Raoul Schrott und Margit Schreiner

Ort: Literaturhaus

In seinem Roman Das schweigende Kind greift Raoul Schrott das kontroversiell diskutierte Thema des Kampfes von Vätern um ihre Kinder auf. Ein Mann sitzt in einem Sanatorium an der Grenze der Schweiz. Er erzählt seiner Tochter die Umstände, die zum Tod ihrer Mutter führten. Immer tiefer in seine Vergangenheit eintauchend, zeichnet er Seite für Seite ein Mosaik seines Lebens auf: seine Karrie-re als Maler, der Auftrag, einen Katalog von Sternbildern zu erstellen, die Zerrüttungen bei der Geburt der Tochter. Raoul Schrotts dichte Erzählung über Gewalt, die Liebe zu einem Kind, Paradiese und Sünde ist ein erschütterndes Zeugnis, das die Geschichte eines großen Verlusts unter vielen Blickwinkeln nachzieht.

Bei Margit Schreiners Roman Die Tiere von Paris handelt es sich um die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die sich nicht nur mit der Bewältigung des unmittelbaren Alltags abzumühen hat, sondern auch mit ihrer zerbrochenen Beziehung zum Vater des Kindes und, vor allem, mit dem Vater selbst. Das Thema des Buches – Patchworkfamilien und unterschiedlichste Partnerschaftsmodelle – ist hochaktuell und war ein Grund für die Wahl des Buches. Ausgewählt wurde das Buch auch deshalb, weil dessen Aktualität nicht sosehr mit schnell verwertbaren Hypes urbaner Gesellschaften zu tun hat, sondern mit den alltäglichen und problemtischen Fragen zwischenmenschlichen Zusammenlebens, die immer wieder neu gestellt werden müssen, was – und auch hier beweist das Buch seine Qualität in der Schilderung – mit der Notwendigkeit einhergeht, alternative Formen von Abschied, Trennung und Erinnerungsarbeit zu entwickeln. (Auszug aus der Begründung der Juryentscheidung durch den wissenschaftlichen Leiter Univ.-Prof. Dr. Martin Sexl)

Schreiner, Margit

geboren 1953 in Linz, studierte Ger­man­is­tik und Psy­cholo­gie in Salzburg und ging 1977 für drei Jahre nach Japan. Seit 1983 lebt sie als freie Schrift­stel­lerin zunächst in Salzburg und Paris, später in Berlin und Ital­ien – heute wieder in Linz. Für ihre Büch­er erhielt sie zahlre­iche Stipen­di­en und Preise, zulet­zt den Oberöster­re­ichis­chen Lan­deskul­tur­preis, den Kunst­würdi­gung­spreis der Stadt Linz und den Öster­re­ichis­chen Würdi­gung­spreis für Lit­er­atur. Pub­lika­tio­nen zulet­zt: Buch der Ent­täuschun­gen. (2005), Haus, Friedens, Bruch. Roman (2007), Schreibt Thomas Bern­hard Frauen­lit­er­atur? (2008, alle: Schöf­fling & Co).

www.margitschreiner.com

Raoul Schrott

Schrott, Raoul

geboren 1964, studierte Lit­er­atur und Sprach­wis­senschaft in Inns­bruck, Nor­wich, Paris und Berlin. Schrift­steller und Lit­er­atur­wis­senschaftler. Neben seinen Roma­nen zahlre­iche Essays zur Dich­tung und Über­set­zun­gen vom Gil­gamesch-Epos bis Derek Walcott.