Veranstaltungen 2013

Anita Pichler: „Ich wollte fahren, um nicht zu verliegen“

Ort: Literaturhaus

Eine Annäherung von Barbara Siller und Erika Wimmer

Anita Pichler, 1948 in Schenna / Südtirol geboren, 1997 in Bozen gestorben, hat ein sehr vielfältiges und spannendes Werk hinterlassen. Es überrascht immer wieder in seiner Rätselhaftigkeit und Subversivität: Aufbrüche, Reisen, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Begegnungen sowie ein fortwährendes Fremdheitsgefühl sind einige der Schlüsselthemen. Formal ragt die Autorin aufgrund ihrer originellen, assoziativen und motivorientierten Schreibweise heraus. Anita Pichler zog mit 17 Jahren nach Triest. Sie studierte in Venedig und Prag Moderne Sprachen und Literatur. In Venedig arbeitete die Autorin als Übersetzerin, Dolmetscherin, Verlagsredakteurin sowie als Universitätslektorin. 1986 erschien ihre erste Erzählung Die Zaunreiterin im Suhrkamp Verlag, mit der sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb teilnahm. In der Folge veröffentlichte sie die Erzählungen und Texte Wie die Monate das Jahr (1989, Suhrkamp), Die Frauen aus Fanis (1992, Haymon), Beider Augen Blick. Neun Variationen über das Sehen (1995, Haymon).

Ich hab gar nichts erreicht: Carl Dallago 1869–1949“

Ort: Literaturhaus

Präsentation der Biographie von Anton Unterkircher zu Carl Dallago
Es liest: Sebastian Baur

Sonderling, Rebell, Anarchist, Naturapostel: dies sind nur einige der Bezeichnungen, mit denen die Persönlichkeit Carl Dallagos (18691949) zu fassen versucht worden ist. Der gutsituierte Bozner Kaufmann und Familienvater brach 1900 mit der bürgerlichen Scheinwelt und lebte seitdem als freier Schriftsteller und Lebensphilosoph. Bei den deutschnationalen und antiklerikalen Jung-Tirolern in Innsbruck wurde der „Aussteiger“ freudig begrüßt, doch politische Agitation war seine Sache nicht. Dallago war ein franziskanischer Mensch, beseelt von einer großen Liebe zur Schöpfung. Er versuchte ein einfaches und ursprüngliches Leben zu führen und wollte mit seinem Beispiel dem Verfall der Welt entgegensteuern. Obwohl er sich durch seine Polemiken, vor allem durch die scharfe Kirchenkritik, ins Abseits stellte, hatte er doch bedeutende Kontakte, u.a. mit Max von Esterle, Albin Egger-Lienz, Karl Kraus, Georg Trakl und Hermann Broch.

literatur: ukraine 17.–19. Oktober

Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr
Buchhandlung Haymon, Sparkassenplatz 4

Noch ist die Ukraine nicht gestorben

Lesung und Diskussion mit Andrej Kurkow, Maria Matios, Tanja Maljartschuk, Ljubko Deresch
Lesung: Andrej Kurkow und Tanja Maljartschuk / Diskussion: Zur gesellschaftlichen und politischen Situation in der Ukraine
Moderation: Susanne Scholl

Freitag, 18. Oktober, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn

Lange Nacht der Ukrainischen Literatur

Lesungen (ukrainisch / russisch / deutsch) mit Einführungen
mit Andrej Kurkow, Maria Matios, Tanja Maljartschuk, Ljubko Deresch

Samstag, 19. Oktober, 11 Uhr
Literaturhaus am Inn

Im Fokus: Literarisches Leben in der Ukraine

Matinée mit Maria Matios und Ljubko Deresch
Moderation: Gabriele Wild

Freitag, 18. Oktober
Institut für Slawistik

Lehrveranstaltung: Workshop zur Literaturkritik
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Andrea Zink

Eine Veranstaltungsreihe von Literaturhaus am Inn, Haymon Verlag und Universität Innsbruck / Institut für Slawistik
Übersetzung bei den Veranstaltungen: Institut für Slawistik

 

 

 

 

