Veranstaltungen 2000

Zweisprachige Lesung und Buchpräsentation Dacia Maraini

Ort: Wagnersche Universitätsbuchhandlung

Dacia Maraini liest aus ihrem neuen Buch Kinder der Dunkelheit (in italienisch). Auf Deutsch liest N.N.
In Zusammenarbeit mit der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung.

Eintritt 60,- / 40,- .

Die römische Kommissarin Adele Sòfia ist Leserinnen und Lesern schon aus dem Roman "Stimmen" bekannt. Im neuen, heuer auf deutsch erscheinenden Buch "Kinder der Dunkelheit" sieht sie sich mit Verbrechen konfrontiert, die Kinder betreffen: ein taubstummes Mädchen, einen fünfjährigen Buben, eine kleine Albanerin, die von ihren Eltern nach Italien zum Geldverdienen geschickt wurde. In Italien war Buio 1999 ein Bestseller, Dacia Maraini erhielt den angesehenen Premio Strega. Dacia Maraini, geboren 1936 in Florenz, ist eine der bekanntesten italienischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Ihre Werke sind geprägt von ihrem Anspruch an soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Zuletzt erschienen auf deutsch ihre Romane Die stumme Herzogin, Bagheria und Stimmen (alle: Piper).

Yoko Tawada

Ort: Literaturhaus

Yoko Tawada liest aus Opium für Ovid - Ein Kopfkissenbuch von 22 Frauen (konkursbuch).

Eintritt frei.

Das Interessante liegt im Zwischen", sagte Yoko Tawada in einem Interview. Zwischen den Worten, zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen.
Yoko Tawada ist eine Autorin, die in deutscher und in japanischer Sprache schreibt. In ihren Werken - sie schreibt Prosa, Lyrik, Drama, Essays - setzt sie sich mit Realität, mit Wahrnehmung, Traumwelten und immer wieder mit Fremdheitserfahrungen auseinander.
Für ihr Werk erhielt Yoko Tawada angesehene Preise in Deutschland und Japan, z.B. den Akutagawa-Sho-Preis (der bekannteste Literaturpreis Japans 1993) oder den Chamissopreis 1996. 1998 war sie Poetikdozentin in Tübingen (vgl. das Buch Verwandlungen. Tübinger Poetik Vorlesungen, konkursbuch 1998). "Sozusagen im Kopfstand, nimmt sie mindestens 120 Dinge gleichzeitig wahr. Yoko Tawadas Texte entfalten ihre Magie nicht nur als brillantes Feuerwerk poetischer Einfälle. Mit überraschenden Fügungen, überscharfer Beobachtung entsprungen, stellen sie die groteske Realität bloß." (Die Welt)

Sibylle Schleicher

Ort: Literaturhaus

Sibylle Schleicher liest aus dem Roman Das schneeverbrannte Dorf (Haymon 2000).

Eintritt frei.

Eine junge Frau ist auf der Flucht, kehrt nach Jahrzehnten ins Dorf ihrer Kindheit zurück. Doch etwas Rätselhaftes und Unfaßbares scheint geschehen zu sein. Alle Bewohner sind fort, bis auf einen alten Bauern. Das Bewirtschaften der Felder, das Einbringen der Ernte, später das Aussäen im Frühjahr - all dies wird zur Überlebensfrage für den Alten und die junge Frau: Sie sind von der Zivilisation abgeschnitten. Für die Frau beginnt eine Zeit des intensiven Erinnerns: Die Kindheit wird greifbar nahe, und die unmittelbare Vergangenheit holt sie quälend ein. Was als Flucht begann, wird nach und nach zur Rückeroberung der eigenen Erinnerung, gleichzeitig aber auch zur Gewissheit, es ist eine trügerische Illusion, "Heimat" wiederzufinden. Sibylle Schleicher, geboren 1960 in der Steiermark, lebt als Schauspielerin und Autorin (Prosa, Lyrik) in Heidelberg.
Das schneeverbrannte Dorf ist ihr erster Roman.

Peter Henisch

Ort: Literaturhaus

Lesung und Buchpräsentation Peter Henisch. Aus dem neuen Roman: Schwarzer Peter (Residenz 2000). Eintritt frei.

