Thomas Bernhard: Der Wahrheit auf der Spur

Ort: Literaturhaus

Moderation: Martin Huber

Reden, Leserbriefe, Interviews, Feuilletons
Lesung: Klaus Rohrmoser

Wenn Thomas Bernhard sich öffentlich äußert, drängt sich der Eindruck auf, er verhalte sich genauso wie die Hauptpersonen in seinen Romanen und Theaterstücken: Da wird die Welt zum Katastrophenroman und zum sinnlosen Schauspiel, in dem Bornierte und Böswillige, Nichtwisser und Nichtkönner agieren, die es in gerechtem Zorn und kunstvoller Übertreibung anzuklagen und zu verurteilen gilt. Vorher werden sie aber, Höchststrafe, der Lächerlichkeit überführt.
Deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass Bernhards Interventionen ständig von Skandalen begleitet sind: Eine frühe Kritik am Spielplan trägt ihm einen Prozess des Intendanten ein, die Dankesrede bei einer Preisverleihung mündet in der Absage einer weiteren Preisverleihung, eine Rezension läßt einen Minister nach dem Sendeverbot eines Bernhard-Porträts rufen, ein Interview erregt Politiker und Journalisten gleichermaßen.

Der Abend zeigt den „öffentlichen Bernhard“: Martin Huber, Mitherausgeber von Der Wahrheit auf der Spur – Die öffentlichen Auftritte. (Suhrkamp 2010), wird den Band vorstellen, der, in chronologischer Reihenfolge, Bernhards gewichtige journalistische Arbeiten, seine Leserbriefe, seine öffentlichen Erklärungen sowie die folgenreichen Interviews enthält. Es wird nachvollziehbar, wie Bernhard von der Öffentlichkeit gesehen werden möchte, wie er mit ihr spielt, wie er sie für seine Zwecke benutzt, Skandale inszeniert – und gleichzeitig seine Vorlieben, seine Sympathien, seine Vorbilder preist.

Martin Huber, Leiter des Thomas-Bernhard-Archivs in Gmunden, Herausgeber zahlreicher Bände aus dem literarischen Nachlass Thomas Bernhards.

Klaus Rohrmoser, Schauspieler, Schauspielleiter am Tiroler Landestheater. Brachte zuletzt Thomas Bernhards Heldenplatz in einer viel beachteten Inszenierung zur Aufführung.

Thomas Bernhard: Der Wahrheit auf der Spur – Die öffentlichen Auftritte. Herausgegeben von Wolfram Bayer, Raimund Fellinger und Martin Huber. Suhrkamp Verlag 2010