Walter Klier

Ort: Literaturhaus

Moderation: H. W. Valerian

Er ist vierundzwanzig. Er fühlt sich als Dichter. Er schreibt ein Buch. Er sucht für das Buch einen Verleger. Er verliebt sich am laufenden Band. Er nimmt an einem literarischen Wettbewerb teil. Seine Großmutter stirbt. Er ist achtundzwanzig. Er stürzt beim Klettern ab. Er geht für ein Jahr nach Frankreich. Dreißig Jahre später sucht er seine Zettel von damals zusammen, versucht sich zu erinnern, aufzuschreiben: Wie es denn war, damals, als man gerade nicht mehr so richtig jung war.Walter Klier erzählt in Der längste Sommer vom Gefühl einer ganzen Generation, vom schwierigen Erwachsenwerden zwischen Anspruch und Wirklichkeit, von Liebesnöten und Selbstzweifeln, gewährt aber auch einen ironischen Blick auf einen Literaturbetrieb, der sich selbst oft allzu ernst nimmt.

Walter Klier: Der längste Sommer. Roman. Limbus 2013

@kulturjournalismus. Zur Lage von Kunst und Kultur in den Medien

Ort: Literaturhaus

Moderation: Gabriele Wild

Cornelius Hell und Michalea Monschein im Gespräch.

Was bedeutet (Kultur)journalismus heute? In einer Zeit, wo viele qualitätsvolle Printmedien unter massiven Druck der Medienverlage stehen und sich finanziell kaum mehr halten können, wo anspruchsvolle Radio- oder Fernsehsendungen dem Druck der „Quote“ ausgesetzt sind und das Internet als medialen Mitbewerber haben, stellen sich viele Fragen: Hat die Form des Feuilletons in einer beschleunigten und flüchtig gewordenen Zeit überhaupt noch Bestand? Wo finden die großen geistigen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen mittlerweile statt, wenn sie denn stattfinden? Internet und Web 2.0 scheinen neue Möglichkeiten der Vermittlung und Partizipation mit sich zu bringen, in Blogs oder auf Amazon kann sich beispielsweise jeder / jede in aktuelle kulturelle Debatten einbringen. Inwiefern aber gelten hier Qualitätskriterien? Welche Rolle nimmt der Kulturjournalist, die Kulturredakteurin heute ein?

Peter Henisch

Ort: Literaturhaus

Moderation: Joe Rabl

Ein Roman über die Magie des Erzählens – Italien 1944: Kurz vor Kriegsende landet in San Vito in der Toskana ein amerikanischer Soldat mit seinem Fallschirm mitten in einem malerischen Renaissancegarten, ausgerechnet unter dem Fenster der englischen Gouvernante, die ihn vor den deutschen Besatzern versteckt. Das ist die Geschichte von Mortimer und Miss Molly, eine Liebesgeschichte. Jedenfalls der Anfang davon, wie sie knapp dreißig Jahre später ein alter Amerikaner erzählt, als er Julia und Marco kennenlernt, die es nach San Vito verschlagen hat. Am nächsten Morgen ist er verschwunden. Und so beginnt das junge Paar, die Geschichte der beiden für sich selbst fortzuspinnen.

Peter Henisch: Mortimer & Miss Molly. Roman. Deuticke 2013

Birgit Unterholzner

Ort: Literaturhaus

Moderation: Anna Rottensteiner

Birgit Unterholzner verknüpft in ihrem neuem Roman die Lebensfäden unterschiedlichster Frauen: Marilena lebt ihr bürgerliches Leben in einer Kleinstadt, in der sie sich nicht zuhause fühlt; mit ihrem Sohn Leo verbindet sie eine tiefe Beziehung, und widerwillig pflegt sie ihre Tante Regine, eine mürrische alte Frau; Lelee, die Äthiopierin, hat auf ihrer Flucht nach Europa das Teuerste verloren, was sie hatte, und doch gibt sie nicht auf. Allen ist gemeinsam, dass sie Träume haben, Träume, die um ihre Geheimnisse, Hoffnungen und Sehnsüchte kreisen.  

Jeder ihrer Figuren begegnet Unterholzner mit Zuneigung und Respekt und findet für sie die ihr eigene Sprache. Und so entsteht ein Kosmos weiblicher Lebensgeschichten aus einem spannungsreichen Bogen heraus, geschrieben „mit einer Leichtigkeit und Präzision, die eindrücklich und verzaubernd zugleich sind“ (Karin Berndl, Literaturhaus Wien).