"Sie werden lachen, aber ich komme aus Wien. Auch wenn ich möglicherweise nicht ganz so aussehe. Vienna. Austria. Europe. Ob Sie es glauben oder nicht. Ich bin dort geboren und habe meine ersten dreißig Jahre dort verbracht."
Peter Henisch, "ein Sonderfall der österreichischen Literatur" (Helmut Schödel, Die Zeit), erzählt die Geschichte von Peter, der nicht völlig schwarz, aber schwarz genug ist. Etwas zu schwarz für die Verhältnisse, in die er 1946 als Sohn einer Straßenbahnschaffnerin und eines amerikanischen Soldaten hineingeboren ist. Der Roman reicht "aus der Enge der Nachkriegszeit über den antiautoritären Geist der späten sechziger bis zur Fremdenfeindlichkeit der neunziger Jahre" (Die Presse). Ein Buch über Vielfalt und Anderssein, ein Thema von brennender Aktualität. Peter Henisch (Jg. 1943) war Gründungsmitglied von wespennest, Texte und Sänger der Musikgruppe Wiener Blut und arbeitet seit 1989 mit den Jazzmusikern W. Schabata und H. Zinkl. Autor zahlreicher Romane und Erzählungen, zuletzt Amerika landete und Kommt eh der Komet (Residenz 1994 und 1995).

Jürg Amann / A.T. Schaefer

Ort: Literaturhaus

Lesung und Buchpräsentation Jürg Amann / A.T. Schaefer: Kafka (Haymon 2000).

Eintritt frei.

Der Schriftsteller Jürg Amann und der Photograph A.T.Schaefer setzen sich, im Bereich ihres jeweiligen künstlerischen Ausdrucks, mit dem Verhältnis von Leben und Schreiben Franz Kafkas, eines unerbittlichen, konsequenten Künstlers auseinander. Amanns Text, vor 20 Jahren bei Piper erschienen und längst vergriffen, versucht "das Unerklärliche zu erklären", wie Kafka in seinem "Prometheus"-Mythos schreibt. Der Bild-Essay von Schaefer lotet die Grenze zum nicht mehr Darstellbaren aus. A.T. Schaefer (Jg. 1944) stammt aus Westfalen und hat Malerei und Design studiert. Seit 1981 hauptsächlich als Photograph tätig, zahlreiche Ausstellungen und Bücher.

Marino Niola

Ort: Literaturhaus

Zweisprachige Lesung Italienisch und Deutsch;
Buchpräsentation Marino Niola: Totem und Ragù. Neapolitanische Spaziergänge (Luchterhand 2000). Mit Beiträgen der Übersetzer Anton Holzer und Benedikt Sauer.

Eintritt frei.

Marino Niola führt die Leser in einer Sammlung von Essays auf Spaziergängen durch seine Stadt, in ihre Zentren, Vororte, Friedhöfe und Untergründe. Wir erfahren etwas über die anthropologischen Grundlagen der Pasta und über die Mamma als zentrale Institution der süditalienischen Gesellschaft. Camorra, Mamma, Maccheroni - Totem und Ragù ist ein Vielgängemenü, seine Happen sind mit Ironie gewürzt, sie machen Appetit auf mehr und haben Biß. Von Anton Holzer und Benedikt Sauer vorbildlich übersetzt, ist dies ein Buch für Italiensehnsüchtige und Liebhaber intelligenter, barocker, tiefgründiger Gedankenspiele: Eine Annäherung an die Wirklichkeit einer Stadt abseits der Klischees von Schmutz, Armut, Korruption und protzig zur Schau getragenem Reichtum.

Rose Ausländer, Gedichte

Ort: Literaturhaus

Gelesen von Ilse M. Seifried.
Elfriede Pöder führt ein Literaturgespräch mit Ilse M. Seifried über Rose Ausländer. (Reihe Jüdische Themen)

Eintritt frei.

Rose Ausländer ist 1901 in Czernowitz geboren und 1988 in Düsseldorf gestorben. Zwischen diesen beiden Daten erstreckt sich ein von starken Bewegungen, von Vertreibung und Abschied gezeichnetes Leben: Flucht, Neubeginn, Veränderung, kraftvoller Versuch und wieder Flucht - das sind nur einige schwache Begriffe für einen Weg von der Bukowina über Wien nach New York und wieder zurück, nicht nur einmal. Parallel dazu Erfahrungen von Elend, Hunger und Tod der Ghettos, von Erfahrungen des Weiterlebens und doch Getriebenseins, des ewigen Fremdseins. "Schreiben war Überleben", schrieb R. Ausländer wohl in dem Bewußtsein, durch das Schreiben ihren eigenen psychischen Tod verhindert zu haben. Die Wiener Lyrikerin und Literaturvermittlerin Ilse M. Seifried (Jg. 1956), stellt in einer Auswahllesung das lyrische Werk Rose Ausländers vor, ein Literaturgespräch mit Elfriede Pöder gibt Einblick in das Leben und in die literarische Entwicklung der Dichterin.

