Dunkle Lieben: Georg und Margarethe Trakl

Ort: Literaturhaus

Moderation: Erika Wimmer

Lesung und Gespräch mit Hilde Schmölzer

Die Geschwisterbeziehung von Georg und Margarethe Trakl gibt nach wie vor Rätsel auf: Gab es einen realen Geschwisterinzest oder handelt es sich dabei lediglich um inzestuöse Phantasien des berühmten Dichters? Tatsache bleibt, dass die Schwester für ihn der wichtigste Mensch gewesen ist, dass er sie in seinen Gedichten an die 60 Mal anruft, beschwört, verklärt, dämonisiert, die „Jünglingin“, „Fremdlingin“, „Mönchin“. Die reale Gestalt Margarethes hingegen versinkt im Dunkel der Geschichte, sie wurde von ZeitgenossInnen ebenso wie von der Nachwelt verzerrt und verfälscht. Nicht einmal ihr Grab ist bekannt.

Hilde Schmölzer lässt bei der Beschreibung dieser verbotenen Liebe nicht nur das dramatische Schicksal Georg Trakls lebendig werden, sie begibt sich auch auf Spurensuche nach dem Leben einer Frau, die als alter ego Georg Trakls in die Literaturgeschichte eingegangen ist, als sein „Abbild“, „Abglanz“, deren Individualität, deren Eigenständigkeit als Mensch und Frau aber verschüttet, deren eigentliche Persönlichkeit weitgehend unsichtbar geblieben ist.

Hilde Schmölzer: Dunkle Liebe eines wilden Geschlechts. Georg und Margarethe Trakl. Francke Verlag 2013

Schmölzer, Hilde

geboren 1937 in Linz / Oberöster­re­ich, aufgewach­sen in Steyr, absolvierte die Bay­erische Staat­slehranstalt für Fotografie in München. Es fol­gte ein Studi­um der Pub­lizis­tik und Kun­st­geschichte in Wien. Sie arbeit­ete 25 Jahre lang als freiberu­fliche Jour­nal­istin und Fotografin in Wien und München für öster­re­ichis­che und deutsche Zeitun­gen und Zeitschriften, unter anderem für den ORF. Seit 1990 ist sie als freie Autorin mit dem Schw­er­punkt Frauengeschichte tätig.