Alban Nikolai Herbst und Uwe Schütte

Moderation: Renate Giacomuzzi

Argo. Anderswelt ist der umfangreichste und letzte Teil der Anderswelt-Trilogie (Thetis, 1998 und Buenos Aires, 2001) von Alban Nikolai Herbst. Der 872 Seiten umfassende neue Roman ist die Fortsetzung einer modernen Odyssee durch eine zukünftige Welt, in der sich aber unsere Gegenwart sehr deutlich erkennen lässt: Die Überschreitung der Grenzen zwischen Ost und West, Mensch und Technik, Realität und Fiktion führt zu desaströsen Verschiebungen, doch je finsterer sich die von Herbst gezeichnete Cyberwelt darstellt, umso erhellender wirkt sie als Spiegelbild unserer Gegenwart. Wie schon in den vorangegangen Bänden mischt der Autor Realien und Fingiertes wild durcheinander und lässt die Leser zweifeln, ob die erzählende Figur Deters nicht doch dem realen Autor näher ist als der ebenfalls im Romangeschehen auftauchende „Herbst“.

Auch mit den herkömmlichen Wertungskriterien für Unterhaltungs- und Hochliteratur kommt man diesem Werk nicht näher, das sich in Stil und Erzähltechnik weit ab vom gegenwärtigen Mainstream bewegt, aber Stilelemente und Motive aus den Unterhaltungsgenres einbaut.

 

Alban Nikolai Herbst: Argo. Anderswelt. Elfenbein Verlag 2013
Uwe Schütte: Poetik des Extremen. Vandenhoeck & Ruprecht 2006

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Innsbrucker Zeitungsarchiv 

Schütte, Uwe

geboren 1967, Lit­er­atur­wis­senschaftler, studierte bei W. G. Sebald und ist seit 1999 Read­er in Ger­man an der Aston Uni­ver­si­ty in Birm­ing­ham. Zu seinen primären Forschungsin­ter­essen zählen die öster­re­ichis­che und deutsche Gegen­wart­slit­er­atur sowie Kul­tur­an­thro­polo­gie, Pop­ulärkul­tur und extrem­istis­che Ästhetik. Neben zahlre­ichen wis­senschaftlichen Auf­sätzen und Buchbe­sprechun­gen ver­fasste er mehrere Mono­gra­phien, darunter zu Ger­hard Roth, W. G. Sebald und Thomas Bernhard.

Unter dem Titel Poet­ik des Extremen (2006) pub­lizierte Schütte Vorar­beit­en ein­er Lit­er­aturgeschichte des Extrem­istis­chen, die einen guten Anknüp­fungspunkt bilden, um in Herb­sts Werk einzuführen.

Herbst, Alban Nikolai

geboren 1955, studierte Philoso­phie, Geschichte und Sozial­wis­senschaften. Er arbeit­ete bis Anfang der 90er Jahre als Bro­ker in Frank­furt am Main. Neben seinen zahlre­ichen Roma­nen, Erzähl- und Gedicht­bän­den ist er Autor von Hör­spie­len, The­ater­stück­en und Libret­ti und wurde mehrfach mit Preisen und Stipen­di­en aus­geze­ich­net. Dschun­gel. Ander­swelt ist eines der ersten und umfan­gre­ich­sten lit­er­arischen Weblogs im deutschsprachi­gen Raum und doku­men­tiert u. a. auch den Entste­hung­sprozess der Ander­swelt-Trilo­gie. Zu den bekan­ntesten Prosa-Werken zählen außer­dem die Romane Wolper­tinger oder Das Blau (1993) und Meere (2003 und 2007).

http://albannikolaiherbst.twoday.net