Veranstaltungen 2013

Eva Menasse

Ort: Literaturhaus

Moderation: Joe Rabl

Was wissen wir wirklich über uns selbst? Und was vom anderen? In dreizehn Kapiteln zerlegt Eva Menasse die Biografie einer Frau in ihre unterschiedlichen Aspekte, zeigt sie als Mutter und Tochter, als Freundin, Mieterin und Patientin, als flüchtige Bekannte und treulose Ehefrau. Aus diesem Mosaik tritt auf magische Weise ein kühner Roman hervor, der wie nebenbei die Fragen nach Wahrnehmung und Wahrheit stellt. Der Titel des Buches ist der Naturwissenschaft entliehen: Erst kürzlich wurde entdeckt, dass es nicht nur Kristalle mit klar symmetrischer Struktur, sondern auch gebrochene und scheinbar unregelmäßige gibt. Genauso verhält es sich mit dem Lebensweg: Er ist verschlungen und schwer berechenbar und nur aus der Ferne als Ganzes erkennbar.

Eva Menasse: Quasikristalle. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2013

Menschliche und nicht-menschliche Tiere“ – Zu einer komplexen Beziehung

Ort: Literaturhaus

Moderation: Martin Fritz

Bernhard Kathan und Reingard Spannring im Gespräch.

Wie der Skandal um die „Pferdefleisch-Lasagne“ – abgesehen von der Absurdität einer globalisierten Lebensmittelindustrie – kürzlich zeigte, gibt es in unseren Breiten auch moralische und ethische Bedenken, wenn es um den Verzehr von (bestimmten) Tieren geht. Die vielschichtigen Beziehungen zwischen Tier und Mensch sind immer wieder Anlass für höchst emotional geführte Diskussionen, wobei elementare Impulse am Aufkommen der mittlerweile breit geführten Debatte von den TierrechtsaktivistInnen ausgingen. Seit einigen Jahren findet der Diskurs auch Eingang in die Wissenschaft, in Form von inter- und transdisziplinär angelegten Human-Anmial-Studies, deren methodischer Zugang dabei von u. a. Soziologie, Psychologie, Philosophie, Kultur- und Literaturwissenschaft bis hin zur Erziehungswissenschaft reicht. Daraus ergibt sich ein breites Themenspektrum, wie z.B. die Frage nach der kulturell symbolischen Bedeutung von Tieren, die Auseinandersetzung mit Tierrechten sowie die kritische Analyse der Mensch-Tier-Verhältnisse.

Die Erziehungswissenschaftlerin Reingard Spannring diskutiert in diesem Montagsfrühstück mit dem Kulturwissenschaftler  Bernhard Kathan, der sich mit Fragestellungen der historischen Anthropologie ebenso beschäftigt wie mit dem sich wandelnden Verständnis des Schmerzes und Todes, mit der Geschichte der Tierliebe oder mit der Organisation von Wahrnehmung.

Veza Canetti — Hommage zum 50. Todestag

Ort: Literaturhaus

Moderation: Petra Ganglbauer

Veza Canetti wurde 1897 in Wien geboren. 1938 flüchtete die Dichterin der Moderne gemeinsam mit ihrem Mann Elias Canetti ins Londoner Exil, wo sie 1963 starb. Veza Canetti schrieb unter mehreren Pseudonymen und konnte die Veröffentlichung ihrer Werke, bis auf wenige Beiträge u.a. in der Arbeiter-Zeitung und ihre Übersetzungen, nicht miterleben. Ihr Leben war gekennzeichnet von zahlreichen Zäsuren; Teile ihres Werkes gelten bis heute als verschollen; inwieweit Elias Canetti ihre Arbeit als Schriftstellerin gefördert oder behindert hat, ist umstritten.  An diesem Abend werden verschiedene Themen ihrer sozial-und sprachkritischen Werke beleuchtet, wie beispielsweise die Kluft zwischen Arm und Reich, die Unterdrückung von und Gewalt gegenüber Frauen, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

