Veranstaltungen 1998

Adelheid Dahimene und Margret Kreidl

Ort: Literaturhaus am Inn

Adelheid Dahimene „Gar schöne Spiele" (Wieser Verlag) und Margret Kreidl: „In allen Einzelheiten" Katalog (Ritter Verlag).
Eintritt frei.

Gar schöne Spiele —ein Roman in Form einer wissenschaftlichen Ver­suchsanordnung: „Spieltheorie ist das Studium strategischer Situationen. Zwei oder mehrere Individuen müssen Entscheidungen treffen". Vier Ich-Erzähler werden auf Wanderschaft - Zeitreise - geschickt, um mit einer Geschichte zurückzukehren. Doch das soll - von einem anonymen fünf­ten Erzähler - vethindert werden. Was bleibt am Ende des Spiels? Eine Geschichte, fünf Geschichten? Oder sechs? Auf jeden Fall Polyphonie, Krimi-Spannung und sprachlicher Witz.

In allen Einzelheiten. Katalog. — Aufzählung und Aufdeckung. Beschrei­bung und Entblößung. Klassifikation und Enthüllung: Wo treffen sich das öffentliche und das Private in der blanken Auflistung? Wie werden Figuren in den Raum gesetzt, Definitionen über ein Porrrait gestülpt? Wo endet die Darstellung der einfachen Dinge, wo treffen sich die Informationen über das Natürliche und Künstliche? — Die Kritik war vom Katalog begeistert: So war die Rede vom Anklingen der sprachlichen Eleganz Gertrude Steins und von der Autorin als "eine der großen Hoffhungen der österreichischen Literatur" (Neue Zürcher Zeitung).

 

Bert Brecht zum 100. Geburtstag

Ort: Literaturhaus am Inn

Lyrik - Lesung zum Anlaß des 100. Geburtstages von Bert Brecht. Es liest und kommentiert Michael Klein. Eintritt frei.

Franz Josef Czernin

Ort: Literaturhaus am Inn

Anna und Franz. 16 Arabesken (Haymon 1998). Eintritt frei.

In sechzehn Erzählungen variiert Franz Josef Czernin literarische Motive aus Fabeln und Märchen, der Bibel und der philosophischen Erzähltradition. Der Handlungsfaden jeder Erzählung kreuzt dabei mehrmals die Handlungsfäden der anderen - das so entstandene Geflecht, das Motivgespinst, veranlaßte den Autor, seine Texte „Arabesken" zu nennen. 

Die Texte erläutern und erweitern einander, heben den Unterschied zwischen Hand­lung und Ausschmückung auf, verweisen auf überraschende Zusammenhänge und Ansatzpunkte zum Weiterspinnen im dicht geknüpften Netz der Gedanken.

Georg Trakl

Ort: Literaturhaus am Inn

Lesung von Helmut Eisendle. Die Trakl-Ausstellung des Brenner-Archivs ist von 4.11. bis 14.12. (Mo-Fr, 9-12 und 14-17 Uhr) zu besichtigen.
Eintritt frei.

Georg Trakl gilt als Klassiker der Moderne und zählt zu den bedeutendsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Das Moderne an seiner Art zu dichten wird durch die Innsbrucker Trakl-Ausgabe erkennbar. Zum editorischen Konzept gehört es, Trakls Gedichte als Prozeß zu verstehen, deshalb wird nicht die letzte Fassung, sondern die Entstehung der Texte dargestellt.

Dmitrij Prigov und Lev Rubinstejn

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Christine Engel

Lesung in russischer und deutscher Sprache.

In der "intimen" Öffentlichkeit eines beinahe familiären Kreises befreundeter Künstler, Dichter und Kritiker entstand im Moskau der beginnenden siebziger Jahre ein von der monumentalen Umgebung der Metropole abgegrenzter ästhetischer Lebensraum. Wohnungen und Ateliers waren die Orte, an denen Dichterlesungen, Aktionen und Ausstellungen stattfanden - weniger als Präsentation für ein anonymes Publikum von Konsumenten, sondern vielmehr als Anlässe für Begegnungen und Gespräche. Der Leseabend ("wetscher") oder die gemeinsame Teilnahme der persönlich geladenen Gruppe von "Zuschauern" an Aktionen wurden zu idealen - und zunehmend auch selbst ästhetisierten - Anlässen der Zusammenkunft.

Aus dem Nachlaß von Johannes E. Trojer

Ort: Literaturhaus am Inn

Literarische Texte aus dem Nachlaß von Johannes E. Trojer mit einem akustischen Bühnenbild von Wolfgang Mitterer. Eintritt nach eigenem Maß.

Den Osttiroler Schriftsteller Johannes E. Trojer (1935-91) kannte man zu Lebzeiten als Herausgeber der Kulturzeitschrift "Thurntaler" sowie als einen, der im abseitig gelegenen Villgratental Lehrer war, dort die örtlichen Zustände und Befindlichkeiten präzise beobachtete und mit griffiger Sprache aus seinem Lebensumfeld extrahierte.

