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In diesem Ver­anstal­tungs­for­mat soll an Schrift­stel­lerIn­nen und Per­sön­lichkeit­en des Geis­teslebens erin­nert wer­den, die in Vergessen­heit ger­at­en sind, zu Unrecht aus dem lit­er­arischen Kanon her­aus­ge­fall­en sind oder in ihrer Bedeu­tung auch heute noch aktuell sind. Sie wer­den im Rah­men von Vorträ­gen oder Essays von Wis­senschaft­lerIn­nen oder anderen Schrift­stel­lerIn­nen vorgestellt. Dazu sind jew­eilige Lesun­gen aus Tex­ten der Vorgestell­ten geplant.

Die böhmische Freundin. Rainer Maria Rilkes Briefwechsel mit Sídonie Nádherný von Borutin in der Konstellation mit Karl Kraus

Ort: Literaturhaus

Moderation: Joachim W. Storck

Mit einer Vitrinenausstellung zu Sídonie Nádherný aus den Beständen des Brenner-Archivs

Die Freundschaftskorrespondenz des aus Prag stammenden Dichters mit der zehn Jahre jüngeren tschechischen Baronesse währte von 1906 bis zu Rilkes frühem Tod 1926. Ein Vorzug dieser Ausgabe ist die erstmalige Veröffentlichung jener Briefe der Korrespondenzpartnerin, die sich aus dem Zeitraum 1914 bis 1926 erhalten haben. Sie erlauben Einblicke in das Innenleben dieser Frau, deren Freundschaft für zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts von außerordentlicher Bedeutung gewesen ist. Nicht zuletzt das Fehlen ihrer Antwortbriefe in der opulenten Ausgabe der an sie gerichteten Briefe von Karl Kraus aus den Jahren 1913 bis 1936 gibt den von ihr erhaltenen Briefen an Rilke ein besonderes Gewicht. Desgleichen gewinnen auch Rilkes Antworten durch die Konfrontation mit ihren Gegenbriefen an Lebendigkeit. Vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkriegs spiegeln sie das gesellschaftliche und zeitgeschichtliche Umfeld ihrer Entstehung. Die Lesung ausgewählter Briefe und der erläuternde Vortrag, der auch Sidonie Nádhernýs weiteres Leben und Schicksal abrisshaft verfolgt, sollen der Vermittlung dieser Eindrücke dienen.

Joachim W. Storck, geboren 1922 in Karlsruhe, war in den Jahren 1971 – 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N., unterrichtete zwanzig Jahre an der Universität Mannheim; seit 1991 ebendort Honorarprofessor; einer der bedeutendsten Rilke-Forscher. Spezialgebiete: Lyrik von Hölderlin bis Celan; österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (Stifter, Hofmannsthal, Rilke, Aichinger); Exil-Literatur.

Maria Hofer, eine facettenreiche Frau.

Ort: Literaturhaus

Mit Milena Meller und Hugo Bonatti. In Kooperation mit dem PEN-Club Tirol und dem Turmbund

Organistin, Pianistin, Kapellmeisterin, Komponistin, Turnierreiterin, Chauffeuse ... eine vielseitige Frau war Maria Hofer. Sie führte ein aufregendes, vielversprechendes Künstlerleben, war mit der Elite der Kunstwelt bekannt, arbeitete für die renommierte Universal-Edition, gab Konzerte, lebte im Haus des Ehepaars Hertzka, ehe sie 1939 nach Kitzbühel ging. Hier war sie als Organistin tätig, fand kurzfristig auch wieder Anschluss an die Musikszene, doch dann vereinsamte und verarmte sie zusehends und starb 1977 mittellos, krank und verbittert. Ein Teil ihres musikalischen Nachlasses wurde 2006 von Bernhard Sieberer auf CD eingespielt. Obwohl wichtige Teile ihres Werks verschwunden sind bzw. vernichtet wurden, ihre musikalischen Werke ungewöhnlich große Qualitätsunterschiede aufweisen, ihre Biographie lückenhaft und ihre Selbstaussagen mit Vorsicht zu behandeln sind, strahlte und strahlt Maria Hofer eine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann.
Milena Meller hat Hofers Nachlass bearbeitet und wird ausgehend vom in den späten 60er Jahren verfassten "Curriculum Vitae"das Leben der außergewöhnlichen Frau nachzeichnen. Hugo Bonatti, der Maria Hofer als Schüler und Freund persönlich gekannt, etliche Texte über sie verfasst hat und schließlich ihr Nachlassverwalter wurde, setzt einen Kontrapunkt zu den wissenschaftlichen Nachforschungen, indem er von Begegnungen und Erfahrungen berichtet. Hörproben runden den Abend ab.