Olga Sedakova

Ort: Literaturhaus

Zweisprachige Lesung Russisch und Deutsch; Buchpräsentation Olga Sedakova: Reise nach Brjansk. Zwei Erzählungen (Folio 2000).
Mit einer Einführung des Übersetzers Erich Klein.

Eintritt frei .

In den beiden Erzählungen des kleinen Bandes skizziert die wohl berühmteste lebende russische Dichterin anhand zweier entscheidend zeitverschobener Reisen das klassische Verhältnis von Geist und Macht. Die titelgebende Erzählung charakterisiert die Sowjetunion kurz vor ihrem Niedergang und beschreibt eine Provinzgesellschaft voll Skurrilitäten und Fantastereien. Reise nach Tartu und zurück führt eine Gruppe russischer Intellektueller von Moskau nach Estland zum Begräbnis des großen Literaturwissenschaftlers Jurij Lotman: Symbol für den Abgesang einer großen Epoche - jener der sowjetischen Dissidenz und des verbindenden Selbstverständnisses von Demokratie und der Vorstellung vom Westen.

Die Einführung eines ihrer Übersetzer, Erich Klein, wird dazu beitragen, daß die Begegnung mit dieser Autorin zu einem Erlebnis wird.

Schriftbilder. Portraits und Texte aus dem Burgenland (Bibliothek der Provinz 1999)

Ort: Literaturhaus

Mit Lesungen von El Awadalla, Karin Ivancsics, Andreas Novosel und Jakob Michael Perschy.
Kurzvortrag zur gegenwärtigen Literatur im Burgenland von Barbara Tobler (Literaturhaus Mattersburg) und einer Fotoausstellung Burgenländische AutorInnen von Hans Wetzelsdorfer.

Eintritt frei.

Während in Tirol 1999 der Literatur Hauskalender mit Präsentationen von 53 SchriftstellerInnen erschienen ist, hat das Literaturhaus Mattersburg zur selben Zeit eine Anthologie mit Fotos und Texten zur burgenländischen Gegenwartsliteratur herausgegeben - eine bemerkenswerte Publikation unter mehreren Gesichtspunkten. Zum einen stellen die Fotografien von Hans Wetzelsdorfer einen eigenwilligen Zugang zur Welt der Literaten dar. Zum anderen erhalten die LeserInnen einen hervorragenden Einblick in die literarische Vielschichtigkeit, in die Qualität und den Abwechslungsreichtum der Burgenländer.

Literatur-Jam im Colinhof

Ort: Colinhof

5 Skaterinnen und Skater lesen aus ihren Büchern vor. Dazu Fest mit DJ und Graffitti-Wand (gemeinsam mit der Stadtbücherei Innsbruck).

Eintritt für alle Jugendlichen und Erwachsenen frei. .

Sie stehen bei der Markthalle, sie lungern vor dem Museum, sie fetzen über Straßen und Gehsteige, drehen kunstvoll und springen halsbrecherisch: die Jugendlichen mit den nämlichen Bretteln, über die dann in Fachgeschäften oder vor einschlägigen Videos auch entsprechend gefachsimpelt wird. Was man im allgemeinen nicht sieht: Skaterinnen und Skater nehmen zuweilen auch ein Buch zur Hand. Zum Beispiel anläßlich des Literatur-Jams im Colinhof, wo allerdings nicht nur vorgelesen, sondern mit Musik, Farben und Quarter Pipe auch ordentlich gefeiert wird. Daß sich beides verbinden läßt, daß Bretteln und Buchdeckel einander nicht ausschließen müssen, das werden einige Jugendliche vor versammelter Gesellschaft vorführen: mit jenen Geschichten, die ihnen in letzter Zeit am besten gefallen haben. Vielleicht ist die eine oder andere Skateboard-Kuriosität dabei.