schlorhaufer Kostproben aus seinem noch nicht publizierten Roman-Manuskript, dem dritten Teil einer Trilogie, vor. Der Germanist und Freund Schlorhaufers, Univ. Prof Dr. Johann Holzner, bietet in einem vorangehenden Vortrag einen Überblick über das reichhaltige Werk des Innsbrucker Autors.

Franz Schuh: Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück. Essays (DuMont 2000)

Ort: Literaturhaus

Eintritt frei. .

Mit List und Leidenschaft finden die essayistischen Erkundungen des Franz Schuh ihre Position, indem sie zunächst alle möglichen Antworten in Fragen auflösen (F. Sch.) und unsere Gewißheiten ironisieren. Mit Schuh folgen wir begeistert der Überzeugung, daß Sprache ein Leben hat und dieses auf den Menschen übergeht. Ob Konrad Bayer, die 50er Jahre und die literarische Radikalität, oder Die Bücher von Paulus Hochgatterer, oder Die Dialektik von Glück und Unglück: Franz Schuhs Essays kommen nicht trocken gelehrt daher, sie bereiten Freude. Die eigentlichen Dichter der Epoche, in deren Kunst alles kulminiert, was die Zeit zu ihrer Diagnose bedarf, sind die Werbe- und Klappentexte der Buchbranche. (F. Sch.)

Eine inszenierte Lesung mit Texten von Christine Lavant von und mit Cornelia Peschko

Ort: Innsbrucker Kellertheater

Eintritt öS 100,-/erm. öS 80,- .

"Zu hören sind Prosa, Gedichte und Briefe der Dichterin Christine Lavant, auf der akustischen Ebene als Hörspiel konzipiert: Die Texte einmal stockend, um die Erfindung der Halbsätze ringend, einmal wie über Geschriebenes hinwegstreichend, leicht oder laut, denkend ... Zu sehen ist eine Gestalt, sie erinnert sich, reflektiert die Zustände ihres Schaffens, feiert diese Zustände im Brennpunkt ihrer Sprache. Sie verbrennt an ihrer Genauigkeit ..." (Cornelia Peschko). Cornelia Peschko arbeitete als Schauspielerin und Regisseurin in Köln, Bonn, Düsseldorf, Heidelberg und Tübingen. 1990 gründete sie in Bonn ein Theater für experimentelles Arbeiten. Zusammenarbeit mit modernen Komponisten, Inszenierungen im Bereich Musiktheater, enger Kontakt zum Tanz. Ausbildung in Alexandertechnik. Lesungen in Deutschland und Österreich.

Raoul Schrott

Ort: Literaturhaus

Lesung und Buchpräsentation Raoul Schrott: Die Wüste Lop Nor (Hanser 2000).

Willige Spende öS 80,- .

Eine poetische Liebesgeschichte, eine Erinnerung an Länder und Städte: Raoul Schrott erzählt von einem Mann und drei Frauen, von einem kleinen Ort in der Wüste und von Reisen auf andere Kontinente. Die Wüste Lop Nor ist eine Novelle in hundert und einem Kapitel, sie berichtet von der Hälfte des Lebens, von Frauen und von der Begegnung mit dem Fremden. Die Sprache ist von äußerster Einfachheit, der Ort, von dem aus das Erzählen beginnt, auch: Das Haus liegt auf einem Hügel. In einem Zimmer stehen ein Eichentisch und eine Truhe voller Fläschchen mit Sand. In der Fensternische ein Pinienzapfen, ein Cri-Cri und ein Stein.