Hans Lebert

Ort: Literaturhaus

Moderation: Michael Klein

Die Wolfshaut

Spät, erst 1960, Hans Lebert war damals bereits 41 Jahre alt, ist sein erster und wichtigster Roman Die Wolfshaut erschienen, nicht in Österreich, wo der Autor keinen Verleger für ihn gefunden hatte, sondern bei Claassen in Hamburg. Das Buch schlug in die österreichische Nachkriegsliteratur wie eine Bombe ein: von den einen in höchstem Maße als verstörend empfunden, wegen seiner Thematik, der Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit in unserem Land, von den anderen gerade deshalb bewundert und hoch gelobt als einer der wenigen Versuche, auch die heimische Mitschuld an den Verbrechen dieser Jahre anzusprechen – jenseits aller großkoalitionären Harmonisierungsbemühungen der fünfziger Jahre. Obwohl heute unstrittig zum Kanon gehörend, sind sowohl der Autor wie auch der Roman heute weitgehend vergessen oder zumeist nur noch dem Namen nach bekannt. Michael Klein hat das Buch aus dem Abstand von fast 50 Jahren wieder gelesen und versucht eine kritische Neueinschätzung sowohl des Autors als auch seines bedeutenden Romans.

Christine Busta

Ort: Literaturhaus

"ich singe dir Gras ...". Zum 20. Todestag von Christine Busta am 3. Dezember. Mit Margit Jautz, Anton Gruber, Wolfgang Wiesmüller, Ursula Schneider, Annette Steinsiek

Ein Werk von Christine Busta kennen die meisten aus ihrer Kindheit: Die Sternenmühle. Gedichte für Kinder und ihre Freunde(1959) lag und liegt in vielen Kinderzimmern zerlesen herum. Hauptsächlich schrieb sie jedoch für Erwachsene: Lampe und Delphin (1955), Salzgärten (1975) oder Wenn du das Wappen der Liebe malst (1981) heißen drei ihrer sieben Gedichtbände. Christine Busta, geboren 1915 in Wien, gestorben 1987 in Wien, wird neben Ingeborg Bachmann und Christine Lavant zu den wichtigsten österreichischen Lyrikerinnen der Nachkriegszeit gezählt.

Ihr Nachlass, der im Februar 2007 als Schenkung der Familie an das Brenner-Archiv gelangte, ist von großem literatur- und auch kulturhistorischem Interesse: Er beleuchtet die österreichische Kulturgeschichte der 1950er bis 1970er Jahre und wird es möglich machen, die poetische Arbeitsweise der Dichterin zu erforschen und bisher unbekannte Aspekte für die Öffentlichkeit und die Forschung zu erschließen.

Aus dem Nachlass werden einzelne Stücke in einer Ausstellung erstmals vorgestellt. Margit Jautz liest bekannte und noch unveröffentlichte Gedichte zum Wieder-hören und Kennen-lernen. Anton Gruber und Wolfgang Wiesmüller zeigen Wege zum Werk Christine Bustas. Ursula Schneider und Annette Steinsiek sprechen zu Nachlass und Ausstellung.

Margit Jautz, Schauspielerin und Sprecherin. Schauspielerin als Gast am Schauspielhaus Graz bis 2005, von 1965 – 2000 Lehrbeauftragte an der Kunstuniversität Graz, 40 Jahre lang Sprecherin im ORF Landesstudio Steiermark. 2005 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark.

Peter Handke in einem Porträt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Peter Hamm, Erika Wimmer

Filmporträt Der schwermütige Spieler und Buchvorstellung Es leben die Illusionen. Gespräche in Chaville und anderswo (Wallstein).

Die Voraussetzungen für ein Gespräch zwischen Peter Handke und Peter Hamm sind geradezu ideal: Sie kennen einander über vierzig Jahre, sind seit langem eng befreundet. Hier treffen nicht einfach Autor und Kritiker (oder Literaturwissenschaftler) aufeinander, sondern beide Gesprächspartner sind Autoren, die in den 60er Jahren ihren Weg in die Literatur begannen und den Schaffensprozess von beiden Seiten kennen. Außerordentlich genau reflektieren sie in ihrer Arbeit die Bedingungen des Schreibens mit; Handke über das eigene Schreiben hinaus auch als Übersetzer und im Schreiben über andere Schriftsteller, Hamm wie kaum ein anderer als einfühlsamer und kenntnisreicher Journalist. Wenn Peter Hamm nach Prägungen in der Kindheit fragt, nach der Mutter, den Jahren im Internat und an der Universität, nach den schriftstellerischen Anfängen, nach Kafka, Wim Wenders und Thomas Bernhard, nach Jugoslawien und Deutschland, nach dem Verhältnis von Spiel und Gebet in der Dichtung, so ist sofort spürbar, dass er das Werk des anderen in allen Verästelungen kennt. Er öffnet einen Gesprächsraum, den Peter Handke bereitwillig, mit äußerster und ungekannter Offenheit ausschreitet, dankbar für das "Auf-die-Sprünge-Helfen" und widersprechend, tastend, suchend nach der richtigen Formulierung, frozzelnd. Nicht zuletzt über sich selbst. Anlass für diese Gespräche war der von Hamm gedrehte Film über Handke Der schwermütige Spieler. Dass sie sich über einen längeren Zeitraum erstreckten, in einer fast unwirklichen Ruhe geführt wurden, gibt ihnen selbst einen literarischen Rhythmus, der sichtbar werden lässt, was Literatur heute sein kann.

