Veranstaltungen 2003

Klaus Zeyringer und Franz Haas

Ort: Literaturhaus

Moderation: Michael Klein

[Literatur als Ware]

Blicke von außen (Haymon 2003). Diskussion und Buchpräsentation. Klaus Zeyringer und Franz Haas diskutieren mit Michael Klein über die österreichische Literatur im internationalen Kontext. In Kooperation mit dem Haymonverlag.

Blicke von außen (Verfasser: Klaus Zeyringer, Franz Haas, Hermann Schlösser) befasst sich mit der österreichischen Literatur seit 2000. Dabei geht es um den Versuch, österreichische Literatur vor dem Hintergrund des italienischen, deutschen, französischen Literatursystems und der dort geführten Debatten zu sehen.

Sigrid Löffler

Ort: Literaturhaus

Moderation: Michael Klein

[Literatur als Ware]
Präsentation der Zeitschrift Literaturen. Vortrag und Diskussion mit Sigrid Löffler.

Der Buchmarkt steckt in einer Überproduktionskrise. Immer mehr Bücher bei immer kürzeren Lesezeiten und rückläufigen Buchverkäufen bewirken Marktbeschleunigung und Dominanz von Mainstream-Büchern. Welchen Stellenwert hat in solcher Lage die Literaturkritik? Muss sie sich den Gegebenheiten anpassen oder gibt es Möglichkeiten, die eigenen kritischen Standards nicht nur zu bewahren, sondern auch neu zu definieren? Bei den Lesern steigt das Bedürfnis nach Orientierung. Sie wollen wissen, was man gelesen haben muss. Der neue Trend zu Kanon-Ratgebern auf dem Buchmarkt ist geradezu inflationär. Die Frage muss nun lauten: Gibt es einen solchen Kanon überhaupt? Soll es ihn geben? Wie lässt er sich ermitteln?

Sigrid Löffler, geboren 1942 in Aussig/Elbe, aufgewachsen in Wien. Studium der Anglistik, Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Wien. 1968–1972 außenpolitische Redakteurin bei Die Presse. 1972–1993 Redakteurin bei profil, zuletzt als Leiterin des Kultur ressorts und als stellvertretende Chefredakteurin. 1996 bis 1999 Feuilleton-Chefin bei Die Zeit. Seit Januar 2000 Chefredakteurin der neu gegründeten Monatszeitschrift LITERATUREN in Berlin. Zahlreiche Publikationen und Auszeichnungen.

Für Gerold Foidl

Ort: Literaturhaus

Film, Lesung und Gespräch. Mit Michael Kolnberger und Dorothea Macheiner.

Gerold Foidl wäre im April 65 Jahre alt geworden. Im dokumentarischen Film Scheinbare Nähe. Ein Abgang. Für Gerold Foidl zeichnet Michael Kolnberger ein Portrait des gebürtigen Lienzer Autors auf der Basis von Interviews mit Zeitzeugen aus dem Kunst- und Kulturbereich. Es folgen eine Lesung aus Foidls Texten sowie eine Einführung durch die Herausgeberin und Nachlassverwalterin Dorothea Macheiner.

Toni Bernhart

Ort: Literaturhaus

[Literatur in Szene]

Toni Bernhart liest Lasamarmo und andere Stücke (Skarabaeus, 2002). Musikalische Gestaltung: Bertl Mütter (Posaune, Stimme, Euphonium).

Toni Bernharts Stücke sind schrill an der Oberfläche, von überbordender Phantasie, gleichzeitig authentisch und von einer radikalen Tiefgründigkeit. Im Zentrum des Abends steht das Dialektstück Langes afn Zirblhouf, das im vergangenen Jahr mit dem Theaterpreis der Südtiroler Theaterzeitung ausgezeichnet und von Klaus Rohrmoser uraufgeführt wurde. Das Stück ist die Kopie eines alten Wilderer-Stückes. Was dabei herausspringt, ist nicht nur ein Stück, das in alten Theaterkulissen spielt, vielmehr Theater übers Theater. Theater pur. (Johann Holzner)


Bertl Mütter, geboren 1965 in Steyr, lebt als freischaffender Musiker und Komponist in Wien. Neben solistischer Arbeit zwischen Komposition und Improvisation wirkt Mütter auch in zahlreichen Ensembles mit. 2002 Staatsstipendium, 2003 Komponistenforum Mittersill. Zuletzt realisierte Werke, u.a.: AEIOU für tiefes Quintett für das tiefe Quintett des Janus-Ensemble (Grabenfest der ÖBV, Wien, 06/2002). gehtschon [Hundert Takte und kein Befehl?] für Nouvelle Cuisine (Wien, 12/2001).

Herta Müller

Ort: Literaturhaus

Im Haarknoten wohnt eine Dame (Rowohlt 2000) und Unveröffentlichtes.

In den Text-Bild-Collagen variiert Herta Müller ihre Themen auf spielerisch-virtuose Weise: Gewalt und Flucht, Entwurzelung und Sehnsucht nach Heimat. Die Collagen - Gesichts- und Körperfragmente, Details aus dem Alltagsleben neben schwarzen Scherenschnittfigurinen - geben die Stimmung vor. Die Texte sind aus einzelnen, aus Zeitungen und Illustrierten herausgeschnittenen Wörtern zusammengeklebt, Bruchstücke mit optischen Akzenten und sichtbaren Fugen. Herta Müller schlägt aber auch einen leichteren Ton an: Sie spielt mit Reim und Assonanz, die die Texte bisweilen in die Nähe von Volkslied, Moritat und Bänkelsang stellen, humorvoll, aber auch makaber.