Peter Demetz

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Marta Marková

Das Bild vom mystischen und geheimnisvollen Prag ist seit den 60er Jahren in Mode: Der Glanz Karl IV., die Alchemie und die Kunst am Hof Rudolf II., Mozart, Kafka, der Golem, vielleicht noch Mucha und Schwejk. Doch Prag bedeutete im Lauf seiner Geschichte immer wieder auch Rebellion, kulturellen Niedergang und blutigen Terror. Peter Demetz wendet sich gegen die Bilder, die von der Fremdenverkehrsindustrie verbreitet werden und zeigt das, was die traditionellen Versionen der Geschichte Prags verbergen und verwischen, z.B. die Möglichkeiten und Gefahren einer multikulturellen Gesellschaft. 

Peter Demetz erzählt die Geschichte Prags, von Libussa bis Jan Hus, von Milan Kundera bis Václav Havel. Sein neues Buch Prag in Schwarz und Gold. Sieben Momente im Leben einer europäischen Stadt wurde als "Glanzstück lebendiger Geschichtsschreibung" (Die Welt) bezeichnet.

Klaus Merz

Ort: Literaturhaus am Inn

"Kommen Sie mit mir ans Meer, Fräulein?"

Klaus Merz, der bereits drei Bücher im Haymon Verlag - zuletzt den vielbeachteten und mehrfach ausgezeichneten Roman "Jakob schläft" - und mehrere Texte und Gedichtsammlungen in der Schweiz veröffentlicht hat, legt nun eine weitere Geschichte vor. Der Roman ist bereits in den 80er Jahren entstanden und stellt eine vorweggenommene Fortsetzung von "Jakob schläft" dar. In seinem typisch lakonischen Ton erzählt Merz über einen Mann, der als Folge eines Autounfalls im Spital liegt und seine eigene Stimme auf Tonband anhört: Notizen eines Lebens, Protokolle wichtiger und belangloser Erinnerungen und Wahrnehmungen. Merz - ein Meister des höchst reduzierten, aber umso eindringlicheren Erzählens - gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Schweizer Literatur und wird im gesamten deutschen Sprachraum mehr und mehr gelesen.

Walter Pilar

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Sigurd Paul Scheichl

Eine skurreale Biographie in Text / Bild / Ton

Lesung mit Musik und Projektion zu Walter Pilars Romanesque "Lebenssee", dazu Georg Nußbaumers Komposition "3 Männer (ohne Viola und Schneckenflügel)", interpretiert von Katrin Emler.
Eintritt frei.

Wir sind gespannt: Walter Pilar stellt sein beim Ritter Verlag erschienenes Großwerk, die bunt schillernde literarische Lebens- und Ortsgeschichte "Lebenssee" in unsere Innsbrucker Räume hinein. 

Zur Seite hat er die Oberösterreicherin Katrin Emler, die auf ihrer Bratsche Pilars Lesungen, Rezitationen und Bild-Projektionen begleitet. Der "Gesamtkunstwerker" (Kleine Zeitung) Pilar ist jener Mann der österreichischen Literartur, der Lesern und Hörern auf einzigartige Weise begreiflich macht, was "Skurrealität" bedeutet. "Lebenssee" beschreibt im Unterschied zu den üblichen Autobiographien einen Lebensweg ohne Helden, es beschreibt die beengenden Verhältnisse der österreichischen Nachkriegsprovinz, facettenreich dargestellt, vielfach gebrochen, stimmungsintensiv und doch durchreflektiert. Die Literaturhaus am Inn-Redaktion läßt Pilar wissen: "Klar wie ein Birnana, Zwetschgana od. Apfelschnaps möchte ich schreiben. Oder is' sowas eh gloa? Bis zum 11.12."

Zur Ader lassen, schröpfen, castrieren…

Ort: Literaturhaus am Inn

Erste im Literaturhaus am Inn erarbeitete Ausstellung "Der Scherer. Ein Innsbrucker Blatt der Jahrhundertwende" - Vernissage.
Eintritt frei.
Ausstellung von 16.12.1998 bis 22.1.1999, Mo-Fr (9-12 und 14-17 Uhr). Führung für Schulklassen nach Voranmeldung.

Die Zeitschrift "Der Scherer" war das Publikationsorgan der "Jungtiroler", einer Kulturbewegung um Dichter wie Adolf Pichler, Arthur von Wallpach und Anton Renk. Wie schon der Name sagt - ein "Scherer" war in Tirol ein Ratten- und Mäusefänger - sollte das 1899 gegründete Blatt den im Verborgenen agierenden (Volks)schädlingen den Garaus machen. "Schädlinge" waren für den "Scherer" alle politisch Konservativen und Rom-Treuen.