H.C. Artmann in einem Porträt

Ort: Literaturhaus

Moderation: Raoul Schrott

Den Alltag in Poesie zu verwandeln, ist Programm genug, eine stille und nie je abgeschlossene Revolution. [...] Ein Handwerker der Worte, nichts anderes ist ein Poet, schon von seiner altgriechischen Ethymologie her; allein er vermag uns aus allem Vorgefundenen eine Welt zu bauen. [...] Die Art, wie Artmann zugange geht, war mir selbst von Anfang an die liebste, kein anderer Zauber kam dem gleich, nichts inspirierte so wie diese Demiurgie (als erhabenste Industrie), die fingerschnippend eins um das andere um einen herum verwandelt. Sie arbeitete nicht mit der Sprache, sondern in ihr, aus ihr; sie schuf 'imaginäre paysagen, landschaften, die die worte selbst schaffen oder die durch die worte neu erstellt werden' - weil diese Art von Dichtern ihnen keine Szenographie aufdrückte, sondern der Sprache die Regie überließ."
So Raoul Schrott über H.C. Artmann in seinem Nachwort der Neuausgabe von Artmanns fleiß und industrie (Jung und Jung 2000). Schrott und Artmann verband über poetologische Affinitäten hinaus eine gegenseitige Wertschätzung und Freundschaft.

H.C. Artmann (1921-2000) war eine zentrale Figur der österreichischen Literatur nach 1945. Sein Werk hat bis heute nichts von seiner Faszination und Ausstrahlungskraft verloren.

Hugo von Hofmannsthal

Ort: Literaturhaus

Moderation: Alfred Doppler

Hugo von Hofmannsthal beschreibt in seinen Dichtungen das Lebensklima der zu Ende gehenden österreichisch-ungarischen Monarchie. In seinen Gedichten lebt noch einmal der Klangzauber der Romantik auf, zugleich aber auch die Skepsis gegenüber den Mitteilungsmöglichkeiten der Sprache. Diese Sprachskepsis lenkte Hofmannsthals Aufmerksamkeit auf Ausdrucksmöglichkeiten, die der Sprache nicht bedürfen, wie wortloses Handeln, Pantomime, Tanz und Musik. In seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Richard Strauss war es ihm ein Anliegen, eine innige Verbindung von Sprache und Musik zu verwirklichen. Es soll gezeigt werden, wie literarische Tradition in der Gegenwart weiterwirkt und alte ungelöste Fragen des menschlichen Zusammenlebens an die Zukunft weiterreicht.
Alfred Doppler, geboren 1921, war u.a. von 1971-1991 als Professor für österreichische Literatur an der Universität Innsbruck tätig. Bücher: u.a. Die Lyrik Georg Trakls (2001); Geschichte im Spiegel der Literatur (1992); Der Abgrund des Ichs (1985); Herausgeber der Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters.

Robert Walser

Ort: Literaturhaus

Moderation: Michael Klein

Es spricht und liest: Bernhard Echte (Leiter des Robert-Walser-Archivs)

Robert Walser gehört zu den rätselhaftesten Schriftstellern seiner Zeit. Geboren 1878 in Biel. Seine ersten Gedichte, die 1898 erschienen, verschafften ihm den Zugang zu literarischen Kreisen. Nach Erscheinen seines ersten Buches, Fritz Kochers Aufsätze, rasch folgten nun seine drei Romane Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909). Trotz eines Achtungserfolgs bei der Kritik konnte sich Walser im literarischen Leben der deutschen Hauptstadt Berlin, wo er seit 1905 lebte, jedoch nicht durchsetzen. Im Gefühl, gescheitert zu sein, kehrte Walser 1913 in seine Heimatstadt Biel zurück. Er mietete sich eine Dachkammer und schuf dort unter äußerst ärmlichen Bedingungen eine große Zahl von Kurzprosatexten, die zum Teil auch in Buchform erschienen. Als Hauptwerk dieser Zeit gilt die umfangreiche Erzählung Der Spaziergang (1918). Ab Anfang der zwanziger Jahre lebte er in Bern.
Infolge einer psychischen Krise geriet Walser Anfang 1929 gegen seinen Willen in die Psychiatrie, deren Rahmen er nie mehr verlassen konnte. 1933 von der Berner Klinik Waldau nach Herisau verlegt, gab er das Schreiben vollständig auf und lebte dort noch 24 Jahre als vergessener anonymer Patient. Er starb am Weihnachtstag 1956 auf einem einsamen Spaziergang im Schnee.
Bernhard Echte ist Leiter des Robert-Walser-Archivs in Z
Bernhard Echte beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Walsers Werk. Er ist Herausgeber zahlreicher Bücher Walsers. Er wird am Abend ein Portrait des Autors gestalten und aus dessen Texten lesen.