Mirko Bonné und Aleš Šteger

Ort: Literaturhaus

Moderation: Carolina Schutti

Traklpark – so lautet der Titel von Mirko Bonnés neuem Gedichtband. Gemeint ist damit jene Grünfläche am Inn, ein Ort, an dem Trakl oft war, und ein Ort, den Bonné seit 25 Jahren aufsucht, um sich zu fragen: Was hast du mit deiner Zeit angefangen? Was liebst du? Geben deine Gedichte das wieder? Wozu noch Gedichte? Mit einem in der Lyrik selten gewordenen Ernst lotet Bonné für ihn lebenswichtige Fragen aus. Gedichte als grüne Lungen inmitten der Sprachen des Alltags und der über uns einstürzenden Diskurse – der Traklpark ist ein Park der Bedeutungen.

Judith Hermann und Manuela Reichart

Ort: Literaturhaus

Judith Hermann und Manuela Reichart sind begeisterte Munro-Leserinnen. Sie führen durch Werk und Leben der kanadischen Autorin, die auch im vergangenen Jahr wieder einmal nicht den Literaturnobelpreis bekommen hat, obwohl sie seit Jahren auf der Liste der Anwärterinnen steht. Angeblich spricht gegen ihre Wahl, dass sie immer nur das Gleiche schriebe – so ein renommierter deutscher Literaturkritiker. Dass das Gleiche jedoch eine große Qualität und stets anders ist – wie das Leben selbst, auch darum wird es an diesem Abend gehen: eine Hommage an die  große Erzählerin Alice Munro.

Political correctness: „Wovon man nicht sprechen soll, darüber muss man schweigen“?

Ort: Literaturhaus

Moderation: Gabriele Wild

Thomas Edlinger und Manfred Kienpoitner im Gespräch.


Dieses Montagsfrühstück, dem das berühmte Zitat von Ludwig Wittgenstein in abgewandelter Form und als Frage vorangestellt wurde, greift die Debatte über den politisch korrekten Gebrauch von Sprache auf. Im Laufe der Zeit verändern sich Begriffe und ihre Konnotationen und damit ihre Verwendbarkeit. Besonders im Feld der Literatur stößt man auf die sprachlichen Spuren von Diskursen und Anschauungen, die heute als ausgrenzend und überholt gelten. Kann eine Überarbeitung problematischer Begriffe in literarischen Texten der Vergangenheit als Zensur gesehen werden, als Eingriff in die künstlerische Freiheit der Autorin bzw. des Autors? Wird mit einer solchen Korrektur die Problematik ausgeklammert und eine Auseinandersetzung und Aufarbeitung verhindert? Wie verhalten sich die Opfer diskriminierender Bezeichnungen dazu? Gibt es Gegenstrategien, wie das Aneignen und Umdeuten marginalisierender Begriffe oder das In-Anführungszeichen-Setzen? Wo sind die Gegenstimmen zur Political Correctness politisch zu verorten?

Nora Gomringer und Olga Martynova

Ort: Literaturhaus

Die Wort- und Tonkünstlerin Nora Gomringer kommt mit der Bachmann-Preisträgerin 2012 und derzeitigen Stipendiatin der Villa Concordia Olga Martynova in das Literaturhaus am Inn. Die beiden Autorinnen stellen einander gegenseitig vor und lesen aus ihren Werken: Mögen die Sprachfunken sprühen!

Dialektgedichte von Christine Busta

Ort: Literaturhaus

Buchpräsentation mit Christine Tavernier-Gutleben, Ursula Schneider, Annette Steinsiek

Eine neue Seite der Lyrikerin Christine Busta: Sowohl in gedruckter als auch in gesprochener Form werden in diesem Band mit beiliegender CD erstmals ihre Wiener Dialektgedichte publiziert. Die frühesten im Nachlass überlieferten Experimente stammen vom Beginn der siebziger Jahre, einer Zeit, in der der Wiener Dialekt sich durch Fernsehserien, Filme und Lieder gerade großer öffentlicher Beliebtheit erfreute. Zwar wurden Bustas Dialektgedichte zu Lebzeiten nie publiziert, waren aber wohl dafür vorgesehen, wie nicht nur entsprechende Notizen bezeugen, sondern auch Aufnahmen auf Audiokassetten. Die beiliegende CD vereint diese von Christine Busta gelesenen Gedichte im Originalton mit Interpretationen von Christine Nöstlinger – selbst Verfasserin von Lyrik im Wiener Dialekt. Zahlreiche überlieferte Briefe bezeugen den hohen Stellenwert, den gesprochene Sprache für Christine Busta hatte.

