Veranstaltungen 2013

Kann Literatur (noch) die Welt verändern?

Ort: Literaturhaus

Moderation: Anna Rottensteiner

Norbert Gstrein und Christian Quendler im Gespräch.

Inwiefern haben Texte, also „Weltwissen“ in Form von gedruckten Büchern, Einfluss darauf, wie jede(r) Einzelne die Welt wahrnimmt und infolge am gesellschaftlichen Diskurs teilnimmt? Kann die Lektüre von Gedrucktem, insbesondere von literarischen Texten, soweit in die eigene Persönlichkeitsbildung und in das Kollektiv der Gesellschaft eingreifen, dass sie (radikale) Handlungen auslöst, wenn man die Literatur tatsächlich „wörtlich“ nimmt?

Michail Bulgakow

Ort: Literaturhaus

Mit Alexander Nitzberg

Riesige Kater auf den Hinterpfoten, Papierschnipsel, die zu Geld werden, splitternackte Frauen über dem Kreml, Köpfe, die rollen und Schweine, die fliegen – das alles bildet nur eine winzige Schicht dieses verzwickten und subversiven Stadtlabyrinths. Meister und Margarita von Michail Bulgakow (1891–1940), einem Schriftsteller und Arzt, zählt zu den Grundbüchern der Weltliteratur und gilt als der wichtigste russische Roman des 20. Jahrhunderts. Als solcher inspirierte er zahllose Künstler, wie die Rolling Stones, Andrzej Wajda und Patti Smith. In der Neuübersetzung von Alexander Nitzberg bekommt das Werk im Deutschen eine neue Dimension – die poetische.

Thomas Stangl

Ort: Literaturhaus

Moderation: Barbara Siller

„Scheint dir nicht auch, dass deine Kindheit endlos war und irgendwo noch immer existieren muss, während dein Erwachsenenleben ganz beiläufig vorbeigezogen ist, fast beliebig, du kannst beliebig ein paar Jahre ausstreichen oder überhaupt alles neu schreiben?“ (Aus: Regeln des Tanzes)

Stangls vierter Roman ist ein Zustandsbericht rund um den Imperativ herum – „du sollst dein Leben ändern“ –, der die Veränderung des schlechten Bestehenden verlangt: Da ist eine junge Frau, die als Demonstrierende gegen die neue, rechtslastige Regierung in Wien im Februar 2000 durch politisches Handeln ein neues Existenzgefühl erfährt. Ihre Schwester Mona geht zur selben Zeit einen ganz anderen Weg, der in einem schockierend befreienden acte gratuit endet. Und 15 Jahre später gerät ein Dr. Walter Steiner in eine existenzielle Krise, da seine Frau ihn verlässt; gleichzeitig verbindet ihn der zufällige Fund von alten Bildern mit diesen zwei Frauen und stellt neue Zusammenhänge her. Die drei Personen dieses Romans durchstreifen Wien zu unterschiedlichen Zeiten und versuchen auf unterschiedliche Weisen in der Wirklichkeit anzukommen – durch politisches Engagement, durch Kunst oder durch die Aufkündigung aller existierender Zwänge. Stangls Roman ist eine hypnotische Meditation über unsere Gegenwart und die Rolle, die der Kunst darin und in unserem Leben zukommt, ein Roman voller magischer Momente.

Thomas Stangl: Regeln des Tanzes. Roman. Droschl Verlag 2013

Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch unter literaturhaus.uibk.ac.at: Ein Auszug aus Regeln des Tanzes

Weil ich an euch glaube … “ – Religion und Öffentlichkeit

Ort: Literaturhaus

Moderation: Martin Fritz

Hans Augustin und Wolfgang Palaver im Gespräch.

Nicht erst seit dem Wahlkampf zur österreichischen Nationalratswahl 2013 sind religiös grundierte Slogans politik-fähig; die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Staat beschäftigt vielmehr Staatstheorien seit der Antike ebenso wie theologische. In unserer Gegenwart scheinen sich zwei Positionen gegenüberzustehen: Die erste ist davon überzeugt, dass nach der Dekonstruktion aller Werte ab der 68er Bewegung eine Rückbesinnung auf jene christlich-jüdischen Werte nötig sei, die das Fundament der westlichen Gesellschaften darstellen, auch als Basis gegen die „drohende Islamisierung“. Die andere Position hingegen sieht in der Rückkehr der Religion(en) eine Gefahr, weil religiöse, also gesetzte und daher unhinterfragbare Werte sich dem demokratischen Prozess entzögen, der danach fragen soll, wie eine Gesellschaft bzw. kollektives Handeln zu gestalten sind.

Marlen Schachinger und Joachim Zelter

Ort: Literaturhaus

Moderation: Anna Rottensteiner

Sowohl Marlen Schachinger als auch Joachim Zelter thematisieren in ihren neuesten Publikationen die Position des Autors im heutigen Literaturbetrieb, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Klug geflunkert ist halb gewonnen – so lautet der Lebensgrundsatz Mario Kamovs, einem der Hauptprotagonisten in Marlen Schachingers Roman denn ihre Werke folgen ihnen nach. Seine Karriere als Bestsellerautor basiert auf einem Diebstahl: Die bei einem Verlagseinbruch entwendeten Manuskripte bearbeitete und publizierte er – mit beachtlichem Erfolg – als eigene Werke. Jahrzehnte später wird ihm seine Irreführung zum Verhängnis. Um aller Welt zu beweisen, dass er ein angesehener Schriftsteller ist, trotzdem man ihn immer der Unterhaltungsliteratur zurechnete, nimmt er einen Lehrauftrag für Poetik an einer Universität an. Unter seinen Studierenden befindet sich auch Luca, dessen Mutter eine der bestohlenen AutorInnen ist. … Das Katz-und-Maus-Spiel wird letztlich zu einem Konkurrenzkampf, den nur einer von beiden überleben kann. Allzu gern würde Mario seinen Mentee ins Jenseits befördern, was er nicht wagt, denn sein ist das Wort, aber nicht die Tat.