Robert Schindel (Wien) liest Texte von Jakob Haringer
Ort: Literaturhaus
Vertonungen nach Haringer-Gedichten von Arnold Schönberg, Kompositionen von
Daniel Ritter, Morton Feldman und Anton Webern (Klavier und Stimme).
(Reihe Jüdische Themen).
Eintritt frei.
Fromm und frech, aufsässig, unbequem und mitunter von anheimelnd lieblichem Ton - das sind die Texte des zunächst völlig in Vergessenheit geratenen, später wiederentdeckten, aber immer noch weitgehend unbekannten Bettelpoeten Jakob Haringer. Haringer, geboren 1898 in Dresden, aus bürgerlichem Haus stammend und zunächst Studierter, gehörte in den 20er Jahren zu den jungen hoffnungsvollen Lyrikern Deutschlands und war Träger des Gerhard-Hauptmann- und Kleist-Preises. 1936 emigrierte er vor Hitler, den er glühend haßte, nach Österreich und in die Schweiz, wo er bei Freunden oder in Lagern und Anstalten mehr schlecht als recht durchkam, bis er 1948 in der Nähe von Bern als Einsamer und Vergessener starb. Obwohl seit den späten 50er Jahren vereinzelt Werkausgaben und Darstellungen erschienen sind, ist er auch heute selbst in Expertenkreisen kaum bekannt. In Bern indes gibt es eine Jakob-Haringer-Gesellschaft, die sich des Dichters posthum annimmt. Katharina Bader (Gesang) und Iris Gerber (Klavier) bringen vertonte Texte von Haringer zur Aufführung, Idee und Gestaltung: Daniel Ritter. Dazu liest der bekannte Wiener Schriftsteller Robert Schindel eine persönliche Auswahl von Gedichten jenes Poeten, der wie kein anderer den Dichterfürsten Goethe schmähte und dessen Werk voll von frommen Flüchen und gottlosen Gebeten ist. Denn nicht ohne Grund hat Schindel seinem Roman Gebürtig (Suhrkamp 1992) einen Text Haringers als Motto vorangestellt.