Burkhard Spinnen

Ort: Literaturhaus

Der schwarze Grat. Die Geschichte des Unternehmers Walter Lindenmaier aus Laupheim (Schöffling & Co. 2003)

Die Geschichte eines mittelständischen Unternehmers in Deutschland zu erzählen – kann dies für einen Autor spannend sein, eine Herausforderung darstellen? Burkhard Spinnen hat sich, nach anfänglicher Skepsis, darauf eingelassen. Es entstand das Portrait eines ebenso außergewöhnlichen wie typischen Vertreters einer in der Literatur unbekannten "Spezies", die hochgradig spannende Geschichte eines Familienunternehmens, durch die die Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik von ihren Anfängen zwischen Kriegstrümmern bis zu ihrer Gegenwart unter dem Damoklesschwert der Globalisierung durchscheint; ein Lehrstück über Erfolg und Misserfolg, über den menschlichen Faktor in der Wirtschaft, und: ein Lehrstück über das Verhältnis des Erzählens zur Realität.

Gertrud Spat

Ort: Literaturhaus

Moderation: Johann Holzner

Buchpräsentation und Lesung aus Maria T. Eine Mutter (Stroemfeld 2003) mit der Autorin.  Musik: Max Engel (Violoncello).

Dem Leben und Werk des Dichters Georg Trakl sind Bibliotheken gewidmet. Seine Mutter kommt in den Biographien nur am Rande vor. Niemand hat sich bisher mit ihrem Schicksal ernsthaft beschäftigt. Nach intensiven Recherchen legt jetzt Gertrud Spat die Lebensgeschichte der Maria T. vor. Es ist eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit, schlicht und protokollartig formuliert.

Lesung mit Heinz D. Heisl und Peter Weber

Ort: neue Bahnhofshalle des Innsbrucker Bahnhof

LITERATURaußerHAUS - Bahnhofsprosa

Texte vom Zugfahren und Wegfahren, vom Reisen, vom Ankommen und Warten. Der Bahnhof als Ausgangspunkt für phantastische Geschichten und Sprachkaskaden.

Heinz D. Heisl (Innsbruck-Basel) liest aus seinen Zug-Geschichten Wohin ich schon immer einmal wollte, Peter Weber (Zürich - seit 1992 mit einem Generalabonnement der Schweizerischen Bundesbahn viel unterwegs) liest aus Bahnhofsprosa (Suhrkamp 2002).

Wissenschaft, Gesellschaft und Literatur

Ort: Literaturhaus

Eine philosophische Reihe im Rahmen des Frankreichschwerpunkts der Universität Innsbruck.

Ziel der interdisziplinär konzipierten Reihe ist es, die laufenden philosophischen Debatten und deren Bedeutung im intellektuellen Leben Frankreichs zu beleuchten. Die Vorträge finden in französischer Sprache statt, deutsche Kurzfassung liegt auf. Diskussion auf französisch, englisch, deutsch.

Diskussionsleitung und Moderation: Jean Louis Poitevin (Leiter des französischen Kulturinstituts, Innsbruck)

Montag, 16. Juni , 20 Uhr, Literaturhaus am Inn

Antonia Soulez: Wittgenstein en France: de l'ignorance à la mode / Wittgenstein in Frankreich: Von der Ignoranz zur Mode.Vortrag.

Antonia Soulez, Professorin für Philosophie in der Universität Paris 8 und Direktor des Collège International de Philosophie, hat zahlreiche Aufsätze und Bücher einschließlich Übersetzungen zum Thema Wittgenstein, Wiener Kreis und zur österreichischen Philosophie verfasst.

Montag, 23. Juni, 20 Uhr, Literaturhaus am Inn

Pascal Nouvel: Soigner les Passions: un débat philosophique entre science et littérature / Die Gefühle pflegen: Eine philosophische Auseinandersetzung zwischen der Naturwissenschaft und der Literatur. Vortrag.

Pascal Nouvel, Professor für Biologie und für Philosophie an der Universität Paris 7 (Denis Diderot - Jussieu), Verfasser zahlreicher Studien zur Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte und zum Thema Wissenschaft und Gesellschaft.

Sprachkritik und Literatur. Eisendle und Wittgenstein

Ort: Literaturhaus

Sprachkritik und Literatur. Vortrag von Helmut Eisendle. Im Rahmen des Fakultätsschwerpunkts Kommunikation - Medien - Bildung - Wissen der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Innsbruck, unterstützt von der Hypo Tirol-Bank

Was hat es mit dem charakteristischen "wittgensteinisierenden" Ton in der
modernistischen Literatur auf sich, der Mitte der 60er Jahre aufkam und der sich besonders bei österreichischen Autoren wie Handke, Rosei, Czernin und eben auch Eisendle findet? Inwiefern versteht sich Literatur hier als analytisches Sprachspiel, aus dem sich Erkenntnisse über die Verfertigung von "Welt" und "Subjektivität" beim Reden und Schreiben gewinnen lassen? Und was hat es umgekehrt mit dem merkwürdigen Eindruck von Poesie auf sich, der durch dieses Spiel mit elementaren Sätzen bei diesen Literaten, aber auch bei Wittgenstein selbst entsteht?