www.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/busta

Christine Busta wurde 1915 in Wien geboren, wo sie 1987 starb. Ihre Lyrik wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: u. a. 1954 mit dem Georg-Trakl-Preis und 1969 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis. Ihr Gesamtwerk erscheint im Otto Müller Verlag.

Christine Busta: Erfreuliche Bilanz. Dialektgedichte. Herausgegeben von Christine Tavernier-Gutleben in Zusammenarbeit mit Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider. Otto Müller Verlag 2013

Moormaulwürfe und armenische Wölfe mit Robert Prosser und Martin Fritz

Ort: Literaturhaus

Moderation: Gabriele Wild

Während Robert Prosser und Martin Fritz als Teile der Innsbrucker Lesebühne Text ohne Reiter seit Jahren für monatliche Textperformanz sorgen, erscheinen im Herbst 2013 zwei literarische Debüts: zum einen Robert Prosser Debütroman Geister und Tattoos und zum anderen Martin Fritz’ erster Lyrikband intrinsische süßigkeit. Die beiden Autoren präsentieren ihre jeweiligen Erstlinge, lassen dabei Gedichte über Tiere, Kosmologie und Informationstheorie auf archaische Freiheit, magische Tätowierungen und den Karabachkrieg treffen und tauschen sich über ihre jeweiligen literarischen Herangehensweisen, Differenzen und Gemeinsamkeiten aus.

Martin Fritz: intrinsische süßigkeit. Lyrik. Berger Verlag 2013
Robert Prosser: Geister und Tattoos. Roman. Klever Verlag 2013

Junge Texte! Lange Jugendlesenacht

Ort: Literaturhaus

Moderation: Birgit Unterholzner, Sepp Mall

   

Eröffnung der Langen Jugendlesenacht mit Dr.in Patrizia Moser - Kulturausschuss Innsbruck

18–19.30 Uhr
Präsentation der Texte der 12–14-jährigen mit Birgit Unterholzner

Aus der Schreibwerkstatt von Birgit Unterholzner: Bei Musik die Gedanken schweifen und den Stift übers Blatt wandern lassen, dabei Formen und Kritzelgeschichten kreieren. Aus einem Vielerlei von Postkarten und Fotografien Zufallsgeschichten entwickeln. Klingende Wörter aus Zeitungen und Journalen ausschneiden und Gedichte montieren. Neue Haikus, Anaphern und poetische Porträts schaffen, einander vorlesen, zuhören. Und zwischendurch drauflos schreiben, ohne Regeln und Zensur, in den Schreibfluss eintauchen, weil wir uns auf den Weg machen wollen. Auf den Weg zu uns selbst und zu der Welt, die uns umgibt.

Es lesen: Marlena Allinger-Csollich, Jakob Fiechter-Alber, Kristina Graßl, Elisabeth Hartl, Elias Huemer, Felicia Kaspar, Julian Mosbacher, Anna Obermüller, Judit Prugger.

 

20–21.30 Uhr
Präsentation der Texte der 15–19-jährigen mit Sepp Mall

Schwerpunkt in der Schreibwerkstatt von Sepp Mall war die intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Texten sowie deren Bearbeiten und Verbessern. Bei der Präsentation werden sechs Autoren der Werkstatt ihre Texte zu Gehör bringen – Werke, die ein breites Spektrum von junger Literatur und Weltbetrachtung sichtbar machen, von Fantasy und feinsinnig-poetischen Texten bis hin zu realistischen Alltagsgeschichten …

Es lesen: Franziska Pfister, Lina Wernisch, Selina Willinger, Maximilian Allinger-Czollich, Valentin Rottensteiner und David Schäfer.