Birgit Unterholzner: Für euch die ihr träumt. Roman. edition laurin 2013

Wilhelm Genazino

Ort: Literaturhaus

Moderation: Gabriele Wild

Die typischen Genazino-Helden sind äußerlich angepasst, innerlich jedoch ist ihnen die Welt, in der sie leben, längst zu viel geworden. Sie sind Flaneure, die sich in ausgedehnten Spaziergängen durch die Stadt ihre eigene Welt zusammenreimen. In gewisser Weise sind sie Aussteiger aus einer Konsum- und Arbeitswelt, die sie zunehmend als absurd wahrnehmen. Mit wachsender Verzweiflung bemühen sie sich um etwas, das Genazino in Wenn wir Tiere wären als „die allgemeine Lebensersparnis“ bezeichnet hat, und die Flucht vor den Zumutungen des Alltags meint. In seinen Werken, die seit jeher eng mit der Stadt Frankfurt/M. verbunden sind, beschreibt der 2004 mit dem Georg-Büchner Preis ausgezeichnete Wilhelm Genazino die Misere des ganz normalen menschlichen Daseins. Dabei konzentriert er sich immer auf das Wesentliche und gerade diese unbestechliche Klarheit, in der die Lächerlichkeit, die (unfreiwillige) Komik, aber auch die Mangelhaftigkeit und Bedeutungslosigkeit des eigenen Daseins entlarvt werden, ist es, die den Lesenden nahe geht: „Sich in Genazinos Büchern wiederzuerkennen bedeutet, der eigenen Unzulänglichkeit ins Gesicht zu blicken.“ (FAZ, 22.1.2013)

Wilhelm Genazino liest aus seinen Werken Die Liebesblödigkeit (2005) und Wenn wir Tiere wären (2011). Ironisch, witzig und böse erzählt der Autor von einer Gegenwart, die jeden tagtäglich überfordert.

Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit. Roman. Hanser Verlag 2005
Wenn wir Tiere wären. Roman. Hanser Verlag 2011

 

Cornelius Hell und Sigitas Parulskis

Ort: Literaturhaus

[ Im Fokus: Litauen]
Ein Abend über österreichisch-litauische Beziehungen in der Literatur

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Österreich eine litauische Exilliteratur, vor allem in Innsbruck, wo Henrikas Nagys (1920–1996), einer der bedeutendsten litauischen Lyriker, von 1945 bis 1949 studierte, 1946 im Eigenverlag seinen ersten Gedichtband herausgab und 1949 mit der Arbeit „Georg Trakls Weg vom Impressionismus zum Expressionismus“ dissertierte. Erst in jüngster Zeit ist in Litauen ein sensationeller Fund aufgetaucht: das handschriftliche Tagebuch von Henrikas Nagys aus dem Jahr 1945. Für das Dossier des aktuellen Heftes von Literatur und Kritik hat Cornelius Hell einen Auszug daraus übersetzt und die wichtigsten Essays, Briefe, Tagebuch-Aufzeichnungen und Gedichte litauischer AutorInnen ausgewählt, die sich seit den 1920er Jahren in Österreich aufgehalten haben.

[ In dieser Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf die Literatur und literarische Systeme in anderen Ländern und Kulturkreisen. ]

Elisabeth Reichart

Ort: Literaturhaus

Moderation: Erika Wimmer

Elisabeth Reichart entdeckt in ihrem Gedichtband In der Mondsichel und anderen Herzgegenden das Genre der Lyrik für sich. Die poetische Sprache ihrer Romane und Erzählungen verdichtet sich hier zu Augenblicken der Schönheit, der Liebe, zu Träumen und der Trauer über ihren Verlust. Zeit und Entfernung verschwinden in dieser Lyrik, die bekannte und unbekannte Orte bereist, sich in der Natur niederlässt, zwischen Frau und Mann, Armut und Reichtum, Vergangenheit und Heute, Abschiednehmen und Ankommen. Die thematische Reichhaltigkeit spiegelt sich wider in der sprachlichen Vielfalt, im Nebeneinander von dichtkomponierten, fast hermetischen Gedichten und erzählender Lyrik, deren sinnliche Erfahrungen die Sprache vibrieren lassen.

Elisabeth Reichart: In der Mondsichel und anderen Herzgegenden. Gedichte. Otto Müller Verlag 2013