Marina Koreneva
Ort: Literaturhaus
Moderation: Christine Engel
Auftaktveranstaltung mit Marina Koreneva aus Sankt Petersburg
Über Einladung der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät kommen jedes Jahr herausragende Literaturschaffende als „Writer in Residence“ nach Innsbruck und lassen die Verbindung zwischen Literatur und Literaturwissenschaft lebendig werden. Mit Marina Koreneva eröffnen sich Einblicke in zusätzliche Tätigkeitsfelder: Sie ist Drehbuchautorin, literarische Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und, wie sie selbst zu sagen pflegt, interkulturelle Vermittlerin zwischen Österreich, Deutschland und Russland.
Am Eröffnungsabend wird Marina Koreneva die heftigen Diskussionen aufgreifen, die um den russischen Literaturkanon entbrannt sind. In Russland ist die Diskussion, die auch hierzulande immer wieder präsent ist, in eine politische Dimension vorgestoßen, da der Kanon mit dem Wiederaufleben und der Stärkung der nationalen Idee in unmittelbaren Zusammenhang gebracht wird. Demzufolge soll nur das, was einem positiven Bild von Russland zuträglich ist, aufgenommen werden. Was aber geschieht mit den Werken, die ein anderes, eher abstoßendes Bild vermitteln und allein deswegen aus kulturpolitischer Sicht als „gefährlich“ eingestuft werden? Und was mit russischen Klassikern wie Dostoevskij oder Gogol’, die dem neuen „Reinheitsgebot“ offensichtlich nicht entsprechen?
Marina Koreneva, geboren 1956, ist am Puškinskij dom, dem Literaturinstitut der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, tätig, wo sie zahlreiche Forschungsprojekte zu den deutsch-russischen Literatur- und Kulturbeziehungen verwirklichte. Zahl-
reiche Klassiker der deutschsprachigen Literatur fanden über Korenevas Übersetzungen den Weg zu russischsprachigen LeserInnen: Goethe, E.T.A. Hoffman, Grillparzer, Schnitzler, Wedekind, Rilke, Hesse, Handke, W. G. Sebald, aber ebenso Märchen, Kinder- und Jugendbücher. Als Drehbuch(co)autorin, Übersetzerin, Dolmetscherin und Dialogcoach in zweisprachigen Filmproduktionen hat Koreneva an mehreren Dokumentar- und Spielfilmen mitgewirkt, in enger Zusammenarbeit mit dem bekannten russischen Regisseur Aleksandr Sokurov sowie mit den deutschen Regisseuren Max Färberböck und Leander Haussmann.
Aktuelle Informationen zu den weiteren Veranstaltungen mit Marina Koreneva unter (www.uibk.ac.at/slawistik).