Stefan Zweig

Ort: Literaturhaus

Drei Leben - eine Biographie.
Mit Oliver Matuschek

"Meine drei Leben", so lautete Stefan Zweigs Arbeitstitel für sein großes Buch Die Welt von Gestern. Die Lehr- und Wanderjahre bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, die Erfolgsjahre des "Schriftstellerbetriebes" Stefan Zweig in Salzburg, schließlich die Exiljahre in Großbritannien, den USA und Brasilien - sie bilden die drei großen Blöcke in Stefan Zweigs Biographie.
Oliver Matuschek kann sich für seine Lebensbeschreibung auf eine Fülle neu zugänglicher Quellen, Forschungsergebnisse und bisher unbekannten Materials stützen. Er erzählt fesselnd das ausgefüllte Leben eines vom Erfolg verwöhnten Schriftstellers, das durch die Zeitläufe bedingt eine Wendung nimmt und tragisch im gemeinsamen Freitod mit seiner zweiten Frau Lotte in einer brasilianischen Kleinstadt endet. Überdies widmet sich Matuschek allgemeinen Fragen wie Stefan Zweigs Reisen, der Herangehensweise an die Stoffe seines Werks und dem Verhältnis Zweigs zu seinen Kollegen und Verlegern.
Oliver Matuschek, geboren 1971, Studium der Politologie und Neueren Geschichte. Mitautor mehrerer Dokumentarfilme zu historischen und politischen Themen. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Ich kenne den Zauber der Schrift. Katalog und Geschichte der Autographensammlung Stefan Zweig(2005).

Ein Abend für Johannes Bobrowski

Ort: Literaturhaus

Moderation: Michael Klein

Einführung und Lesung unter Verwendung von originalen Bild- und Tondokumenten.

Geboren ist Johannes Bobrowski 1917 in Tilsit, im deutsch-polnisch­baltischen Grenzgebiet an der Memel. Nach der Matura, 1938 in Königsberg, Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht und anschlie­ßende russische Kriegsgefangenschaft von 1939 bis 1949. Später Ver­lagslektor in Ost-Berlin und erste Gedichtveröffentlichungen 1955 in der Zeitschrift Sinn und Form. Danach erscheinen die Gedichtbändchen Sarmatische Zeit (1961) und Schattenland Ströme (1962), der Roman Levins Mühle (1964) sowie die Erzählungen Mäusefest und andere Erzählungen (1965). - Gestorben ist Johannes Bobrowski 1965, mit erst achtundvierzig Jahren.

Auch wenn man den erst nach seinem Tod erschienenen Roman Litauische Klaviere (1966) und die Gedichte aus dem Nachlass Wetter­zeichen (1967) hinzurechnet, an Zahl und Umfang ein insgesamt eher schmales Werk. Um so beeindruckender ist das Echo, das die Bücher bereits seinerzeit auslösten und das andauernde Erstaunen über ihre Kraft und den ganz unverwechselbaren Ton, von denen sie bis heute nichts verloren haben.

Aber es kommt noch etwas hinzu: Johannes Bobrowski ist vermut­lich auch der letzte Zeuge einer Literatur- und Kulturlandschaft, sei­nes „Sarmatien", die ebenso unwiderruflich verloren ist wie das Galizien eines Bruno Schulz oder die Bukowina der Rose Ausländer.

Befragt nach seinem „Thema" hat Johannes Bobrowski einmal erklärt: „Zu schreiben habe ich begonnen am Ilmensee 1941, über rus­sische Landschaft, aber als Fremder, als Deutscher. Daraus ist ein Thema geworden, ungefähr: die Deutschen und der europäische Osten. Weil ich um die Menschen herum aufgewachsen bin, wo Polen, Litauer, Russen, Deutsche miteinander lebten, unter ihnen allen die Judenheit. Eine lange Geschichte aus Unglück und Verschuldung, seit den Tagen des deutschen Ordens, die meinem Volk zu Buch steht. Wohl nicht zu tilgen und zu sühnen, aber eine Hoffnung wert und einen redlichen Versuch."